Bahn-Kenner
Durchstarten: Das muss der neue Bahn-Chef Richard Lutz, der am Mittwoch vom Aufsichtsrat zum neuen Vorstandsvorsitzenden und Nachfolger von Rüdiger Grube bestellt worden ist. Am heutigen Donnerstag wird er bereits die Bilanz 2016 präsentieren.
Lutz, am 6. Mai 1964 in Landstuhl in der Pfalz geboren, wird seine eigene Position behaupten müssen. Er muss beim Umbau des Vorstands die richtige Hand haben. Die Opposition im Bundestag unkt, Bahn-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla, Ex-Kanzleramtsminister von Angela Merkel (CDU), wolle Lutz schon bald vom Thron stoßen. Lutz ist seit 1994 bei der Bahn und genießt höchstes Ansehen bei den Mitarbeitern und im Aufsichtsrat. Er übernahm nach verschiedenen Stationen im Jahr 2003 den Bereich Konzerncontrolling, 2010 rückte er dann in den Finanzvorstand auf. Seit August 2015 war er außerdem zuständig für die internationalen Geschäftsfelder DB Arriva und DB Schenker Logistics sowie die Bereiche Beschaffung und IT. Das Finanzressort soll er als Vorstandschef behalten, Arriva und Schenker gehen an andere Vorstände. Was ihm fehlt, ist die Erfahrung im politischen „Nahkampf“und der Auftritt auf der großen Bühne. Statt Teamplay muss der Finanzexperte jetzt die Richtung vorgeben und durchsetzen. Der 52-Jährige führt den Konzern nach dem Abgang von Rüdiger Grube (65) Ende Januar schon kommissarisch.
Nach dem Abitur studierte Lutz Betriebswirtschaftslehre an der Universität Saarbrücken. Von 1989 bis 1994 war er an einem Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Kaiserslautern tätig und promovierte dort 1998.
Lutz galt als Vertrauter des früheren Bahn-Finanzvorstands Diethelm Sack, der viele Jahre ein Tandem mit dem langjährigen Bahnchef Hartmut Mehdorn bildete. Aufsichtsratschef Utz-Hellmuth Felcht betont: „Keiner kennt die Deutsche Bahn so gut wie Herr Dr. Lutz.“Der gebürtige Pfälzer ist verheiratet und hat drei Kinder.
Tobias Schmidt und dpa