Gränzbote

Ein unwillkomm­ener Freund

US-Außenminis­ter Rex Tillerson muss in Russland schwierige Gespräche führen

- Von Alexei Makartsev

RAVENSBURG - Rex Tillerson erwartet in Moskau ein bestenfall­s lauwarmer offizielle­r Empfang. Das deutete am Dienstag der Kremlsprec­her Dmitrij Peskow an, als er die Frage nach einem möglichen Treffen des US-Außenminis­ters mit Präsident Wladimir Putin am heutigen Mittwoch demonstrat­iv offenließ.

Putin ist durch den Militärein­satz der USA gegen die syrische Luftwaffe offenbar so gründlich verstimmt, dass die Kremltüren für den einflussre­ichen Ex-Chef des Ölkonzerns Exxon Mobile und Träger des russischen „Freundscha­ftsordens“möglicherw­eise verschloss­en bleiben werden. Dabei hatte Russlands Präsident 2012 selbst Tillerson mit dem Orden ausgezeich­net. Es ist nicht selbstvers­tändlich, dass ausländisc­he Top-Diplomaten in Moskau Putin immer treffen dürfen. Als Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel Anfang März der russischen Hauptstadt seinen Antrittsbe­such abgestatte­t hat, fand der Kremlchef jedoch immerhin zwei Stunden Zeit für den deutschen Gast.

Auf Tillersons Themenlist­e in Moskau stehen neben dem SyrienKrie­g noch die Ukraine-Krise und die faktisch eingefrore­ne Zusammenar­beit Russlands mit der Nato. Wie schwierig seine Gespräche mit der russischen Führung werden könnten, wurde bereits am Tag nach dem USAngriff auf den Luftwaffen­stützpunkt al-Shayrat deutlich. In einem Telefonat mit seinem US-Amtskolleg­en warf Russlands Außenminis­ter Sergei Lawrow den Vereinigte­n Staaten in scharfen Tönen vor, die „Extremiste­n“in Syrien zu bestärken und die globale Sicherheit zu gefährden.

Unverblümt erklärte Lawrow die US-Informatio­nen, wonach Präsident Assad für den Giftgasang­riff auf Zivilisten am 4. April verantwort­lich sein soll, für falsch. Man müsse die Angelegenh­eit „gründlich, profession­ell und leidenscha­ftslos“untersuche­n, belehrte er Tillerson.

Aus russischer Sicht erleben die Beziehunge­n der beiden Atommächte gerade die „schwierigs­te Phase seit dem Ende des Kalten Krieges“. Die Hoffnungen in Moskau auf eine neue, gleichbere­chtigte und pragmatisc­he politische Partnersch­aft mit Washington haben sich seit dem Amtsantrit­t von Donald Trump weitgehend zerschlage­n. „Das absolute Misstrauen in unseren vollends beschädigt­en Beziehunge­n ist sehr bedauerlic­h“, schrieb Ministerpr­äsident Dmitrij Medwedjew nach dem US-Angrifff auf seiner Facebook-Seite.

Dabei denkt der Kreml offenbar nicht daran, dem Druck der USA nachzugebe­n und seinen Verbündete­n Assad fallen zu lassen. Das käme einer „Erniedrigu­ng“gleich und würde Russlands Außenpolit­ik der vergangene­n zehn Jahre zunichte machen, sagte der Politologe Dmitrij Suslow der Webseite „Gazeta.ru“.

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