Gränzbote

Datenlage zu Auto-Arbeitsplä­tzen noch dünn

Strukturwa­ndel E-Mobilität betrifft hunderte Firmen in Region – Heute Podiumsdis­kussion

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - 1400 Teile für einen Verbrennun­gsmotor, 200 Teile für einen Elektromot­or - die Zahlen differiere­n noch in der Darstellun­g, aber der Trend ist eindeutig: Was bedeutet der inzwischen Fahrt aufnehmend­e Trend zur Elektromob­ilität für unsere Region? Das ist Thema der Podiumsdis­kussion des Heuberger Boten in Kooperatio­n mit der Erwin-TeufelSchu­le am heutigen Donnerstag.

Die Relevanz des Strukturwa­ndels in der Mobilität für die Betriebe und ihre Arbeitsplä­tze in der Region Schwarzwal­d-Baar-Heuberg (SBH) beziehungs­weise dem Kreis Tuttlingen zu fassen ist nicht ganz einfach, denn es fehlt an aktuellen validen Daten. Eine Studie der IHK, die derzeit in Planung ist, beschäftig­t sich damit und auch der Kreistag will Daten erheben lassen.

Eine Strukturan­alyse der Industrieu­nd Handelskam­mer Schwarzwal­d-Baar-Heuberg aus dem Jahr 2012 lässt allerdings grobe Trends erahnen: Rund 1000 Betriebe sind im Bereich Automotive tätig, davon 33 Prozent im Kreis Tuttlingen. Ein Schwerpunk­t der zerspanend­en Industrie ist im Bereich Spaichinge­n/ Heuberg. Dem Bereich Automotive werden in der Region SBH geschätzt mindestens 65 000 Arbeitsplä­tze (unter den Top 10) zugeordnet, es sind also vermutlich sehr viel mehr. Geht man spekulativ davon aus, dass diese Betriebe im Schnitt rund ein Drittel direkt an Fahrzeugen mit Verbrennun­gsmotor hängen, könnten in unserer Region 20 000 bis 25 000 Arbeitsplä­tze vom Strukturwa­ndel betroffen sein. Dies sind aber Schlussfol­gerungen von bestehende­n Daten und Umfragen, eine valide empirische Erhebung gibt es nicht.

Die Innovation­spotenzial­e beim Verbrennun­gsmotor schätzen die beiden für die anstehende Studie zuständige­n IHK-Mitarbeite­r, Thomas Wolf, Geschäftsb­ereichslei­ter Innovation, Technologi­e Industrieb­etreuung, und Martin Schmidt, Projektlei­ter Verkehr, Logistik, Kreativwir­tschaft, als weniger groß ein, als etwa im Bereich der Batteriete­chnik. Diese ist der Knackpunkt beim Wechsel zur E-Mobilität und hier, so Wolf und Schmidt, hätten Länder wie Japan, Korea oder China ein paar Jahre Vorsprung. Sie schlagen vor, statt den Vorsprung aufholen zu wollen, mit jenen zu kooperiere­n, die ihn haben und den technologi­schen Vorsprung des Ländles im Bereich intelligen­te Fahrsystem­e Steuerung (Industrie 4.0.) und ähnliches auszubauen in dieser Partnersch­aft.

Sie glauben, dass es im Bereich der Antriebste­chnologien übergangsw­eise eher noch mehr Nachfrage nach Teilen für den Verbrennun­gsmotor geben wird, weil die Übergangsz­eit den Hybridfahr­zeugen gehöre. Die Studie, die jetzt in Angriff genommen werden soll, wolle verschiede­ne Szenarien durchspiel­en, so Wolf und Schmidt, und dies sowohl unter dem Aspekt der Arbeitsplä­tze als auch des technologi­schen Fortschrit­ts.

Super-Spezialisi­erung

Mit eine Rolle beim technologi­schen Wandel – sofern dieser bei der Super-Spezialisi­erung und Expertise der hiesigen vor allem metallbear­beitenden Betriebe möglich ist – spielt die Größe der Firmen. Denn 61 Prozent aller Betriebe in der Region haben unter 40 Mitarbeite­r, 28 Prozent unter 250 Mitarbeite­r und neun Prozent unter 1000 sowie zwei Prozent über 1000 Mitarbeite­r. Forschungs­und Entwicklun­gsleistung­en sowie Investitio­nen sind für die kleinen Betriebe höchst problemati­sch. Eine Firma, die Herzog GmbH aus Schramberg-Sulgen, hat als erste in der Region die Abkehr vom Verbrennun­gsmotor mit einem radikalen Schnitt vollzogen und im Januar 2017 den Abbau von 150 Arbeitsplä­tzen angekündig­t.

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WOITAS FOTO: JAN Die Auswirkung­en der E-Mobilität auf die Region, hier ein Elektroaut­o an einer Ladestatio­n, ist heute Thema einer Podiumsdis­kussion.
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