Gränzbote

Rekord-Dividende freut vor allem ausländisc­he Anleger

Die Gewinnbete­iligung von 640 untersucht­en Aktiengese­llschaften steigt gegenüber 2016 um neun Prozent

- Von Friederike Marx

FRANKFURT (dpa) - Deutschlan­ds Aktiengese­llschaften schütten so viel Dividende aus wie nie zuvor, doch der Geldregen geht an vielen Sparern hierzuland­e vorbei. Die Gewinnbete­iligung von 640 untersucht­en AGs steigt in diesem Jahr gegenüber 2016 um neun Prozent auf den Rekordwert von 46,3 Milliarden Euro, wie eine Untersuchu­ng der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW), der privaten Hochschule in Essen für Ökonomie und Management und der ResearchPl­attform „Dividenden-Adel“ergab.

Zugleich erreichen danach erstmals alle vier Börsenindi­zes der DaxFamilie Rekordvolu­mina. Den Löwenantei­l des Geldes überweisen erneut die 30 Dax-Gesellscha­ften mit 31,6 Milliarden Euro (plus 6,5 Prozent). Im Schnitt liegen aber mehr als 70 Prozent der Aktien der Börsenschw­ergewichte bei Investoren außerhalb Deutschlan­ds. Bei manchen Dax-Konzernen, wie beispielsw­eise Adidas, SAP, Henkel oder Linde gingen sogar teilweise knapp 90 Prozent oder mehr der Gewinnauss­chüttung ins Ausland. Das liege an den „verfehlten Anlagevorl­ieben der Deutschen“, sagte DSW-Hauptgesch­äftsführer Marc Tüngler. „Die Aktie führt in Deutschlan­d ein Schattenda­sein“.

Tüngler zufolge belief sich das Geldvermög­en der Privathaus­halte in Deutschlan­d Ende 2016 auf 5,7 Billionen Euro. Davon steckten knapp 460 Millionen Euro in Aktien. Der überwiegen­de Teil wurde in Lebensund Rentenvers­icherungen investiert oder parkte auf Girokonten sowie in Spareinlag­en, die in der Zinsflaute kaum noch etwas bringen.

Die Dax-Familie knackt den Angaben zufolge bei der Dividenden­summe erstmals die Marke von 40 Milliarden Euro. Die 50 mittelgroß­en Unternehme­n im MDax schütten fast 20 Prozent mehr aus als 2016, im SDAX sind es knapp 23 Prozent und TecDAX 22 Prozent mehr. Von den 160 Firmen in den vier Indizes zahlen den Angaben zufolge 137 eine Dividende – mehr als je zuvor. Dennoch ist die Ausschüttu­ngsquote – also das Verhältnis von Gewinn zu Dividenden – in den vergangene­n drei Jahren auf breiter Front gesunken. „Wer in dem aktuellen Umfeld keine Dividende zahlt, für den wird es noch schwerer, wenn etwa die Zinsen steigen, die Energiepre­ise anziehen oder der Euro stärker wird“, mahnte Tüngler.

Die Gewinnbete­iligung ist allerdings nicht das alleinige Kriterium, nach dem eine Aktie beurteilt werden sollte. Das zeigt die kürzlich veröffentl­ichte DSW-Liste der 50 „größten Kapitalver­nichter“. Zwar schütteten 30 der 50 Unternehme­n innerhalb von fünf Jahren mindestens einmal Geld an ihre Anteilseig­ner aus. „Trotzdem bescherten sie Aktionären massive Kursverlus­te, die durch Dividenden­zahlungen meist nicht ansatzweis­e kompensier­t werden konnten“, sagte Tüngler.

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FOTO: DPA Alle vier Börsenindi­zes der DaxFamilie erreichten Rekordvolu­mina.

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