Günter Eberhardt schmiedet wieder neue Pläne
Nach der Rottweiler Hängebrücke widmet er sich nun der Riedlinger Hochwasserkanalbrücke
HOHENTENGEN - Günter Eberhardt aus Dürmentingen kann aufatmen. Kürzlich haben die Rottweiler in einem Bürgerentscheid zugunsten der längsten Hängebrücke der Welt gestimmt, die er als Privatinvestor bauen will. Nach dem Aufzugstestturm in Rottweil, der bald eingeweiht wird, und dem Bewehrungsbau der gigantischen Moschee in Algier ein weiteres Großprojekt des Bauunternehmers mit Firmensitz in Hohentengen – und sicher nicht das letzte.
Der Bau der Brücke hat noch nicht einmal begonnen, ja, könnte sogar noch an so manchem bürokratischen Fallstrick scheitern, da hat er bereits eine weitere Investition im Sinn: Er will die Hochwasserkanalbrücke in Riedlingen, die ab April durch eine neue ersetzt werden soll, erhalten und räumlich in ein Café oder Restaurant mit historischem Ambiente integrieren, das er eigens dafür bauen möchte.
„Eigentlich blicke ich immer in die Zukunft“, so Eberhardt, der sich selbst als fortschrittsorientiert beschreibt. „Durch die Arbeit in Rottweil hatte ich aber viel mit Menschen zu tun, die sich für den Erhalt des Historischen einsetzen und die Vergangenheit bewahren wollen.“Immer wieder sei er mit dieser Sichtweise konfrontiert worden, sie habe ihm irgendwann imponiert – nun hat er sie sich zu eigen gemacht. Bei einer Donauradtour nach Wien habe er alte Städte Bayerns wie Regensburg, Straubing und Kehlheim besucht. „Die waren top hergerichtet“, sagt Eberhardt bewundernd. „Das hat mich infiziert.“Der Gedanke, historisches Erbe zu erhalten und in Einklang mit baulichem Fortschritt zu bringen, begeistert den Bauunternehmer, der auch Eigentümer des alten Postamts in Riedlingen ist. Als er hörte, dass die Hochwasserkanalbrücke in Riedlingen ersetzt werden sollte, fasste er den Entschluss, die alte Brücke zu kaufen. Das Interesse ist dabei natürlich auch beruflicher Natur. „Sie ist aus Stahl, dem Werkstoff, mit dem wir täglich arbeiten“, erklärt der Bauunternehmer, der auch den Bewehrungsbau des geplanten Hallenbads in Riedlingen für die Bad Saulgauer Firma Reisch durchführt.
„Ich habe mit der zuständigen Baufirma gesprochen, und ich könnte die Brücke für den Schrottpreis abkaufen“, so Eberhardt. Die Brücke würde ohnehin sonst verschrottet werden.
Noch ist jedoch nichts unterschrieben. Unklar ist auch, ob er die Brücke in ganzer Länge (27 Meter und zehn Meter Breite) per Schwertransport zu einem Ort bringen würde, um sie zunächst einzulagern, oder ob es geschickter wäre, sie zu demontieren.
In einem nächsten Schritt will er die Stahlkonstruktion aus dem Jahr 1901 in ein Haus einpassen, das noch gar nicht gebaut ist. Die Brücke soll dabei zwei Stockwerke miteinander verbinden, als Art Zwischendecke über einem Erdgeschoss. „Ich besitze ein Grundstück neben dem alten Postamt am Donauradweg, von dem Platz aus hat man tolle Sicht auf das Donauwehr und die Altstadt.“Dort könnte das Haus entstehen, in das ein gastronomischer Betrieb einziehen soll, den der 49Jährige verpachten würde. Die Lage, findet Eberhardt, würde sich sogar für ein Hotel anbieten. „Ich will, dass das Restaurant oder Café auch in der Dimension zur Größe Riedlingens passt“, sagt Eberhardt. „Der Betreiber soll davon leben können.“Als Nächstes will der 49-Jährige den Standort hinsichtlich seiner Eignung für das Vorhaben untersuchen lassen. Erste Skizzen für das Projekt gibt es schon.
„Im vergangenen Jahr war ich hauptsächlich mit der Hängebrücke in Rottweil beschäftigt“, erklärt der Bauunternehmer. Jetzt will er mit dem Bauvorhaben eine Brücke zur Heimat schlagen.