Mütter und Väter entlasten
Zum Artikel „SPD zu 100 Prozent Schulz“(20.3.): Selbstverständlich taucht das Thema „Familie“auch diesmal wieder im Wahlkampf auf – um voraussichtlich bald danach wieder in den Hintergrund zu geraten. Anstatt die „Ehe für alle“zu fordern, wäre es aber viel dringlicher, die Erziehungsleistung von Eltern stärker anzuerkennen und endlich für Beitragsgerechtigkeit im Sozialversicherungssystem zu sorgen. So müssten Eltern zum Beispiel – unter Berücksichtigung der Kinderzahl – weniger in die Rentenkasse einzahlen und hätten dann vielleicht die Möglichkeit, eine eigene zusätzliche Altersversorgung aufzubauen.
Für solche Gerechtigkeit für Familien kämpft der ehemalige Sozialrichter Dr. Jürgen Borchert seit Jahren. Die Musterklagen von Eltern und Familienverbänden sind inzwischen wieder beim Bundesverfassungsgericht angekommen. Nehmen das unsere Politiker eigentlich überhaupt zur Kenntnis?
Mütter und Väter zu entlasten wäre ein wirksames Mittel, um Kinder- und Altersarmut entgegenzuwirken. Barbara Krampe, Ravensburg
Politik muss deeskalieren
Zum Artikel „Schlaflos in Deutschland“(16.3.): Der Staat hat für seine Bürger eine Fürsorgepflicht, die er meiner Ansicht nach sträflich vernachlässigt. Immer mehr Menschen arbeiten im Schichtdienst und sind somit in ihrem 24-Stunden-Rhythmus gestört, der Körper weiß nicht mehr, wann er essen und schlafen soll. Ferner wird Arbeit weiter rationalisiert, weniger Arbeitnehmer müssen mehr leisten, was vegetative Vorgänge im Körper verschlechtert, auch zu Verdauungsstörungen und anderem führt.
Wie lange kann es sich Deutschland leisten, ein wichtiges Fach in der Schule nicht systematisch zu lehren: Die Lehre von Gesundheit, Entspannungstechniken, Konflikt- und Stressbewältigungsstrategien sowie Ernährung, Umgang mit dem 24-StundenRhythmus und Auseinandersetzung mit Suchtgefahren.
Es ist traurig, dass wegen dem Bildungsföderalismus hier nichts bundesweit in den Lehrplänen verankert wurde. Vor vielen Jahren hat eine bayerische Familienministerin (Renate Schmidt) ein solches Schulfach vorgeschlagen. Die Reaktionen waren: a) Sie sei nicht zuständig und b) die Kinder hätten dann zu viel Schule und niemand der Fachschaften wollte hierfür Unterrichtszeit abgeben. So bleibt es bis heute dem Zufall, den Lehrern und dem Elternhaus überlassen, was künftige Generationen an Verhaltensrepertoire und Robustheit bezüglich unserer Leistungsgesellschaft erlernen oder eben nicht.
Leider machen so die Menschen vermeidbare Fehler, kennen Grundsätze der Schlafhygiene nicht oder haben abends einen ungesunden Medienkonsum. Wir haben auch Suchtprobleme eines großen Teils unserer Bevölkerung als Folge des Lebensstresses. Ein Teil der Schlafstörungen liegt an finanziellen, beruflichen, zeitlichen, sozialen Nöten in unserer Gesellschaft, da ist die Politik gefragt zu deeskalieren. Anstatt weiter darauf fixiert zu sein, dass der Export stimmt, sollte dafür gesorgt werden, dass die Menschen glücklicher werden und besser schlafen beziehungsweise abschalten können. Christine Knaps, Weingarten
Geschichte wiederholt sich
Zum Artikel „Erdogan poltert erneut“(20.3.): „Aus der Geschichte lernen.“Dieser Spruch ist in Wahlzeiten oft zu hören. Doch die Geschichte hat nicht mit Hitler begonnen. Schon immer hat es Herrscher gegeben, die sich stark genug gefühlt haben, ihr Reich auszudehnen, andere Völker zu unterwerfen. Waren es die Mongolen unter Dschingis Khan, der Hunnenkönig Attila, die Perser, Ägypter oder Römer, Napoleon mit den Franzosen, die Engländer in Kolonien und dann Hitler. Alle wollten irgendwann die Welt beherrschen.
