Ravensburger Großmolkerei Omira plant Fusion
Ravensburger Großmolkerei bestätigt Fusionsgespräche wegen schwieriger Marktlage
RAVENSBURG (dpa) - Die Großmolkerei Omira verhandelt derzeit mit einem möglichen Partner. „Wir stehen in weit fortgeschrittenen Gesprächen und gehen davon aus, diese im Mai abzuschließen“, teilte das Unternehmen aus Ravensburg am Donnerstag mit. Zentrale Punkte der Gespräche seien etwa die Sicherung eines überdurchschnittlichen Milchgeldes für die Omira-Landwirte und der Zugang zu internationalen Märkten. Den Namen des möglichen Partners nannte Omira allerdings noch nicht – es sei Vertraulichkeit vereinbart worden.
RAVENSBURG - Die größte Molkerei Baden-Württembergs, Omira, steht offenbar kurz vor der Fusion mit einem kapitalstarken Partner. Das ließ das Ravensburger Unternehmen auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“durchblicken. Zuvor hatte der SWR darüber berichtet. „Wir stehen in weit fortgeschrittenen Gesprächen und gehen davon aus, diese im Mai abzuschließen“, sagte Omira-Geschäftsführer Ralph Wonnemann.
Hintergrund ist die schwierige Situation auf dem Milchmarkt, die Omira zu schaffen macht. Im vergangenen Geschäftsjahr ging der Umsatz um 40 Millionen auf 420 Millionen Euro zurück. Den Gewinn konnte die Molkerei mit rund einer Million Euro stabil halten. Allerdings sind die Milchbauern mit dem von der Omira gezahlten Milchgeld zunehmend unzufrieden und verunsichert. Im Vergleich zu anderen regionalen Molkereien zahle Omira rund vier Cent weniger für den Liter Milch, heißt es aus der Branche. Für einen Durchschnittsbetrieb mit einer monatlichen Milchmenge von 50 000 Litern sind das 2000 Euro, die am Ende des Monats in der Kasse fehlen.
Intensive Partnersuche
Anscheinend drohen inzwischen etliche Omira-Genossen mit Kündigung, sollte das Milchgeld nicht bald deutlich zulegen. Das wiederum wäre für Omira eine Katastrophe. Milchmenge zu verlieren hieße, die Produktionsanlagen nicht auslasten zu können und so noch mehr Umsatz zu verlieren.
Omira ist sich des Problems bewusst. „Durch die Marktentwicklung hinken wir in der Milchpreisentwicklung hinterher. Dies ist für uns nicht zufriedenstellend. Wir können es aber nicht verhindern“, ließ die Molkerei wissen. Deshalb sei die bereits im Herbst 2015 beschlossene Partnersuche intensiviert worden. Wie Wonnemann erklärte, habe man mit mehreren Kandidaten gesprochen. Zentrale Punkte seien die Sicherung eines auf lange Sicht überdurchschnittlichen Milchgeldes für die Landwirte, der Zugang zu internationalen Märkten und die Weiterentwicklung und Investition der Standorte Ravensburg und Neuburg an der Donau gewesen.
Inzwischen habe sich ein Partner herauskristallisiert. Einen Namen nannte der Omira-Chef aus Vertraulichkeitsgründen nicht. „Wir werden im Verlauf des Mai 2017 unsere Gespräche abschließen und dann umgehend mit allen unseren Gesellschaftern darüber sprechen“, so Wonnemann. Auf der am 22. Juni stattfindenden Gesellschafterversammlung soll darüber abgestimmt werden. Dem SWR gegenüber ließ Wonnemann durchblicken, dass der Partner über großes Know-how verfüge, kapitalkräftig und auf der ganzen Welt vertreten sei.
Gerüchten, nach denen Mondelez hinter den Fusionsgesprächen stecke (unter anderem Milka-Schokolade), erteilte der Lebensmittelkonzern eine Absage. „Die Molkerei Omira ist ein langjähriger Partner, mit dem wir vertrauensvoll seit vielen Jahren zusammenarbeiten. Dass Mondelez beabsichtigt, mit Omira zu fusionieren, ist aber nicht korrekt“, bestätigte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Auch der Name der Genossenschaftsmolkerei Arla Foods, die unter anderen mehrere Werke im Allgäu betreibt, tauchte in diesem Zusammenhang auf.
„Katastrophe für Milchbauern“
„Für die Milchbauern wäre das eine Katastrophe“, kommentierte Rolf Weidner, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter im Landkreis Ravensburg die Gerüchte. Denn damit würde ein weiterer Akteur auf dem ohnehin bereits stark konzentrierten Molkereimarkt verschwinden, und die Vermarktungsalternativen für Milchbauern würden weniger. „Das macht uns als Erzeuger noch kleiner“, so Weidner.
Omira, die jährlich rund 800 Millionen Kilogramm Milch verarbeitet, leidet vor allem unter den hohen Milchpulverbeständen in der Europäischen Union. Aktuellen Zahlen zufolge liegen rund 400 000 Tonnen in den Lagern und blockieren höhere Preise.
Während bei Omira in Ravensburg vor allem das Industriegeschäft mit Milchpulver und Butteröl dominiert, liegt der Schwerpunkt am Standort Neuburg, rund 20 Kilometer westlich von Ingolstadt, auf der Weißen Linie – also auf Milch-, Sahneund Dessertprodukten.
Einem internen Strategiepapier des Unternehmens zufolge erwägt Omira-Chef Wonnemann, auch die Ravensburger Weiße Linie nach Neuburg zu verlagern, um dort die Frischeproduktion zu bündeln und so die Wertschöpfung zu verbessern. Wonnemann sieht im Industriegeschäft vor allem mit Milchpulver langfristig eine bessere Preistendenz.