Ein Haus, das Lebensgeschichten erzählt
Freilichtmuseum öffnet am Samstag und stellt Heimatvertriebene in den Mittelpunkt
- Das Freilichtmuseum in Neuhausen ob Eck startet am kommenden Samstag, 1. April, in seine 29. Saison. Neben dem jährlich stattfindenden Programm gibt es dieses Jahr eine Besonderheit. Bei einem Pressetermin am Mittwoch im Freilichtmuseum stellte Museumsleiterin Almut Grüner das „Haus des Jahres“vor. Die Museumsgaststätte „Ochsen“hat derweil einen neuen Pächter.
Jeder Vierte in Baden-Württemberg stamme von Vertriebenen ab, die zwischen 1945 und 1961 angekommen seien, erzählte Grüner. Sie seien beispielsweise im Farrenstall in Brittheim untergebracht gewesen, so wie die 23-jährige Heta Zackschewski. Sie sei aus Königsberg in Ostpreußen mit ihren beiden kleinen Söhnen geflohen (wir berichteten). Zackschewski ist nur eine von über zwölf Millionen Heimatvertriebenen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, deren Lebensgeschichten sich das Freilichtmuseum in der neuen Saison widmet.
Unter dem Motto „Ankommen. Angekommen? – Heimatvertrieben zwischen Hier und Dort“sollen Geflüchtete nach dem Zweiten Weltkrieg im Mittelpunkt der Ausstellung stehen. Almut Grüner hat deshalb den Farrenstall aus Brittheim im Zollernalbkreis, der nun im Freilichmuseum in Neuhausen ob Eck steht, zum „Haus des Jahres“ernannt. Es erzähle die Geschichte der jungen Frau. Der Besucher sei „nah an ihrem Leben“. Almut Grüner berichtete von den aufwendigen Recherchen im Archiv und den Gesprächen mit Zeitzeugen. Abgesehen von der neuen Ausstellung dürfen sich Besucher am Internationalen Museumstag am Sonntag, 21. Mai, auf historische Dorfbewohner im Museum freuen. Ein Biertag, der in Kooperation mit der Hirsch-Brauerei in Wurmlingen, der Donaubergland GmbH sowie dem Landwirtschaftsamt organisiert wurde, findet am Sonntag, 18. Juni, statt.
Angebote für junge Leute
Das Freilichtmuseum wird laut Grüner in den Sommerferien noch mehr Programm für die Kinder anbieten. Im Herbst würde wieder eine Nachtführung sowie eine „Spuk im Museum“-Führung angeboten. Besonders am Herzen liegt Almut Grüner das Jugendprojekt „Outtakes!“, bei dem junge Leute Medienstationen im Museum aufgebaut haben; beispielsweise fünf Stationen mit Zeugenaussagen, die die Besucher anhören, um einen Mord aufzuklären. Weiterhin wird das Freilichtmuseum Kurse, Führungen und Mitmach-Aktionen und vieles mehr anbieten.
Rückblickend auf die vergangene Saison berichtete Landrat Stefan Bär von gestiegenen Besucherzahlen. Knapp 84 000 Leute hätten das Museum im Jahr 2016 besucht. Auch das neue Spielgelände sei gut angekommen. Er freut sich, dass der „Ochsen“einen neuen Pächter habe. Bürgermeister Hans-Jürgen Osswald hofft, dass die Gaststätte nicht nur von Museumsbesuchern genutzt werde. Nächstes Jahr, wenn das Freilichtmuseum die Tore für die 30. Saison öffnet, wird es eine besondere Ausstellung geben, verrät Grüner bereits. Sie plant unter anderem, noch nicht gesehene Schätze aus den 30 Jahren zu präsentieren.