So wird sich die Geschichte immer wieder wiederholen, nur mit anderen Akteuren. Erdogan schickt sich an, sich hier einzureihen. Er sieht das schwache, unentschlossene Europa, die sich zurückziehende USA. Er sieht einerseits sein loyales Volk, seine entschlossenen, kampfbereiten Auslandstürken. Ein erwachender Nationalstolz. Solche Machthaber lassen sich von Diplomatie oder Dialog nicht beeindrucken. Alfred Buck,
Neue Attraktion am Bodensee
Zum Artikel „Luftseilbahnen gegen den Verkehrsinfarkt“(15.3.): Wieso werden solche Projekte nur in Baden-Württemberg – und dort sogar in Konstanz – geprüft? Stellen wir uns mal vor, Lindau hätte einen sehr schönen Bahnhof in Lindau-Reutin mit genügend P+R-Parkplätzen. Die anreisenden Gäste könnten mit einer Seilbahn vom Bahnhof Reutin in eine Seilbahn steigen und lautlos über den See auf die Insel schweben. Das wäre die Attraktion am Bodensee.
Der alte Inselbahnhof könnte anderweitig genutzt werden. Auch für die frei werdenden Flächen der Gleisanlagen gibt es bessere Nutzungsmöglichkeiten. Die Vorteile für die Lindauer Insel wären weniger Autoverkehr, kein Schienenverkehr und zusätzlicher Raum. Die Seilbahn muss auch nicht auf einen Haltepunkt begrenzt werden.
Den renommierten Hersteller von Seilbahnen haben wir direkt in unserer Nachbarschaft. Horst Scheiffelen, Bodolz
Ein geradezu lächerlicher Betrag
Zu den Artikeln „Müller: Wir haben Afrika arm gemacht“und „Koalition streitet über höhere Verteidigungsausgaben“(21.3.): Nach dem Lesen beider Berichte wird mir erneut bewusst, wie irre, krank und grausam die Welt ist, in der wir leben. Für mehrere Länder Afrikas schlagen UN und Hilfsorganisationen Alarm: Zwanzig Millionen Menschen sind vom Hungertod bedroht. Afrika ist der reichste und ärmste Kontinent zugleich. Von den reichen Vorräten an natürlichen Ressourcen profitiert eine kleine, korrupte Elite, die Milliarden für sich selbst abzweigt – und multinationale Konzerne, zwielichtige Zwischenhändler und gierige Politiker bluten Afrika weiter aus, während die afrikanischen Massen in Armut versinken. Wir sind reich, weil Afrika arm ist.
Aus Furcht, von einer gigantischen Völkerwanderung überrollt zu werden, wirbt Müller für den von ihm entwickelten „Marshallplan für Afrika“. Das ist gut so, kommt aber reichlich spät. Bis es so weit ist, werden unzählige Menschen weiter elend krepieren, sei es im eigenen Land oder auf der Flucht. Nach Angaben Müllers müssten zwanzig Milliarden Euro aufgebracht werden, um jedem Menschen auf der Welt das Überleben zu sichern. Ein geradezu lächerlicher Betrag, wenn man bedenkt, dass allein schon Mehrausgaben von etwa zwanzig Milliarden pro Jahr erforderlich wären, um den deutschen Verteidigungsetat bis 2024 von 1,23 Prozent auf zwei Prozent zu erhöhen. Laut Müller liegt der derzeitige Verteidigungsetat der USA bei 550 Milliarden Dollar. Trump kürzt die humanitäre Hilfe, um die Rüstungsausgaben zu steigern. Nach einem Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts sind allein für 2014 weltweit 1,7 Billionen Euro für Rüstung ausgegeben worden. Billionen hat auch der Krieg gegen den Terror verschlungen. Was hat der Westen damit erreicht? Nichts! Im Gegenteil: Es wurde alles noch viel schlimmer als zuvor. Es scheint offenbar keine Rolle zu spielen, ob Kriege gewonnen werden oder nicht. Nach der Zerstörung wird wieder Aufbauhilfe geleistet. So hält man den Moloch Wirtschaft, vor allem die Rüstungsindustrie, am Leben. Tod und Elend von Millionen Menschen werden dabei billigend in Kauf genommen. Mir fehlen die Worte, um meine Abscheu vor diesem Teufelswerk auszudrücken. Albert Gröner, Sigmaringen Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständnis dafür, dass wir für die Veröffentlichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalten müssen. Leserzuschriften stellen keine redaktionellen Beiträge dar. Anonyme Zuschriften können wir nicht veröffentlichen.
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