Jugend will das Amtsblatt per App
Bei erster Zukunftswerkstatt in Aldingen stellen Jugendliche vor, was ihnen wichtig ist
ALDINGEN/AIXHEIM - Das Amtsblatt per App zugeschickt bekommen? Gratis WLAN im Ortszentrum und ein Chat für alle Bürger? Wenn es nach der Aldinger und Aixheimer Jugend geht, sollen diese Visionen bald Wirklichkeit werden. Bei der ersten Zukunftswerksstatt für Jugendliche im alten Rathaus in Aldingen am Dienstagabend tauschten sich rund 30 Jugendliche im Alter von 13 bis 23 Jahren über Themen aus, die sie in ihrer Gemeinde gerne umgesetzt sehen würden.
Das Jugendbüro Aldingen/Aixheim unter der Leitung von Julia Heim und Marc Molsner hatte alle Jugendlichen der beiden Orte eingeladen – insgesamt 862 Briefe verschickt.
Ein Jugendlicher aus Aixheim war gekommen, alle anderen waren Aldinger. Auch sieben Flüchtlinge zeigten Interesse. „Es geht darum, eure Mitsprache und Beteiligung zu stärken“, wandte sich Molsner zu Beginn an die Jugendlichen. „Wir wollen, dass mehr Jugendthemen den Weg ins Rathaus finden.“
Man wolle die politische Jugendarbeit schon seit längerem ausbauen, so Molsner. Es sei zu den Jugendreferenten durchgedrungen, dass manche Jugendliche in Aldingen und Aixheim unzufrieden seien, weil für sie zu wenig geboten würde. Eine Reform der Gemeindeordnung, sieht außerdem vor, dass die Gemeinde die Jugendlichen mehr einbeziehen muss. All dies sei Hintergrund der Aktion.
Dass auch die Jugendlichen Interesse an Mitbestimmung haben, zeigte sich an ihrer für die Uhrzeit konzentrierten Arbeitsweise am Dienstag. Die 14-jährige Aldingerin Lisa hatte über die Whatsapp-Gruppe der evangelischen Kirchengemeinde von der Zukunftswerkstatt erfahren und sich sofort entschlossen, zu kommen. „Ich erwarte, dass es einfach mehr Aktivitäten für uns hier gibt“, sagte sie.
Präsentation vor Gemeinderäten
Dann ging es ans Eingemachte. Zweieinhalb Stunden hatten die Jugendlichen Zeit sich in Gruppen auszutauschen, Themen auszumachen und zu priorisieren und sie dann anschließend den extra eingeladenen Gemeinderäten auf Plakaten zu präsentieren. Molsner betonte die Wichtigkeit im Voraus. „Das was wir hier heute machen ist politische Arbeit.“
In vier Gruppen machten sich die Jugendlichen zunächst Gedanken, was die Stärken und Schwächen der Ortschaften sind. Aldingens Stärken? Fußballverein, Schwimmbad und die Anbindung durch den Bahnhof fielen einer Gruppe sofort ein. Schwächen? Ein schlecht gepflegter Skaterplatz und eine schlechte Internetverbindung. So ermittelte jede Gruppe Themen, die sie zusammentrugen und anschließend bewerteten. Hieraus entstand eine Liste von Themen, die allen Jugendlichen wichtig sind: Die Einrichtung einer Eisdiele oder eines Imbiss, gratis WLAN, die Einrichtung einer Aldingen-App und eines Grillplatzes, ein neuer Skateplatz und die bessere Nutzbarkeit der Sporthalle.
Um kurz vor neun stießen die Gemeinderäte mit Bürgermeister Ralf Fahrländer zu der Gruppe und ließen sich die Themen von den Jugendlichen erklären. Besonders angetan waren sie von der Aldingen-App, die die Gruppe um Irina und Dominik vorstellte. Die Themen, die im Gemeinderat besprochen werden, könnten hier kurz und knackig an die Bürger übermittelt werden. Vereine könnten sich dort präsentieren und auch ein Stellenmarkt und eine Plattform auf der sich die Bürger austauschen könnten, sei denkbar, so die Jugendlichen. „Die Idee finde ich super“, so Fahrländer. Es werde sich zeigen, was man realisieren könne.
„Heute werden keine Beschlüsse gefasst“, stellte Molsner klar. Die Themen würden aber keinesfalls in der Schublade verschwinden, versprach Julia Heim. Am Montag, 27. März, finde zum ersten Mal der Arbeitskreis Jugend statt, bei dem ein Gemeinderat jeder Fraktion, Jugendliche und die beiden Jugendreferenten sich regelmäßig treffen, um die Jugendthemen zu besprechen. Sechs Jugendliche erklärten sich bereits am Dienstag bereit, dauerhaft in diesem Arbeitskreis mitzuwirken.