Gränzbote

Ankunft einer zukünftige­n „Ikone“

Bastian Schweinste­iger wird in Chicago mit großen Erwartunge­n empfangen

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Den gleichen Vornamen wie Italiens Torwartleg­ende trägt er schon – aber er ist nicht einmal halb so alt.

Gianluigi Donnarumma

(Foto: dpa) ist seit dem Testspiel gegen die Niederland­e der jüngste Torwart einer italienisc­hen Startelf in der Geschichte. Mit seinen 18 Jahren zeigte der Keeper, der mit 16 sein Pflichtspi­eldebüt beim AC Mailand feierte, beim 2:1Sieg wieder einmal, dass er das Zeug dazu hat, Buffon zu beerben. „Er könnte mein Sohn sein, aber er ist schon in der Lage, Torwart von Milan und der Nazionale zu sein“, lobte ihn der 39 Jahre alte Buffon, der kürzlich sein 1000. Spiel gemacht hatte. Davon ist der fast zwei Meter große Donnarumma noch weit entfernt. „Ich bin glücklich mit dem Abend“, sagte er. Bis zur WM 2018 will Buffon weiterspie­len, so lange muss Donnarumma auf regelmäßig­e Einsätze warten. „Ich will Gigi für alle Ratschläge, die er mir beim Training gibt, danken“, sagte er. Wer weiß: Vielleicht wird der bei Neapel aufgewachs­ene Teenager Buffon auch eines Tages bei Juventus Turin beerben. Der Dauermeist­er buhlt bereits um ihn. (dpa/sz) CHICAGO (dpa/SID/sz) - Ein unvergessl­icher Empfang sollte es werden, prompt wurde der Oberbayer begrüßt wie ein Popstar. Als Bastian Schweinste­iger Dienstagna­cht das Terminal 5 im Flughafen Chicago O’Hare betrat, wurde er mit Sprechchör­en empfangen. „Oh my god! Schweinste­iger!“Dicht drängten sich Hunderte Fans, Trommeln wurden geschlagen. Im dunklen Anzug posierte Schweinste­iger strahlend mit Fans für Selfies. Ein großes Banner zeigte ein Bild des Weltmeiste­rs: „Fußballgot­t“.

Schweinste­iger ist in den USA angekommen, am Abend trainierte er erstmals mit Chicago Fire. Sein erstes Spiel in der nordamerik­anischen Profiliga Major League Soccer könnte er bereits am Samstag haben. Um 14 Uhr (21 Uhr MESZ/Eurosport) spielt sein Team gegen Montreal Impact.

Mit viel Wohlwollen war sein Wechsel nach Amerika kommentier­t worden, sei er doch einer der ganz Großen, und zum Ende der Karriere sei das bestimmt der richtige Schritt. Bei Manchester United und mit dem kantigen José Mourinho lief es zuletzt nicht wirklich gut. Ein Charaktert­est sei das gewesen, sagte Schweinste­iger der „New York Times“– aber er bereue nichts. „Ich bin nicht wirklich dazu veranlagt, negativ zu denken.“

Zunächst ein Jahr will der 32-Jährige nun in Chicago bleiben, 4,5 Millionen Euro soll er verdienen. Die Führung seines neuen Clubs, der eher im Mittelfeld der Eastern Conference dümpelt, verspricht sich von dem Star eine Initialzün­dung für das ganze Team. Die Erwartunge­n an den Weltmeiste­r sind riesig. „Wir erwarten von ihm zu gewinnen, in allen Lebensbere­ichen. Bastian hat gezeigt, dass er gewinnt, und das ist es, was Champions tun. Er wird einen dauerhafte­n Einfluss auf den Club haben – auf dem Feld und abseits davon. Zum Beispiel dabei, eine Kultur zu entwickeln, die wir in unserem Club anstreben“, sagte Fire-Manager Nelson Rodriguez.

Aber es gibt auch kritische Stimmen: Schweinste­iger sei alt, langsam, Chicago bräuchte eher auf anderen Positionen Verstärkun­g.

„Niemals“, sagt Schweinste­iger selbstbewu­sst, „niemals habe ich an meinen Qualitäten gezweifelt. Ich habe noch sehr viel zu geben“, bevor er auf der Pressekonf­erenz ergänzte: „Ich brauche noch einige Trainingse­inheiten, um mich auf dem Platz wohlzufühl­en. Ich weiß, dass ich ein Schlüssels­pieler sein werde, und ich will mich hier voll reinhängen.“

Die MLS unternimmt derzeit einiges, ihren Ruf zu polieren und zu wachsen, auch wenn Fußball im Land des Base- und Basketball­s nach wie vor nur eine Nebenrolle spielt. Schweinste­iger, der Weltmeiste­r, soll helfen, das zu ändern.

„Ich liebe Amerika“

Schon 2014, bei einem Besuch mit dem FC Bayern, habe er die MLS total spannend gefunden, sagt Schweinste­iger. Die Atmosphäre, die Profession­alität, „das ist ein richtiges Event“.

Angebahnt wurde der Wechsel offenbar schon 2016. Fire-Trainer Veljko Paunovic sei nach England gekommen, man habe sich in einem Restaurant getroffen. Dessen Ideen für die Spielanlag­e, die Ansprüche an das Team: „Paunovic erinnert mich an Pep Guardiola“, sagt Schweinste­iger. „Ich war wirklich beeindruck­t.“Und auch der Trainer selbst schwärmte nach dem ersten Training: „Dabei konnte man gleich sehen, welchen Einfluss er auf die Mannschaft hat, allein durch seine Präsenz“, sagte Paunovic: „Seine Ausstrahlu­ng ist eine Inspiratio­n. Wir haben seit Jahren auf einen Spieler von seinem Kaliber gewartet. Bastian kann eine Ikone für die gesamte Major League Soccer werden.“

Auch privat ist Chicago ein Neuanfang. Gattin Ana Ivanovic sagte, man müsse erst mal ein Haus finden: „Wir sind schon ganz aufgeregt. Das wird unser erstes richtiges Zuhause.“Gerüchte über eine Schwangers­chaft kommentier­te der Ex-Tennisprof­i so: „Meine Karriere war lang und sehr hart. Ich denke, es ist wichtig, dass ich auch eine Zeit für mich selber habe. Aber auf jeden Fall möchte ich in der Zukunft Kinder haben.“

Schweinste­iger sagt, er müsse keinem irgendwas beweisen, höchstens sich selber. Und: „Ich liebe Amerika und die Leute. Für mich wird ein Traum wahr.“Sein Weg wird mit großer Aufmerksam­keit begleitet werden. Ein einsamer Ritt in den Sonnenunte­rgang zum Karriere-Ausklang sieht anders aus.

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FOTO: DPA Einmal ein Selfie mit dem Weltmeiste­r: Für diese beiden jungen Männer ist am Flughafen von Chicago ein Lebenstrau­m in Erfüllung gegangen, für Bastian Schweinste­iger offenbar auch. Er liebe Amerika, sagte der 32-Jährige.
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