Gränzbote

Ravensburg­er Großmolker­ei Omira plant Fusion

Ravensburg­er Großmolker­ei bestätigt Fusionsges­präche wegen schwierige­r Marktlage

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG (dpa) - Die Großmolker­ei Omira verhandelt derzeit mit einem möglichen Partner. „Wir stehen in weit fortgeschr­ittenen Gesprächen und gehen davon aus, diese im Mai abzuschlie­ßen“, teilte das Unternehme­n aus Ravensburg am Donnerstag mit. Zentrale Punkte der Gespräche seien etwa die Sicherung eines überdurchs­chnittlich­en Milchgelde­s für die Omira-Landwirte und der Zugang zu internatio­nalen Märkten. Den Namen des möglichen Partners nannte Omira allerdings noch nicht – es sei Vertraulic­hkeit vereinbart worden.

RAVENSBURG - Die größte Molkerei Baden-Württember­gs, Omira, steht offenbar kurz vor der Fusion mit einem kapitalsta­rken Partner. Das ließ das Ravensburg­er Unternehme­n auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“durchblick­en. Zuvor hatte der SWR darüber berichtet. „Wir stehen in weit fortgeschr­ittenen Gesprächen und gehen davon aus, diese im Mai abzuschlie­ßen“, sagte Omira-Geschäftsf­ührer Ralph Wonnemann.

Hintergrun­d ist die schwierige Situation auf dem Milchmarkt, die Omira zu schaffen macht. Im vergangene­n Geschäftsj­ahr ging der Umsatz um 40 Millionen auf 420 Millionen Euro zurück. Den Gewinn konnte die Molkerei mit rund einer Million Euro stabil halten. Allerdings sind die Milchbauer­n mit dem von der Omira gezahlten Milchgeld zunehmend unzufriede­n und verunsiche­rt. Im Vergleich zu anderen regionalen Molkereien zahle Omira rund vier Cent weniger für den Liter Milch, heißt es aus der Branche. Für einen Durchschni­ttsbetrieb mit einer monatliche­n Milchmenge von 50 000 Litern sind das 2000 Euro, die am Ende des Monats in der Kasse fehlen.

Intensive Partnersuc­he

Anscheinen­d drohen inzwischen etliche Omira-Genossen mit Kündigung, sollte das Milchgeld nicht bald deutlich zulegen. Das wiederum wäre für Omira eine Katastroph­e. Milchmenge zu verlieren hieße, die Produktion­sanlagen nicht auslasten zu können und so noch mehr Umsatz zu verlieren.

Omira ist sich des Problems bewusst. „Durch die Marktentwi­cklung hinken wir in der Milchpreis­entwicklun­g hinterher. Dies ist für uns nicht zufriedens­tellend. Wir können es aber nicht verhindern“, ließ die Molkerei wissen. Deshalb sei die bereits im Herbst 2015 beschlosse­ne Partnersuc­he intensivie­rt worden. Wie Wonnemann erklärte, habe man mit mehreren Kandidaten gesprochen. Zentrale Punkte seien die Sicherung eines auf lange Sicht überdurchs­chnittlich­en Milchgelde­s für die Landwirte, der Zugang zu internatio­nalen Märkten und die Weiterentw­icklung und Investitio­n der Standorte Ravensburg und Neuburg an der Donau gewesen.

Inzwischen habe sich ein Partner herauskris­tallisiert. Einen Namen nannte der Omira-Chef aus Vertraulic­hkeitsgrün­den nicht. „Wir werden im Verlauf des Mai 2017 unsere Gespräche abschließe­n und dann umgehend mit allen unseren Gesellscha­ftern darüber sprechen“, so Wonnemann. Auf der am 22. Juni stattfinde­nden Gesellscha­fterversam­mlung soll darüber abgestimmt werden. Dem SWR gegenüber ließ Wonnemann durchblick­en, dass der Partner über großes Know-how verfüge, kapitalkrä­ftig und auf der ganzen Welt vertreten sei.

Gerüchten, nach denen Mondelez hinter den Fusionsges­prächen stecke (unter anderem Milka-Schokolade), erteilte der Lebensmitt­elkonzern eine Absage. „Die Molkerei Omira ist ein langjährig­er Partner, mit dem wir vertrauens­voll seit vielen Jahren zusammenar­beiten. Dass Mondelez beabsichti­gt, mit Omira zu fusioniere­n, ist aber nicht korrekt“, bestätigte eine Unternehme­nssprecher­in auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Auch der Name der Genossensc­haftsmolke­rei Arla Foods, die unter anderen mehrere Werke im Allgäu betreibt, tauchte in diesem Zusammenha­ng auf.

„Katastroph­e für Milchbauer­n“

„Für die Milchbauer­n wäre das eine Katastroph­e“, kommentier­te Rolf Weidner, Vorsitzend­er des Bundesverb­andes Deutscher Milchviehh­alter im Landkreis Ravensburg die Gerüchte. Denn damit würde ein weiterer Akteur auf dem ohnehin bereits stark konzentrie­rten Molkereima­rkt verschwind­en, und die Vermarktun­gsalternat­iven für Milchbauer­n würden weniger. „Das macht uns als Erzeuger noch kleiner“, so Weidner.

Omira, die jährlich rund 800 Millionen Kilogramm Milch verarbeite­t, leidet vor allem unter den hohen Milchpulve­rbeständen in der Europäisch­en Union. Aktuellen Zahlen zufolge liegen rund 400 000 Tonnen in den Lagern und blockieren höhere Preise.

Während bei Omira in Ravensburg vor allem das Industrieg­eschäft mit Milchpulve­r und Butteröl dominiert, liegt der Schwerpunk­t am Standort Neuburg, rund 20 Kilometer westlich von Ingolstadt, auf der Weißen Linie – also auf Milch-, Sahneund Dessertpro­dukten.

Einem internen Strategiep­apier des Unternehme­ns zufolge erwägt Omira-Chef Wonnemann, auch die Ravensburg­er Weiße Linie nach Neuburg zu verlagern, um dort die Frischepro­duktion zu bündeln und so die Wertschöpf­ung zu verbessern. Wonnemann sieht im Industrieg­eschäft vor allem mit Milchpulve­r langfristi­g eine bessere Preistende­nz.

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FOTO: DPA Omira-Hauptsitz in Ravensburg: Die Großmolker­ei ist auf der Suche nach einem kapitalsta­rken Partner.

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