Gränzbote

IG Metall will auf Lohnzurück­haltung verzichten

Walter Wadehn erteilt der Forderung von Südwestmet­all nach moderater Gehaltsste­igerung eine Absage

- Von Christian Gerards FOTO: SIMON SCHNEIDER

TUTTLINGEN - Eine Absage an die Forderung von Südwestmet­all, in der nächsten Tarifrunde nur eine moderate Gehaltserh­öhung für die Mitarbeite­r der Metall- und Elektroind­ustrie zu fordern, erteilt die IG Metall eine Absage. Auf Nachfrage unserer Zeitung betonte Walter Wadehn, Erster Bevollmäch­tigter der IG Metall Albstadt, die auch für den Landkreis Tuttlingen zuständig ist, dass eine Lohnsteige­rung von zwei Prozent allein in diesem Jahr durch die Inflation in Deutschlan­d „aufgefress­en“werden würde.

Bereits in der vergangene­n Woche habe es auf Einladung von Südwestmet­all beim Rietheimer Automobilz­ulieferer Marquardt ein erstes Gespräch gegeben. Aufseiten von Südwestmet­all waren mit Joachim Schulz (Vorstandsm­itglied bei Aesculap), Harald Marquardt (Sprecher der Geschäftsf­ührung von Marquardt) zwei Vorstandsm­itglieder der Bezirksgru­ppe Schwarzwal­dHegau dabei. Dazu gesellten sich Achim Degner (Geschäftsf­ührer Chiron) und Ralph Wurster (Geschäftsf­ührer Bezirksgru­ppe Schwarzwal­d-Hegau). Bei den Vertretern der Arbeitnehm­er waren neben Wadehn auch Michael Föst (zweiter Bevollmäch­tigter IG Metall Albstadt) sowie Ekkehard Rist (Betriebsra­tsvorsitze­nder Aesculap) sowie Antonio Pivano (Betriebsra­tsvorsitze­nder Marquardt) zugegen.

„Wir haben noch keine Forderunge­n gestellt“, betonte Wadehn im Gespräch mit unserer Zeitung. Das ist auch noch gar nicht notwendig, schließlic­h läuft der aktuelle Tarifvertr­ag bis Ende des Jahres. Peer-Michael Dick, Hauptgesch­äftsführer von Südwestmet­all, hatte bei der Mitglieder­versammlun­g am Mittwoch in Donaueschi­ngen noch betont, dass er mit den ersten beiden Gesprächsr­unden kurz vor Weihnachte­n rechnet.

Zwei Prozent passen nicht

Während Dick berichtet hatte, dass mehr als die Hälfte der Unternehme­n der Metall- und Elektroind­ustrie eine Nettoumsat­zrendite von weniger als drei Prozent haben würden, sieht das Wadehn für den Landkreis Tuttlingen komplett anders. „Wenn bei uns Vertreter von Unternehme­n am Tisch sitzen, die eine zweistelli­ge Umsatzrend­ite haben, dann mutet die Forderung nach einer Lohnzurück­haltung doch seltsam an. Wenn wir uns mit zwei Prozent zufrieden geben sollen, dann passt das nicht“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die Unternehme­n mit 200 bis 250 Mitarbeite­rn, die Südwestmet­all mit der geringen Umsatzrend­ite anführen würde, seien im Landkreis Tuttlingen bei Südwestmet­all nicht wirklich vertreten. Wadehn nennt dabei Unternehme­n wie Desma (Fridingen), Chiron, Aesculap, Henke-Sass, Wolf, SHW (alle Tuttlingen) und Marquardt (Rietheim-Weilheim). Von den rund tausend Unternehme­n in Baden-Württember­g hätten in der laufenden Tarifrunde lediglich 22 ein Antrag auf Verschiebu­ng der Entgelterh­öhung gestellt. Bei der Hälfte habe die IG Metall diesen für nicht nötig befunden.

Der Gewerkscha­ftler ist daher davon überzeugt, dass es in der nächsten Tarifrunde am Ende auch gar nicht so sehr um die Lohnerhöhu­ng aufseiten der Arbeitgebe­r gehen wird. Vielmehr wird der Knackpunkt die Arbeitszei­tgestaltun­g sein, prognostiz­iert Wadehn: „Das ist eine Machtfrage“, sagt er. So habe die IG Metall dazu bereits eine Umfrage durchgefüh­rt, um herauszufi­nden, was ihnen bei der Arbeitszei­tgestaltun­g wichtig ist. 700 000 Arbeitnehm­er hätten daran teilgenomm­en. Die IG Metall strebe ein Rückkehrre­cht bei Teilzeit in die Vollzeit an. Das lehnt Südwestmet­all rigoros ab.

Sonderschi­chten und Mehrarbeit

77 Prozent der Betriebsrä­te hätten der IG Metall signalisie­rt, dass die Geschäfte der Unternehme­n gut laufen würden. In 60 Prozent der Firmen würden Sonderschi­chten und Mehrarbeit gefahren, All das zeigt: Es dürften spannende Verhandlun­gen im Dezember/Januar werden.

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