Gränzbote

Trieb die Stadt ein falsches Spiel?

Um Veto gegen Nahversorg­er an Wieselberg­straße droht Ärger – Investor sieht Zusage

- Von Cornelia Spitz

VILLINGEN-SCHWENNING­EN - Man brauchte das Gelände für den Bau der Stichstraß­e von der B33 zum Möbelriese­n XXXLutz ganz unbedingt. Doch hat die Stadt dem Investor Thomas Keller im Gegenzug Zusagen gemacht, die sie nie halten konnte? Der Investor selbst jedenfalls fühlt sich hinters Licht geführt.

„Die Stadt habe ein solches Verspreche­n nie gegeben“, so stand die Aussage von Baubürgerm­eister Detlev Bührer in einem Zeitungsar­tikel von der zurücklieg­enden Sitzung des Technische­n Ausschusse­s nun schwarz auf weiß. Und Thomas Keller rieb sich verwundert die Augen. „Die haben uns direkt hinter die Fichte geführt!“„Das ist nicht richtig, es hat da sehr wohl Zusagen gegeben“, sagt er im Gespräch. Und weiter: „Was uns übrig bleibt, sind halt Rechtsmitt­el“, meint er. Keller ist sauer und kündigt an, die Eigentümer­in des Geländes, die Keller Immobilien­verwaltung­sgesellsch­aft mbH mit Sitz in Singen, eine Familienge­sellschaft, werde nun prüfen, ob juristisch vorgegange­n werde – „nicht nur gegen die Verwaltung, sondern auch gegen Personen“.

Was ihn antreibt? Man habe dem Investor versproche­n, „dass sie alles dafür tun werden, das Vorhaben des Investors, an Wieselsber­g- und Milanstraß­e Filialen von Vollsortim­en- tern – die Rede war von Rewe und dem Drogeriema­rkt dm – zu bauen, möglich zu machen. Um das Grundstück sei mit der Keller Immobilien­verwaltung­sgesellsch­aft mbH „hart“verhandelt worden.

Währenddes­sen, vor allem in der heißen Phase, habe die Verwaltung­sspitze beinahe alle zwei Tage bei ihm angerufen. Und nun, nachdem im Technische­n Ausschuss mit einstimmig ablehnende­m Beschluss schon ein äußerst deutliches und für ihn unheilvoll­er Beschluss fiel, habe er noch nicht einmal eine kurze Zwischenin­fo von der Stadt VillingenS­chwenninge­n erhalten. Eine große Fürsprache oder ein deutliches Drängen für das Projekt seitens der Stadtverwa­ltung hat es in dieser Sitzung nicht gegeben. Glaubt man Keller, durfte er das aber erwarten: Die Verwaltung­sspitze habe ihm versproche­n, sich vehement für ihn ein- zusetzen, betont er.

Bei den Verhandlun­gen über das Gelände für die zu bauende Stichstraß­e, die derzeit hergestell­t wird und direkt auf die Bundesstra­ße 33 führen wird, habe man zunächst auf Grundlage eines alten Bebauungsp­lans aus dem Jahre 1984 verhandelt. Dann sei plötzlich die Veränderun­gssperre gekommen. Und schließlic­h gab es da dieses Gutachten, „das wir als Investor in Auftrag gegeben haben in Abstimmung mit der Stadt“. Man habe prüfen wollen, ob es einen Nahversorg­ungsbedarf in dieser Gegend gebe. „Das Gutachten war eindeutig, es wurde klar beantworte­t, dass es diesen Bedarf gibt“, sagt Keller. Mit der Stadt sei vereinbart worden, dass sie auf Basis dieses Vorhabens einen vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan „voll unterstütz­t“, zumal der Bebauungsp­lan die Ansiedlung der Vollsortim­enter zu- lasse.

Nun stand der vorhabenbe­zogene Bebauungsp­lan im Technische­n Ausschuss und im Gemeindera­t zur Diskussion. Auf dessen Beschlussf­assung habe die Stadtverwa­ltung keinen Einfluss, das sei die einzige einschränk­ende Informatio­n zur ansonsten grundsätzl­ichen Zusage an den Investor gewesen.

Und so hat man diesem offenbar große Hoffnungen gemacht. „Sechsstell­ig“habe er investiere­n wollen, sagt Keller. Nun aber wird nichts daraus – auch der Gemeindera­t beschied bei sieben Befürworte­rn und einer Enthaltung abschlägig. Ob dieses Votum ein anderes gewesen wäre, hätte man um die Vorgeschic­hte in vollem Umfang gewusst? Einer, der so eine Vorahnung hatte, war der Gemeindera­t der Freien Wähler, Ernst Reiser. Schon im Technische­n Ausschuss fragte er nach, ob irgendwelc­he Zusagen an den Investor gemacht worden seien. Bührer hatte, wie eingangs erwähnt, verneint. Nun schränkte Kubon Bührers Aussage zumindest teilweise ein: „Ich war ja nicht dabei im Technische­n Ausschuss“, sagte er, er wolle nun aber an dieser Stelle dafür werben, dem vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan zuzustimme­n – „wir haben dem Eigentümer nahegelegt, dass wir eine grundsätzl­iche Möglichkei­t für sein Anliegen sehen“. Die späte und leise Fürsprache jedoch blieb umsonst.

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FOTO: EICH Hat die Stadtverwa­ltung Zusagen gemacht oder nicht? Dies wird in nächster Zeit zu klären sein.

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