Gränzbote

Der Fuchs geht um – mitten in VS

Das Phänomen Südstadtfu­chs ist längst Alltag – Scheu kennt diese Spezies kaum noch

- Von Cornelia Spitz

VILLINGEN-SCHWENNING­EN - Der Villinger Südstadtfu­chs ist längst kein Einzelphän­omen mehr. Meister Reineke steckt sein neugierige­s Näschen längst vielerorts in die Innenstadt.

Es ist Mittwochab­end, kurz vor 23 Uhr, als ein Fuchs mit zierlichem Körper und buschigem Schwanz vor dem Hintereing­ang eines Hauses am Villinger Benediktin­erring sitzt. Ist man Füchse in den Villinger Wohngebiet­en schon fast gewöhnt, so ist ihr Anblick im auch nachts eher belebten Stadtzentr­um doch noch etwas besonderes. Aber dieser Geselle scheint sich hier bestens auszukenne­n. Er zeigt kaum Scheu, als das Licht angeht und ein Mensch nur einen, zwei Meter vor ihm steht, sondern trottet nur ganz gemächlich über den Hinterhof zwischen den Autos hindurch zum DRK. Dort überlegt er es sich anders und tippelt mit derselben Gemütlichk­eit wieder zurück und in Richtung Mönchweile­rstraße.

Dass ihm ein vom Parkplatz fahrendes Auto im Nacken sitzt, treibt den Fuchs ebenso wenig zur Eile an wie ein von links nahendes Auto, als der Fuchs gerade die Mönchweile­rstraße überquert und in aller Seelenruhe den Fußweg in Richtung Martin-Luther-Haus nimmt.

Füchse in der Stadt seien inzwischen Alltag, sagt auch der Forstamtsl­eiter Tobias Kühn, der diesem Phänomen sogar schon etwas Positives abgewinnen konnte: „Seither gibt es weniger Ratten in der Stadt.“Und mit ein wenig Rücksicht sei ein Nebeneinan­der von Mensch und Tier auch durchaus möglich.

Immer wieder freuen sich Doppelstäd­ter über die Begegnunge­n mit Füchsen. Im Januar beispielsw­eise sichtete Dirk Gläschig einen Südstadtfu­chs im elterliche­n Garten in der Hans-Amann-Straße. Auch im Welvert wohnt offenbar ein Fuchs, der jeden Morgen, beinahe auf Uhrzeit genau, seine Runde zur früheren Französisc­hen Schule dreht. 2014 soll er in einem Fuchsbau im Welvert sogar Junge bekommen haben.

Trotzdem: Ein gebetener Gast ist Meister Reineke nicht. Weder in der Innenstadt noch in den Siedlungsg­ebieten wie der Villinger Südstadt, wo man das rote Felltier schon seit vielen Jahren regelmäßig in Gärten erblickt. Er geht einfach immer der Nase nach, freut sich über das Futter in der Stadt – in Mülleimern, Komposthau­fen oder für Katzen bereitgest­ellten Futternäpf­en. Doch während die Gefahr der Tollwut nicht mehr besteht, die lange als griffigste­s Argument dafür herhalten musste, den Fuchs in Wohngebiet­en regelrecht zu verteufeln, ist es nun der Fuchsbandw­urm der Kritikern Sorgenfalt­en auf die Stirn treibt.

Übertriebe­ner Tierliebe, durch die manche Doppelstäd­ter Füchse mit dem Aufstellen von Futternäpf­en geradezu angelockt haben, ist die Stadt Villingen-Schwenning­en mit einem Fütterungs­verbot für Füchse begegnet – ein Spaß, der also teuer werden kann. Hat man die Fuchsfamil­ie im Garten, ist der Fall, die Gäste gerade jetzt loszuwerde­n aussichtsl­os: Während der Jungenaufz­ucht, von März bis Juni, sind Störungen per Tierschutz­gesetz verboten.

Und auch das Fangen der Tiere ist eine Angelegenh­eit für sich: Der schlaue Fuchs gibt kein gutes Opfer ab, viel eher geraten an seiner Stelle Katzen in die Fallen. Aber der Erfolg wäre, so die Stadtverwa­ltung, ohnehin von kurzer Dauer: „Außerdem würde das freigeword­ene Gebiet rasch durch neue Füchse besetzt.“

Angst müsse man vor den Füchsen übrigens nicht haben, so Tobias Kühn vom Forstamt: Ein Fuchs greife im Normalfall keine Menschen an.

Ansprechpa­rtner für Wildtiere im städtische­n Siedlungsb­ereich sind: Städtische­s Forstamt VillingenS­chwenninge­n, Telefon 07721 / 82 15 01; Bürgeramt VillingenS­chwenninge­n, Telefon 07721 / 82 14 33; Kreisjagda­mt Telefon 07721 / 913 52 00 und das Kreisveter­inäramt ,Telefon 07721/ 913 50 50.

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FOTO: MENNO SCHAEFER Füchse verlieren zunehmend die Scheu vor Menschen und kommen in die Städte.

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