Über den touristischen Tellerrand schauen
Guido Wolf bei der IHK: „Leuchtturmprojekte“wie Rottweiler Hängebrücke ziehen Gäste in die Region
TUTTLINGEN/DONAUESCHINGEN - Hoher Besuch bei der Frühjahrssitzung des Tourismusausschusses der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg (IHK): Justiz- und Europaminister Guido Wolf, CDU, hat am Mittwochvormittag in der Donauhalle in Donaueschingen über die Wichtigkeit des Tourismus gesprochen, dabei aber auch betont, dass es einige Herausforderungen in naher Zukunft zu stemmen gilt.
Für Baden-Württemberg sind Tourismus und Gastronomie wichtige Zweige, wie Wolf ausführte. 2016 habe es das sechste Rekordjahr in Folge gegeben. Erstmals sei die Marke von 52 Millionen Übernachtungen überschritten worden. Und das, obwohl es im ganzen Land an Hotelbetten fehle, und zwar in jedem Preissegment. Auch in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Nichtsdestotrotz gebe es in der Branche landesweit knapp 330 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, mehr als im Fahrzeugbau. „Das sind keine exportierbaren Arbeitsplätze, die gibt es nur hier in BadenWürttemberg.“
Um diese Arbeitsplätze zu erhalten, gelte es, sich einigen Herausforderungen zu stellen. Eine ist laut Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, die Arbeitszeit in Gastronomiebetrieben. Die gesetzlichen Auflagen hinsichtlich der Arbeitszeit belasteten die Branche enorm. Diesbezüglich müssten flexiblere Lösungen gefunden werden.
Eine weitere Herausforderung, der sich viele Gastronomie- und Hotelbetriebe stellen müssen, ist die Übergabe. Um sie in diesem Punkt unterstützen zu können, hat die Donaubergland Marketing und Tourismus GmbH eine „Gastrofiebel“herausgebracht, die Alexander Stengelin, Citymanager, der Stadt Tuttlingen, am Mittwoch vorstellte. Unter dem Motto „Erfolgreich gründen – führen – übergeben“soll sie ein Ratgeber für Gastronome sein, Anfänger wie Erfahrene gleichermaßen. Themen, die darin behandelt werden, sind unter anderem Fördermittel für Existenzgründer (Stengelin:„Es gibt immer wieder welche, die das aus dem hohlen Bauch machen.“), Marketingstrategien, aber auch die Personalsuche. „Eine runde Sache“, wie Stengelin findet. Die Broschüre gibt es bei der IHK, aber auch in den Rathäusern.
Gäste in die Region holen
Darüber hinaus gilt es, die Gäste überhaupt in die Region zu holen. Diesbezüglich riet Wolf den Mitgliedern des Tourismusausschusses, über den touristischen Tellerrand hinauszuschauen. Gäste dächten nicht in kommunalen Grenzen, sondern wollte eine Region in ihrer Gänze erleben, mit allen touristischen Highlights, die diese zu bieten habe. In diesem Zusammenhang müsse man sich auch mit der Digitalisierung im Tourismus befassen.
Ein „Leuchtturmprojekt“wie die Hängebrücke in Rottweil sei ideal, um die Gäste in die Region zu locken. Ralf Broß, Rottweils Oberbürgermeister, und Roland Haag, Projektleiter der Neckar Line, betonten, dass die mit 606 Meter längste Fußgängerhängebrücke der Welt einer Prognose zufolge jährlich rund 200 000 Tagesgäste mehr anziehen werde, was einem Plus von 17 Prozent entspreche. Ende 2018 soll die Brücke stehen.