Datenlage zu Auto-Arbeitsplätzen noch dünn
Strukturwandel E-Mobilität betrifft hunderte Firmen in Region – Heute Podiumsdiskussion
SPAICHINGEN - 1400 Teile für einen Verbrennungsmotor, 200 Teile für einen Elektromotor - die Zahlen differieren noch in der Darstellung, aber der Trend ist eindeutig: Was bedeutet der inzwischen Fahrt aufnehmende Trend zur Elektromobilität für unsere Region? Das ist Thema der Podiumsdiskussion des Heuberger Boten in Kooperation mit der Erwin-TeufelSchule am heutigen Donnerstag.
Die Relevanz des Strukturwandels in der Mobilität für die Betriebe und ihre Arbeitsplätze in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg (SBH) beziehungsweise dem Kreis Tuttlingen zu fassen ist nicht ganz einfach, denn es fehlt an aktuellen validen Daten. Eine Studie der IHK, die derzeit in Planung ist, beschäftigt sich damit und auch der Kreistag will Daten erheben lassen.
Eine Strukturanalyse der Industrieund Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg aus dem Jahr 2012 lässt allerdings grobe Trends erahnen: Rund 1000 Betriebe sind im Bereich Automotive tätig, davon 33 Prozent im Kreis Tuttlingen. Ein Schwerpunkt der zerspanenden Industrie ist im Bereich Spaichingen/ Heuberg. Dem Bereich Automotive werden in der Region SBH geschätzt mindestens 65 000 Arbeitsplätze (unter den Top 10) zugeordnet, es sind also vermutlich sehr viel mehr. Geht man spekulativ davon aus, dass diese Betriebe im Schnitt rund ein Drittel direkt an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor hängen, könnten in unserer Region 20 000 bis 25 000 Arbeitsplätze vom Strukturwandel betroffen sein. Dies sind aber Schlussfolgerungen von bestehenden Daten und Umfragen, eine valide empirische Erhebung gibt es nicht.
Die Innovationspotenziale beim Verbrennungsmotor schätzen die beiden für die anstehende Studie zuständigen IHK-Mitarbeiter, Thomas Wolf, Geschäftsbereichsleiter Innovation, Technologie Industriebetreuung, und Martin Schmidt, Projektleiter Verkehr, Logistik, Kreativwirtschaft, als weniger groß ein, als etwa im Bereich der Batterietechnik. Diese ist der Knackpunkt beim Wechsel zur E-Mobilität und hier, so Wolf und Schmidt, hätten Länder wie Japan, Korea oder China ein paar Jahre Vorsprung. Sie schlagen vor, statt den Vorsprung aufholen zu wollen, mit jenen zu kooperieren, die ihn haben und den technologischen Vorsprung des Ländles im Bereich intelligente Fahrsysteme Steuerung (Industrie 4.0.) und ähnliches auszubauen in dieser Partnerschaft.
Sie glauben, dass es im Bereich der Antriebstechnologien übergangsweise eher noch mehr Nachfrage nach Teilen für den Verbrennungsmotor geben wird, weil die Übergangszeit den Hybridfahrzeugen gehöre. Die Studie, die jetzt in Angriff genommen werden soll, wolle verschiedene Szenarien durchspielen, so Wolf und Schmidt, und dies sowohl unter dem Aspekt der Arbeitsplätze als auch des technologischen Fortschritts.
Super-Spezialisierung
Mit eine Rolle beim technologischen Wandel – sofern dieser bei der Super-Spezialisierung und Expertise der hiesigen vor allem metallbearbeitenden Betriebe möglich ist – spielt die Größe der Firmen. Denn 61 Prozent aller Betriebe in der Region haben unter 40 Mitarbeiter, 28 Prozent unter 250 Mitarbeiter und neun Prozent unter 1000 sowie zwei Prozent über 1000 Mitarbeiter. Forschungsund Entwicklungsleistungen sowie Investitionen sind für die kleinen Betriebe höchst problematisch. Eine Firma, die Herzog GmbH aus Schramberg-Sulgen, hat als erste in der Region die Abkehr vom Verbrennungsmotor mit einem radikalen Schnitt vollzogen und im Januar 2017 den Abbau von 150 Arbeitsplätzen angekündigt.