Gränzbote

„Fassungslo­sigkeit“und „reine Trauer“

Ulrike und Ulrich Riedel aus Liptingen haben Syrien vor dem Krieg monatelang bereist

- Von Katja Mielcarek

EMMINGEN-LIPTINGEN - Zweimal sind Ulrike und Ulrich Riedel aus Liptingen mehrere Monate lang mit dem Wohnmobil durch Syrien gereist, zuletzt im Winter 2008/09. Den Krieg, das Leiden der Menschen und die zum Teil mutwillige Zerstörung der Kunstschät­ze durch Bomben und den Islamische­n Staat (IS) betrachten beide mit Erschütter­ung.

Ulrike und Ulrich Riedel kommen heute noch ins Schwärmen, wenn sie die Bilder von ihren beiden Reisen durch Syrien zeigen. Vor allem die Fülle und die Vielfalt an jahrtausen­dealter Baukunst hat beide begeistert. „Palmyra war ein echtes Highlight“, erzählt Ulrich Riedel. „Die gesamte Architektu­r in ihrer Massivität und Vielfalt – absolut eindrucksv­oll und fasziniere­nd.“Dass der IS nicht nur dort Bauten, die zum Weltkultur­erbe zählen, einfach so zerstört hat, mögen beide kaum glauben. „Fassungslo­sigkeit“, beschreibt er seine Gefühle; „reine Trauer“, sagt sie.

Auf beiden Reisen haben sich beide immer sicher gefühlt, egal, ob sie in den Städten unterwegs waren, in der Wüste oder an den zahlreiche­n Sehenswürd­igkeiten. „Wir waren Exoten für die Bevölkerun­g“, erzählt Ulrike Riedel. Individual­touristen habe es in Syrien bis dahin kaum gegeben, allenfalls organisier­te Reisen, deren Teilnehmer selten die Hotels verlassen hätten. „Egal, wo wir gestanden haben, irgendjema­nd ist immer aufgetauch­t, um uns anzuschaue­n.“

Eine dritte Reise ist nicht ausgeschlo­ssen

„Immer freundlich, aufmerksam und unaufdring­lich“hat das Paar die Syrer erlebt. Politische Spannungen seien für sie damals noch nicht spürbar gewesen. „Klar, der Assad hing überall auf Riesenplak­aten rum und die Straßen wurden gefegt, wo er unterwegs war“, lacht Ulrich Riedel. „Aber Polizei und Militär waren nicht allzu präsent.“

Allenfalls im Gespräch mit den Syrern – die wegen der Sprachschw­ierigkeite­n nicht allzu häufig gewesen seien – hätten sie gehört, „dass es mit der Demokratie in dem Land nicht allzu weit her war“. „Aber da muss sich ja was angestaut haben, sonst wäre die Stimmung letztlich nicht so hochgekoch­t“, sagt Ulrich Riedel.

Würden beide noch ein drittes Mal nach Syrien fahren, wenn der Krieg dort einmal beendet sein und der IS keine Rolle mehr spielen wird? „Auf jeden Fall“, sagen beide wie aus einem Mund. „Wir wollen doch sehen, was von dem Syrien, das wir kennengele­rnt haben, noch geblieben ist.“

 ?? FOTOS: MIELCRAEK, RIEDEL, DPA ?? Die Erinnerung an ihre Reisen durch Syrien sind bei Ulrike und Ulrich Riedel noch sehr lebendig. Wenn der Krieg irgendwann vorbei ist, möchten beide nochmal hin – um zu schauen, was von dem Land, wie sie es kennengele­rnt haben, noch erhalten ist.
FOTOS: MIELCRAEK, RIEDEL, DPA Die Erinnerung an ihre Reisen durch Syrien sind bei Ulrike und Ulrich Riedel noch sehr lebendig. Wenn der Krieg irgendwann vorbei ist, möchten beide nochmal hin – um zu schauen, was von dem Land, wie sie es kennengele­rnt haben, noch erhalten ist.
 ??  ?? Als quirlige, teils prächtige, teils schäbige – aber heile – Stadt haben die Riedels Aleppo in Erinnerung. Heute sind große Teile zerstört.
Als quirlige, teils prächtige, teils schäbige – aber heile – Stadt haben die Riedels Aleppo in Erinnerung. Heute sind große Teile zerstört.
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