Sparkasse bereiten hohe Einlagen Sorgen
Tuttlinger Geldinstitut zeigt sich von der Flut der Geldeinzahlungen überrascht
TUTTLINGEN - Die Kreissparkasse Tuttlingen hat im vergangenen Jahr ihre Bilanzsumme auf 3,2 Milliarden Euro erhöht. Das ist ein Plus in Höhe von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei dem Bilanzpressegespräch am Montagnachmittag im Sparkassen-Forum kündigte der Vorstandsvorsitzende, Lothar Broda, Verwarngelder für Unternehmen an, die zu viel Geld bei dem Bankhaus angelegt haben. Immerhin: Gebühren für die Privatkunden will die Kreissparkasse weiterhin nicht erheben.
Der Landkreis Tuttlingen steht wirtschaftlich gut da, und das merke laut Broda auch die Kreissparkasse. So stieg die Summe der Kredite im vergangenen Jahr von 2,116 Milliarden Euro auf 2,205 Milliarden Euro (plus 4,2 Prozent). Das sei laut Broda zwar ein geringeres Wachstum als noch im vergangenen Jahr, zeuge aber davon, dass die Unternehmen Investitionen zu einem guten Teil aus ihrem erwirtschafteten Guthaben heraus finanzieren würden.
Rekord bei Wohnungsbaukrediten
261 Millionen Euro an Neukrediten für Unternehmen und Selbstständige habe die Kreissparkasse gewährt. 2015 waren es noch 306 Millionen Euro gewesen. Bei den Krediten für den Wohnungsbau verzeichnete das Geldinstitut hingegen einen Rekord in Höhe von 153 Millionen Euro.
Sorgen bereitet der Kreissparkasse, dass die Einlagen von Kunden deutlich höher gestiegen sind als die Kredite: von 2,042 Milliarden Euro auf 2,196 Milliarden Euro (plus 7,5 Prozent). „Wir sind bei den Einlagen förmlich überflutet worden. Die haben unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen“, sagte Broda. Das Geldinstitut geht davon aus, dass Mitbewerber Negativzinsen eingeführt haben und die Kunden deswegen ihre Gelder dort abgezogen haben. Das habe zur Folge, dass die Kreissparkasse bei der Landesbank BadenWürttemberg oder der Europäischen Zentralbank selbst Verwarngelder bezahlen müsse: „Darauf würden wir gerne verzichten“, betonte Broda.
Im zweiten Halbjahr plane die Kreissparkasse für „ganz wenige Firmen“– Broda spricht von rund 200 Firmenkunden – selbst ein Verwarngeld einzuführen. „Wir haben Freibeträge von 500 000 Euro Sichteinlage für juristische Personen“, betonte Broda. Viele Firmen hätten zwei juristische Personen, eine Besitz- und eine Betriebsgesellschaft. Diese seien dann bis eine Million Euro Sichteinlagen frei. Die Bank würde ihre Einstellungskosten eins-zu-eins an die Firmenkunden weitergeben, die den Freibetrag überschreiten.
„Strategie Privatkundengeschäft“
Die Digitalisierung habe im Bankenwesen weiterhin eine „unheimliche Dynamik“, betonte Vorstandsmitglied Markus Waizenegger, der zum 1. Januar 2018 Broda als Vorstandsvorsitzender ablösen wird. Der bisherige starke Mann der Kreissparkasse geht dann in den Ruhestand. Laut Broda haben die Online-Anmeldungen um fast 50 Prozent auf 6,6 Millionen zugenommen, die Online-Klicks seien sogar von 12,9 Millionen auf 20,9 Millionen gestiegen. „Die Internet-Filiale ist die am häufigsten besuchte Filiale der Kreissparkasse Tuttlingen“, betonte Broda.
Daher habe das Geldinstitut das Projekt „Strategie Privatkundengeschäft“angestoßen. Damit möchten die Banker überlegen, inwieweit die Kreissparkasse ihre Strukturen an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen muss: „Ich kann und will heute keinem Ergebnis vorgreifen“, antwortete Waizenegger auf die Frage, ob möglicherweise weitere Filialschließungen in Betracht gezogen werden. Im vergangenen Jahr hatte die Kreissparkasse drei Geschäftsstellen aufgegeben. Auch die Anzahl der Geldautomaten sank von 56 auf 53. WIRTSCHAFT