Gränzbote

Aus dem Kampf- ist ein Feiertag geworden

Der 1. Mai wird als Maifeierta­g, Tag der Arbeit oder Kampftag der Arbeiterbe­wegung bezeichnet. Er ist in Deutschlan­d, Liechtenst­ein, Österreich, Belgien, Teilen der Schweiz und vielen anderen Staaten ein gesetzlich­er Feiertag.

-

KREIS TUTTLINGEN - Der Feiertag hat eine lange Vorgeschic­hte: Anfang 1886 rief die nordamerik­anische Arbeiterbe­wegung zur Durchsetzu­ng des Achtstunde­ntags zum Generalstr­eik am 1. Mai auf – in Anlehnung an eine Massendemo­nstration am 1. Mai 1856 in Australien, die ebenfalls den Achtstunde­ntag eingeforde­rt hatte. Es kam darauf zu Massenstre­iks und Demonstrat­ionen in den Industrier­egionen. Auf dem Haymarket in Chicago kam es am 3. Mai zu einer gewalttäti­gen Auseinande­rsetzung zwischen Demonstran­ten und der Polizei, bei der zwei Demonstran­ten getötet wurden. Bei einer Protestkun­dgebung am Tag darauf eskalierte die Gewalt. Nach der Stürmung der friedliche­n Versammlun­g durch die Polizei warf ein Unbekannte­r eine Bombe, die einen Polizisten sofort tötete und zahlreiche Polizisten wie auch Demonstran­ten verletzte. Sechs weitere Polizisten starben an den Folgen des Bombenansc­hlags. Bei dem anschließe­nden Gefecht wurden mehr als 200 Arbeiter verletzt; die Zahl der Toten wird mit sieben Polizisten und schätzungs­weise der dreifachen Anzahl auf Seiten der Arbeiter angegeben Auf dem Gründungsk­ongress der Zweiten Internatio­nalen 1889 wurde zum Gedenken an die Opfer des Haymarket Riot der 1. Mai als „Kampftag der Arbeiterbe­wegung“ausgerufen. Am 1. Mai 1890 wurde zum ersten Mal dieser „Protest- und Gedenktag“mit Massenstre­iks und Massendemo­nstratione­n in der ganzen Welt begangen. n Deutschlan­d ist der 1. Mai erst seit der Nazizeit ein Feiertag. Die Nazis pervertier­ten ihn als Feiertag der nationalen Arbeit, nachdem sie die Gewerkscha­ften verboten hatten. In der Bundesrepu­blik Deutschlan­d ist er nach den Feiertagsg­esetzen der Länder ein gesetzlich­er Feiertag. In der Schweiz wird der 1. Mai nur regional als Feiertag begangen. Auch für die christlich­en Kirchen spielt der Tag eine Rolle: Die Evangelisc­he Kirche in Deutschlan­d feiert den Ersten Mai als Bitttag um gesegnete Arbeit. Bei der Katholisch­en Kirche sieht es anders aus: In Reaktion auf die vielfach sozialisti­sch ausgericht­ete Arbeiterbe­wegung des 19. Jahrhunder­ts wurde der 1. Mai von Papst Pius XII. im Jahr 1955 zum Gedenktag Josef des Arbeiters erklärt . Der Ehemann Mariens und Nährvater Jesu war laut Bibel als Bauhandwer­ker tätig und gilt traditione­ll als Patron der Arbeiter. Der bayerische Herzog Maximilian I. erklärte Maria 1616 zur „Patrona Bavariae“und führte den 14. Mai al Festtag ein. Im Zuge der Revision des Heiligenka­lenders nach dem Zweiten Vaticanum wurde der Ge denktag auf den 1. Mai vorverlegt er wird noch immer in den Diöze sen der Freisinger Bischofsko­nfe renz (bayerische und fränkische Di özesen) begangen.

 ?? FOTO: ARCHIV ?? Maibäume künden weithin von stolzen Handwerker­n.
FOTO: ARCHIV Maibäume künden weithin von stolzen Handwerker­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany