Klosters und Gargellen wollen Skigebiete verbinden
Der Nobelort in Graubünden würde seine Pisten gern an jene in Vorarlberg anschließen
ST. GALLENKIRCH - Die Idee liegt im Trend, doch wie überall ist sie umstritten: Die Graubündner Gemeinde Klosters und Gargellen in Vorarlberg würden ihre Skigebiete gerne miteinander verbinden. Drei Bergbahnen müssten hierfür gebaut werden. Die Investitionssumme wird auf über 30 Millionen Euro geschätzt. Gerade in Vorarlberg wurden zuletzt mehrere Skigebiete miteinander verknüpft. Im Oberallgäu gibt es entsprechende Pläne am Riedberger Horn. Während die Gemeinden vom Tourismus profitieren wollen, mahnen Politiker und Umweltschützer.
Urlaubsort von Prinz Charles
Der aktuelle Vorstoß, ein grenzüberschreitendes Skigebiet zwischen Graubünden und Vorarlberg aufzubauen, kommt aus Klosters. Die Gemeinde hat jüngst ihre „Agenda 2025“zur künftigen Ortsentwicklung modifiziert. Nun soll die Machbarkeit einer solchen Verknüpfung geprüft werden. Im Gespräch mit der Presse zeigte sich Roger Kunz, Verwaltungsratspräsident der KlostersMadrisa Bergbahnen AG, an diesem Projekt sehr interessiert.
Klosters gilt als gediegener Wintersportort. Der britische Thronfolger Prinz Charles verbringt hier traditionell seinen Skiurlaub. Eine Bergbahn bietet vom Klosterer Tal den Anschluss ans benachbarte Skigebiet von Davos. Doch die eigene Pistenausdehnung ist eher überschaubar. 40 Kilometer gibt das Touristenbüro an. Es erstreckt sich bis auf 2600 Meter im Bereich der 2826 Meter hohen Madrisa-Gruppe. Dort verläuft auch die Staatsgrenze. Würden nun Verbindungsbergbahnen und -pisten nach Gargellen gebaut, könnten sich die Abfahrtsdistanzen wohl in Richtung 100 Kilometer entwickeln.
In Gargellen zeigt man sich offen. Der Ort zählt bisher offiziell 51 Abfahrtskilometer. Thomas Lerch, Geschäftsführer der dortigen Bergbahnen, sagte den „Vorarlberger Nachrichten“: „Das wäre zweifellos ein Leuchtturmprojekt und würde unseren Skiort noch attraktiver machen.“
Die Idee, Klosters mit Gargellen wintersportlich zu verbinden, gibt es grundsätzlich seit rund 40 Jahren. Sie war nur im Lauf der Zeit etwas eingeschlafen, weil der Aufwand und die Kosten zu hoch erschienen. Auch gegenwärtig existiert erst einmal nur die Vision. Beide Orte wollen jetzt aber am Projekt dranbleiben, wie es aus den Gemeindeämtern heißt. Es müsse nun Werbung bei Politikern gemacht werden. Mit Umweltschützern wolle man Gespräche suchen. In Klosters spekuliert man sogar, dass die Eidgenossenschaft eine Projektförderung beschließen könne.
Vorbild Ischgl/Samnaun
Dass das Skigebiet grenzüberschreitend wäre, wird in beiden Orten als weitgehend unproblematisch gesehen. Zwischen der Tiroler Wintersporthochburg Ischgl und dem Graubündner Dorf Samnaun funktioniere der Betrieb schließlich seit vielen Jahren gut, betonen Tourismusmanager hüben wie drüben.
Skeptisch hat sich die schwarzgrüne Vorarlberger Landesregierung gezeigt. Sie sieht bei diesem Projekt „bisher unangetastete Landschaftsräume“bedroht durch die Skifahrer. Diese Gebiete sollten eigentlich laut der Vorarlberger Tourismusstrategie 2020 auch künftig von einer Erschließung verschont bleiben, heißt es aus Regierungskreisen.