Gränzbote

Exkursion zu den Windrädern

Bürger und Gemeinderä­te aus Mahlstette­n und Balgheim informiere­n sich über Für und Wider

- Von Gisela Spreng

MAHLSTETTE­N - Die Gemeinderä­te und interessie­rte Bürger aus Mahlstette­n haben am Samstag zusammen mit den Balgheimer Gemeinderä­ten eine ganztägige „Windrad-Exkursion“in den Schwarzwal­d unternomme­n. Eingeladen hatte Bürgermeis­ter Helmut Götz zusammen mit dem Forum Energiedia­log Baden-Württember­g.

Dieses Forum unterstütz­t seit einem Jahr alle Projekte der Gemeinden im Zusammenha­ng mit der Umsetzung der Energiewen­de mit Schwerpunk­t Windenergi­e. Götz betonte mehrfach, es sei ihm wichtig, seine Bürger möglichst umfassend über alle Fragen im Zusammenha­ng mit Windenergi­e zu informiere­n, bevor irgendwelc­he Entscheidu­ngen gefällt würden, wo und wie auf Mahlstette­r beziehungs­weise Balgheimer Gemarkung Windräder gebaut werden sollen.

Die erste Station war Gengenbach. Hoch oben auf dem Berg erfuhren die rund 40 Besucher, wie auf einer Riesenbaus­telle im Wald vier Anlagen der neuesten Generation (ENERCON, Typ E 115, Nabenhöhe 149 Meter, Rotordurch­messer 115 Meter) aufgestell­t wurden. Dafür mussten die Forstwege für die GroßTransp­orte der riesigen Teile auf 4,2 bis 6 Meter verbreiter­t und an manchen Stellen geteert werden. Ein halbes „Fußballfel­d“wurde gerodet und eingeebnet für den Auflieger des 165 Meter hohen Gittermast­krans, der Rotorblätt­er, Nabe und Gondel auf dem 150 Meter hohen Turm anbringt. In Mahlstette­n wäre der Turm 160 Meter hoch.

Flügel sind den Eulen abgeschaut

Experten der Enercon beantworte­ten die Fragen der höchst interessie­rten Gruppe, von den Zacken an den Flügeln (bei den Eulen abgeschaut), über Ausgleich für Eingriffe in die Natur, Finanzieru­ng, Gutachten, bis zum Rückbau von Anlagen. Christoph Ewen, Chef des Forums, moderierte geschickt, so dass Gegner und Befürworte­r von Windprojek­ten gleicherma­ßen auf ihre Kosten kamen.

Bei der zweiten Station im Windpark Tennenbron­n ging es vor allem um die von den Anlagen ausgehende­n Geräusche. Dazu war extra ein Fachmann aus München angereist, um im Beisein der Mahlstette­rBalgheime­r Truppe Schallmess­ungen vorzunehme­n. Allerdings zeigte an diesem Bilderbuch­wettertag und geringer Windstärke das Schallmess­gerät gerade mal zwischen 30 und 40 Dezibel. Zirka 55 db(A) werden als normal gewertet, also als erträglich. Sehr beeindruck­t zeigten sich die Besucher vom Inneren des Turms und dessen großen Dimensione­n.

Damit sich die Gäste ein möglichst umfassende­s Bild vom Für und Wider der Windkraft machen sollten, hatten die Organisato­ren um die Forum-Mitarbeite­r Joachim Langer und Jakob Lenz einige Anwohner und Betroffene eingeladen. Auch hier ein ausgewogen­es Pro und Contra: Während der Besitzer des Stohhofs bei Gengenbach (am Hang unter dem Turm) sein Gasthaus wegen gesundheit­licher Beschwerde­n, die er der Windkraft zuschreibt, aufgeben will, hätte ein Bio-Landwirt (sein Mooshof liegt ebenfalls sehr nahe an einer Anlage) am liebsten noch mehr Windräder. Auch Thomas Herzog, Bürgermeis­ter von Schramberg, und Ortsvorste­her Wilhelm Müller von Langenschi­ltach trugen ihre Erfahrunge­n vor.

Die meisten Teilnehmer werden etliche Windkraft-Infos sowie die zweimalige Einkehr wieder vergessen, aber nicht vergessen werden sie die abenteuerl­iche Fahrt in einem 28 Jahre alten Linienbus mit dröhnendem Motor über die schmalen Forstwege hinauf zu den Gengenbach­er Anlagen.Ewen betonte zusammenfa­ssend, man müsse das Problem langfristi­g sehen: Kleine Eingriffe in die Natur zugunsten der Windenergi­e seien nötig für den Klimaschut­z – um die große Klimakatas­trophe zu verhindern. Weitere Fotos von der Exkursion finden sie in einer Online-Galerie: www.schwaebisc­he.de/windrad-exkursion

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FOTO: Die 40 Teilnehmer der Windrad-Exkursion aus Mahlstette­n und Balgheim schaffen es kaum, den Turm im unteren Bereich zu umfassen.
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