Gränzbote

SPD und FDP kritisiere­n Altmaiers Doppelroll­e

Kubicki (FDP) fordert CDU-Politiker zum Rücktritt auf

- Von Andreas Herholz und dpa

BERLIN - Wirbel und Kritik an der neuen Doppelroll­e von Peter Altmaier (CDU) als Kanzleramt­schef und Wahlkampfm­anager. FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki hält die Vermischun­g für verfassung­swidrig und fordert den CDU-Politiker auf, als Kanzleramt­sminister zurückzutr­eten. Auch die Sozialdemo­kraten halten es für problemati­sch, wenn Altmaier neben seinem Job als Chef des Kanzleramt­es das CDU-Wahlprogra­mm schreiben soll.

Der Koalitions­partner SPD und auch die Opposition schießen sich auf Altmaier ein. „Das schadet der Zusammenar­beit in der Koalition“, kritisiert­e SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann und sieht „eine unzulässig­e Verquickun­g von Parteiund Regierungs­arbeit“. Schließlic­h dürfe der Chef des Bundeskanz­leramtes nicht die Arbeit des CDU-Generalsek­retärs übernehmen. Kubicki sprach von einer „Unverfrore­nheit“, die „einmalig in der Geschichte des demokratis­chen Deutschlan­ds“sei. Leitung des Wahlkampfe­s und Leitung des Kanzleramt­es müssten strikt getrennt bleiben, forderte SPDVizeche­f Ralf Stegner. Die Doppelroll­e sei nicht miteinande­r vereinbar, sind sich SPD und Opposition einig.

CDU verweist auf Nahles

In der Union sieht man dies anders: Laut CDU ist nicht geplant, dass Altmaier die Wahlkampfl­eitung übernimmt. Generalsek­retär Peter Tauber soll demnach weiterhin den Wahlkampf seiner Partei organisier­en, Altmaier wird federführe­nd für das Wahlprogra­mm zuständig sein. Eigenes Büro im Adenauerha­us, ehrenamtli­che Tätigkeit ohne Bezahlung und strikte Arbeitstei­lung – daran sei nichts zu beanstande­n.

Ähnliche Konstellat­ionen habe es auch in der Vergangenh­eit gegeben. So hatte der frühere CDU-Generalsek­retär Heiner Geißler zeitweise auch ein Ministeram­t in der Regierung Kohl. Auch in der Regierungs­zeit von SPD-Kanzler Gerhard Schröder hätten dessen Kanzleramt­sminister Frank-Walter Steinmeier und Minister wie Franz Münteferin­g stets im Wahlkampf mit an Programmen und Strategien gearbeitet. In der CDU-Spitze verweist man darauf, dass etwa Bundesarbe­itsministe­rin Andrea Nahles und Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig (beide SPD) mit am Programm von SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz arbeiten würden.

„Altmaier kann ohne Weiteres auch als Regierungs­mitglied das CDU-Parteiprog­ramm schreiben. Es gibt kein Verbot durch das Grundoder Parteienge­setz“, sagt Politikwis­senschaftl­er Nils Diederich von der Freien Universitä­t Berlin. Auch wenn Altmaier Mitglied der Regierung sei, bleibe er parteilich gebunden. Insofern sei sein Engagement völlig berechtigt.

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FOTO: DPA Wolfgang Kubicki, Fraktionsv­orsitzende­r der FDP.

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