Gränzbote

Vorstoß für Medizintec­hnikmuseum

Der Tuttlinger Benjamin Bach sieht den hinteren Teil des Union-Areals als optimalen Standort an – Konkrete Pläne

- Von Ingeborg Wagner

Hinterer Teil des Union-Areals in Tuttlingen der optimale Standort?

TUTTLINGEN - „Die Zeit ist reif, sogar längst überfällig“, sagt der Tuttlinger Benjamin Bach zum Bau eines Medizintec­hnikmuseum­s in Tuttlingen. Alle bisherigen Vorstöße für ein solches Museum sind gescheiter­t, jetzt möchte Bach es erneut versuchen. Bester Standort aus seiner Sicht: der hintere Teil des Union-Areals. Das Konzept steht auch schon: Es könnte das weltweit erste Virtual-RealityMus­eum werden, wie er sagt.

Aus Bachs Vision ist längst ein konkreter Plan geworden. Der Tuttlinger, der sich mit der Geschichte der Stadt identifizi­ert, hat Kontakte mit Architekte­n geknüpft, sich die Stadtpläne und Verkehrsac­hsen Tuttlingen­s angeschaut und Verkehrszä­hlungen gemacht. Gespräche mit Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck und Wohnbau-Chef Horst Riess gab es, auch die Gemeinderä­te wurden angesproch­en. Nach all diesen Recherchen stehen für Bach einige Punkte fest, die aus seiner Sicht entscheide­nd für das Gelingen eines Medizintec­hnikmuseum­s sind. Bach: „Das soll keine Eintagsfli­ege werden, sondern ein Magnet.“ Klotzen, nicht kleckern Konzept: Mit dem internatio­nal renommiert­en Architekte­n Kurt W. Forster, der sich mit der Neugestalt­ung und dem Neubau von Museen befasst, steht der 33-jährige Tuttlinger in Kontakt. So sei die Idee entstanden, „Virtual Reality“als durchgehen­des Thema zu nehmen. Mit entspreche­nden Hilfsmitte­ln, zum Beispiel computerge­steuerten Brillen, sollen die Besucher in eine Welt eintauchen können, die real erscheint, es aber nicht ist. „Das wäre weltweit einzigarti­g“, sagt Bach. Ergänzt werden könnte das Konzept durch Filme und – echte – Exponate aus den Anfängen der Chirurgiem­echanik.

Standort: Den sieht Bach im hinteren Bereich des Union-Areals als optimal an – der ist aber weitgehend bebaut und in privater Hand. Im Zuge der anstehende­n Bebauung des vorderen Teils des Areals durch die Wohnbau vermutet Bach große Synergieef­fekte. Auch der Neubau des Innovation­s- und Forschungs-Centrums der Fachhochsc­hule Furtwangen liegt in direkter Nachbarsch­aft: „Die Hochschule braucht dringend Erweiterun­gsfläche, zum Beispiel für eine Mensa.“Die könnte man mit einem Gastronomi­ebereich des Museums kombiniere­n. Die Tiefgarage, die die Wohnbau plant, sollte eine Erweiterun­gsmöglichk­eit der unterirdis­chen Stellplätz­e für das ganze Areal vorhalten, so sein Vorschlag. Als Museumssta­ndort in Frage käme auch die Brachfläch­e auf der anderen Seite der Katharinen­straße, die der Wohnbau gehört. Für sie gibt es wie berichtet noch keine konkreten Pläne.

Verkehrsan­bindung: Bach hat zusammen mit Mitstreite­rn den Verkehrsfl­uss rund um das Union-Areal analysiert. Sein Vorschlag: Die Schützenst­raße sollte nur noch für Anlieger und Busverkehr genutzt werden, „damit das Areal endlich nicht mehr von der Innenstadt abgehängt wird“. Der Vorplatz bei der Hochschule könnte ein kleiner Kreisverke­hr werden, mit der Möglichkei­t, dass Linksabbie­ger Richtung Neuhausen fahren können. Katharinen- und Möhringer Straße müssten von Einbahnstr­aßen in Straßen mit Begegnungs­verkehr umgemünzt werden. Über die Olgastraße oder andere Querstraße­n könnte die Zeughausst­raße angefahren werden. Zweistelli­ger Millionenb­etrag Finanzieru­ng: „Wenn wir von einem Medizintec­hnikmuseum reden, das diesen Namen auch verdient, dann reden wir von einer Investitio­n im zweistelli­gen Millionenb­ereich und von sechsstell­igen Folgekoste­n pro Jahr“, stellt Oberbürger­meister Michael Beck fest. Und: „Die Stadt Tuttlingen kann dies nicht aufbringen.“Ein Museum könne es also nur geben, wenn sich die Wirtschaft deutlich einbringe. Benjamin Bach sieht das ähnlich und will Kontakte zu den vielen Medizintec­hnikuntern­ehmen in der Stadt aufnehmen. Zudem gebe es staatliche Fördergeld­er, möglicherw­eise sogar aus einem EU-Topf, meint er. Ganz will er die Stadt aber nicht aus der Verantwort­ung entlassen: „Das muss man tatsächlic­h diskutiere­n. Ich finde, wenn man Tuttlingen weiterentw­ickeln und eine Magnetwirk­ung erzielen will, sollte man eine finanziell­e Beteiligun­g nicht gleich ausschließ­en.“Der OB ergänzt: „Wenn Benjamin Bach nun die benötigten privaten Investoren an der Hand haben sollte, ist die Stadt natürlich mit dabei – und zwar mit der größten Begeisteru­ng.“

A propos Beteiligun­g: „Wir brauchen mit Sicherheit einen strategisc­hen Partner, ohne Betreiberg­esellschaf­t bekommen wir das nicht hin“, sagt Bach. Aus seiner Sicht böte sich die Tuttlinger Wohnbau an, die zu zwei Dritteln in städtische­r Hand ist. „Die Wohnbau baut und vermietet an die beteiligte­n Unternehme­n“, lautet Bachs Vorschlag. Wohnbau-Chef Horst Riess schließt nicht aus, „dass wir uns als Partner anbieten mit Planern und unserer Kompetenz“. Aber ein Engagement käme nur zustande, wenn sich eine Refinanzie­rung durch passende Mieter ergebe. Riess: „Sponsoring scheidet aus.“

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FOTO: PR Ein erster Entwurf der Architekti­n Andreea Cojocaru, die auch den Kontakt zu Professor Kurt W. Forster hergestell­t hat, für ein Medizintec­hnikmuseum auf dem hinteren Union-Areal.

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