Unis sollten Kontroversen aushalten
Zum Interview „Steht auf und artikuliert euch!“mit Ranga Yogeshwar erreichte uns folgende Zuschrift (22.4.): Ranga Yogeshwar appelliert an Forscher, sich zu engagieren. Dabei hält er auch Wissenschaftlern Fehler vor und macht durchaus auch die eigene Zunft für das beobachtete Misstrauen verantwortlich. Hinter Forschung und Wissenschaft stecken nur allzu oft starke wirtschaftliche, macht- und gesellschaftspolitische Interessen und Geldgeber. Erst kürzlich wurde das bis dahin „wissenschaftlich begründete“Dogma von der gesundheitsschädlichen Wirkung des in unseren natürlichen Nahrungsmitteln enthaltenen Cholesterins widerlegt. Damit wurden Gesundheitsbewusste jahrzehntelang zum Kauf industriell gefertigter, angeblich besserer Produkte animiert, weil sie beim Verzehr von Butter, Eiern und so weiter ein schlechtes Gewissen bekamen.
Wem nützt es? Das sollten wir uns häufiger fragen. Wissenschaftliche Studien sind nicht sakrosankt, sie können durchaus manipuliert werden, sowohl bewußt als auch unbewußt. Studiendesign, (marketingfreundliche) Interpretation unter anderem können die Tatsachen verzerren bis verfälschen. Deshalb ist der freie wissenschaftliche Diskurs unbedingt notwendig. Jedoch ist dieser selbst bei uns in Deutschland nicht immer gegeben.
Beispielsweise sagten die zu einem Gender-Symposium in Stuttgart eingeladenen Gender-Befürworter ab und stellten sich damit nicht dem Disput; zusätzlich versuchten bestimmte Gruppen ganz massiv, die Besucher dieses Symposiums von der Teilnahme abzuhalten. In der Universität Marburg wurde ein Vortrag des international renommierten Biologen Professor Kutschera abgesagt, weil er mit diffamierenden Äußerungen gegenüber der Genderforschung in Erscheinung getreten sei.
Gerade die Universität sollte aber ein Ort für offene und kontroverse Diskussionen sein. So sprechen etliche Zeitgenossen inzwischen nicht mehr von der Gendertheorie, sondern von der Genderideologie. Pro und contra betrachten, den eigenen Verstand benützen und nicht alles blindlings glauben, was unter dem Deckmantel der Wissenschaft verkündet wird, ist auch für uns heute dringend notwendig. Carmen Reichert-Schuhwerk,
Das Urteil ist besorgniserregend
Zur Analyse „Zeugen Jehovas vom Verbot in Russland überrascht“(22.4.): Es ist schon besorgniserregend, dass aktuell in Russland der Kampf gegen den Extremismus offenbar wunderbar als Deckmantel verwendet werden kann, um gegen beliebige Randgruppen vorzugehen, die einem nicht behagen – selbst wenn sie sich absolut friedlich verhalten. Eine religiöse Gruppe, die weltweit Kriegsdienst sowie Gewalt in jeglicher Form kategorisch ablehnt als „Gefahr für die öffentliche Sicherheit“einzustufen, hat schon fast etwas Ironisches.
Leider ist jedoch festzustellen, dass im selben Artikel eine Glaubensgemeinschaft, die in Deutschland als Religionsgemeinschaft anerkannt und inzwischen in allen Bundesländern rechtlich mit den großen Kirchen gleichgestellt wurde (Körperschaft des öffentlichen Rechts), nach wie vor mit dem diffamierenden Begriff „Sekte“tituliert wird. Der Begriff „Sekte“ist in unseren Köpfen doch ausschließlich negativ belegt und impliziert stets unterschwellig eine Bedrohung und Gefahr. Robert Schwortschik, Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständnis dafür, dass wir für die Veröffentlichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalten müssen. Leserzuschriften stellen keine redaktionellen Beiträge dar. Anonyme Zuschriften können wir nicht veröffentlichen.
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