In 960 Tagen um die Welt
Heidi Hetzer beendet ihre Reise im Oldtimer in Berlin – Ihren 80. Geburtstag möchte sie zu Hause feiern
BERLIN (dpa) - Heidi Hetzer (79) ist nach ihrer Weltumrundung in einem Oldtimer wohlbehalten nach Berlin zurückgekehrt. Um 12 Uhr fuhr sie nach rund zwei Jahren und sieben Monaten am Steuer ihres petrolfarbenen Hudson, Baujahr 1930, am Brandenburger Tor vor. Mehrere Hundert Fans erwarteten sie. Vorbild für Hetzers Oldtimer-Trip war eine Reise der Industriellentochter und Rennfahrerin Clärenore Stinnes in den 1920er-Jahren.
Heidi Hetzer ist von Berlin aus durch Asien, Teile Australiens, Neuseelands, dann über Nord- und Südamerika bis ins südliche Afrika gefahren. Umarmungen habe sie manchmal schmerzlich vermisst, resümiert sie nach dieser langen Reise. „Die Familie, das habe ich auf dieser Reise gelernt, ist das Allerwichtigste. Und die Freunde, die richtigen, echten Freunde“, schrieb sie in ihrem Blog. Ruhiger und nachdenklicher sei sie geworden.
In Hetzers Generation war es in der jungen Bundesrepublik eher ungewöhnlich, erst Automechanikerin zu lernen und über Jahrzehnte ein großes Autohaus zu führen. Daneben fuhr sie mit Leidenschaft Rallyes und ärgerte sich über „dämliche Damenpreise“. Dass ihr der Ruhestand nach dem Verkauf der Firma nicht reichen würde, sei ihren Kindern klar gewesen. „Wir haben geklärt, dass ich das Erbe einfach verballere.“
Dass es zwei Jahre und sieben Monate mit „Hudo“, einem Hudson Greater Eight aus Detroit mit Holzspeichen-Felgen und Trockenkupplung mit unsynchronisiertem DreiGang-Getriebe, werden würden, hat Hetzer beim Start am 27. Juli 2014 wohl nicht geahnt. Der petrolfarbene Oldtimer schluckte 17 Liter auf 100 Kilometer, blieb liegen, verschliss Motoren und Ersatzteile. Heidi Hetzer hat ihm alles verziehen wie einem tattrigen Ehemann. „Hudo“hat sie weder in der afrikanischen Wüste im Stich gelassen noch bei eiskalten Bergüberquerungen in Asien. In Laos hatte er es mal nicht so richtig mit den Bremsen. „Bin ich halt langsamer gefahren“, sagt Hetzer.
Krisenregionen hat sie auf der ganzen Fahrt gemieden. „Ich bin allein als Mädel unterwegs. Wenn ich entführt würde und jemand will Lösegeld, wäre es mir wahnsinnig peinlich“, erklärte sie in Interviews. „Und wenn die Deutschen dann sagen würden, dass sie mit ihrem Steuergeld auch noch die Alte da rausholen müssen.“
Bei einer Autoreparatur verlor sie ein Stück eines Fingers, auch ein Backenzahn blieb auf der Strecke. Einmal musste sie wegen einer KrebsOP aussteigen. Danach ging es weiter. „Sie hat Benzin im Blut“, sagte ihr Chirurg dazu. Ihren 80. Geburtstag im Sommer will die Weltenbummlerin übrigens zu Hause feiern.