Hausbesuche heißt das neue Zauberwort
Während die SPD in Berlin ihre Kampa 17 zeigt, ist Martin Schulz in Hamm unterwegs
BERLIN - Die Partei sei „heiß auf Wahlkampf“, sagt SPD-Generalsekretärin Katarina Barley. Sie stellt im Willy-Brandt-Haus in Berlin die Wahlkampfzentrale „Kampa 17“vor. Die SPD geht, getragen von 16 000 Neueintritten seit Jahresanfang, mit neuer Zuversicht in die Auseinandersetzung mit Angela Merkels CDU.
„Endlich spürt man überall wieder die Lust, über politische Inhalte zu diskutieren“, sagt Barley. Die Genossen setzen dabei, genau wie die CDU, auf Hausbesuche. Während Barley Journalisten in Berlin die Kampa zeigt, klingelt Martin Schulz in Hamm an den Türen möglicher SPD-Wähler. Denn die neue Tür-zuTür-App der SPD zeigt den Wahlkampfhelfern, wo sie am besten hingehen sollen. Geordnet nach Kriterien wie Erstwähler, Familien, Rentner, hohes oder niedriges Einkommen hat die SPD eine Art Atlas aller Wahlkreise entwickelt. Vom modernsten Wahlkampf aller Zeiten spricht Barley in Bezug auf die Mobilitäts-App und die Tür zu Tür-App. Ist ein Gebiet rot gekennzeichnet, heißt das, es lohnt sich, dorthin zu gehen und zu werben.
Die Helfer treffen vor allem auf Anhänger. „Die Wahrscheinlichkeit, dass man einem lächelnden Gesicht gegenübersteht, ist hoch“, so Barley. Und deshalb mache der Haustürwahlkampf auch so viel Spaß.
Das war nicht immer so. Bei der letzten Bundestagswahl 2013 holperte der Wahlkampf für Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sehr. Erst wurden seine hohen Vortragshonorare bekannt, dann ging es um seine Äußerung, dass er keinen Wein unter fünf Euro trinke, am Ende trank er Eierlikör bei Hausbesuchen.
Dieses Jahr wird kein Likör getrunken: Pro Haustür sind nur etwa drei Minuten eingeplant. Das soll genügen, um freundlich zu werben und gleichzeitig zu hören, welche Anliegen die Bürger haben und dies zurückzumelden in die Parteizentrale.
Für die Übungs-Haustür in der CDU-Zentrale hat die SPD-Generalsekretärin nur Spott übrig. „Wenn man es nötig hat, mit Bildschirmen zu sprechen, hat man in der Vergangenheit etwas versäumt.“Die SPD betreibe schon lange den HaustürWahlkampf und wisse, wie man auf Menschen zugehe.
Auch in Online-Aktionen wie jener zum 1. Mai geht man auf Tuchfühlung mit SPD-Anhängern. Man will „echte Menschen, keine Hochglanzleute“vorstellen. Zu sehen ist eine Menschenkette – der Tellerwäscher, die Malerin, die Sozialarbeiterin. Sie alle berichten, was sie sich für ihre Arbeit für Verbesserungen wünschen: keine Befristung mehr, Entgeltgleichheit, einen starken Betriebsrat oder die Aufwertung sozialer Berufe überhaupt.
Dass die SPD erst spät ihren Spitzenkandidaten Martin Schulz nominierte, soll kein Nachteil sein. Denn die SPD arbeitet mit der Agentur KNSK, die schon den Europawahlkampf für Martin Schulz machte und deshalb gut mit ihm vertraut ist. Und die außerdem die erfolgreichen Wahlkämpfe für Gerhard Schröder 1998 und 2002 führte.