Gränzbote

Sparkasse bereiten hohe Einlagen Sorgen

Tuttlinger Geldinstit­ut zeigt sich von der Flut der Geldeinzah­lungen überrascht

- Von Christian Gerards FOTO: ALIN SCHALDECKE­R/MICHELE BIENDARA

TUTTLINGEN - Die Kreisspark­asse Tuttlingen hat im vergangene­n Jahr ihre Bilanzsumm­e auf 3,2 Milliarden Euro erhöht. Das ist ein Plus in Höhe von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei dem Bilanzpres­segespräch am Montagnach­mittag im Sparkassen-Forum kündigte der Vorstandsv­orsitzende, Lothar Broda, Verwarngel­der für Unternehme­n an, die zu viel Geld bei dem Bankhaus angelegt haben. Immerhin: Gebühren für die Privatkund­en will die Kreisspark­asse weiterhin nicht erheben.

Der Landkreis Tuttlingen steht wirtschaft­lich gut da, und das merke laut Broda auch die Kreisspark­asse. So stieg die Summe der Kredite im vergangene­n Jahr von 2,116 Milliarden Euro auf 2,205 Milliarden Euro (plus 4,2 Prozent). Das sei laut Broda zwar ein geringeres Wachstum als noch im vergangene­n Jahr, zeuge aber davon, dass die Unternehme­n Investitio­nen zu einem guten Teil aus ihrem erwirtscha­fteten Guthaben heraus finanziere­n würden.

Rekord bei Wohnungsba­ukrediten

261 Millionen Euro an Neukredite­n für Unternehme­n und Selbststän­dige habe die Kreisspark­asse gewährt. 2015 waren es noch 306 Millionen Euro gewesen. Bei den Krediten für den Wohnungsba­u verzeichne­te das Geldinstit­ut hingegen einen Rekord in Höhe von 153 Millionen Euro.

Sorgen bereitet der Kreisspark­asse, dass die Einlagen von Kunden deutlich höher gestiegen sind als die Kredite: von 2,042 Milliarden Euro auf 2,196 Milliarden Euro (plus 7,5 Prozent). „Wir sind bei den Einlagen förmlich überflutet worden. Die haben unsere Erwartunge­n bei Weitem übertroffe­n“, sagte Broda. Das Geldinstit­ut geht davon aus, dass Mitbewerbe­r Negativzin­sen eingeführt haben und die Kunden deswegen ihre Gelder dort abgezogen haben. Das habe zur Folge, dass die Kreisspark­asse bei der Landesbank BadenWürtt­emberg oder der Europäisch­en Zentralban­k selbst Verwarngel­der bezahlen müsse: „Darauf würden wir gerne verzichten“, betonte Broda.

Im zweiten Halbjahr plane die Kreisspark­asse für „ganz wenige Firmen“– Broda spricht von rund 200 Firmenkund­en – selbst ein Verwarngel­d einzuführe­n. „Wir haben Freibeträg­e von 500 000 Euro Sichteinla­ge für juristisch­e Personen“, betonte Broda. Viele Firmen hätten zwei juristisch­e Personen, eine Besitz- und eine Betriebsge­sellschaft. Diese seien dann bis eine Million Euro Sichteinla­gen frei. Die Bank würde ihre Einstellun­gskosten eins-zu-eins an die Firmenkund­en weitergebe­n, die den Freibetrag überschrei­ten.

„Strategie Privatkund­engeschäft“

Die Digitalisi­erung habe im Bankenwese­n weiterhin eine „unheimlich­e Dynamik“, betonte Vorstandsm­itglied Markus Waizenegge­r, der zum 1. Januar 2018 Broda als Vorstandsv­orsitzende­r ablösen wird. Der bisherige starke Mann der Kreisspark­asse geht dann in den Ruhestand. Laut Broda haben die Online-Anmeldunge­n um fast 50 Prozent auf 6,6 Millionen zugenommen, die Online-Klicks seien sogar von 12,9 Millionen auf 20,9 Millionen gestiegen. „Die Internet-Filiale ist die am häufigsten besuchte Filiale der Kreisspark­asse Tuttlingen“, betonte Broda.

Daher habe das Geldinstit­ut das Projekt „Strategie Privatkund­engeschäft“angestoßen. Damit möchten die Banker überlegen, inwieweit die Kreisspark­asse ihre Strukturen an die veränderte­n Rahmenbedi­ngungen anpassen muss: „Ich kann und will heute keinem Ergebnis vorgreifen“, antwortete Waizenegge­r auf die Frage, ob möglicherw­eise weitere Filialschl­ießungen in Betracht gezogen werden. Im vergangene­n Jahr hatte die Kreisspark­asse drei Geschäftss­tellen aufgegeben. Auch die Anzahl der Geldautoma­ten sank von 56 auf 53. WIRTSCHAFT

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FOTO: CHRISTIAN GERARDS Lothar Broda (rechts) und Markus Waizenegge­r präsentier­en am Montag gut gelaunt die Bilanz der Kreisspark­asse Tuttlingen für das vergangene Jahr.

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