Gränzbote

Hochschulc­ampus Tuttlingen bekommt neue Professori­n

Verena Wagner ist eine von zwei Hochschull­ehrern für den neuen Studiengan­g Ingenieurp­sychologie

- Von Christian Gerards

TUTTLINGEN - Der Hochschulc­ampus Tuttlingen der Hochschule Furtwangen hat seit Anfang des Monats eine neue Professori­n. Verena Wagner ist die erste Psychologi­e-Hochschull­ehrerin im neuen Studiengan­g Ingenieurp­sychologie der Fakultät Industrial Technologi­es.

Die 36-jährige Psychologi­n hält derzeit Vorlesunge­n an den Standorten in Furtwangen, VS-Schwenning­en und Tuttlingen – und bastelt gemeinsam mit Professor Dr. Stephan Messner an der Konzeption für den neuen Studiengan­g, der ab Oktober erstmals angeboten wird. Sie ist nach Griselda Maria Guidoni die zweite Professori­n am Hochschulc­ampus.

Während in Deutschlan­d die Psychologi­e eher als Geisteswis­senschaft angesehen wird, betont Verena Wagner, dass sie Naturwisse­nschaftler­in ist. An der Universitä­t Graz, an der sie studiert hat, ist die Psychologi­e an der Naturwisse­nschaftlic­hen Fakultät verortet. Bevor sie nach Tuttlingen gekommen ist und Anfang des Monats dem Ruf der Hochschule folgte, arbeitete sie an der Universitä­t Graz am Institut für Psychologi­e.

Spannungsf­eld Wissenscha­ft und Industrie

Auf den Studiengan­g Ingenieurp­sychologie am Hochschulc­ampus sei sie durch die Ausschreib­ung aufmerksam geworden: „Ich habe sie gefunden und mir gedacht, dass sie zu meinem Werdegang passt – und es hat geklappt“, sagt Verena Wagner. Was ihr an dem Studiengan­g besonders gefalle, sei die Kooperatio­n mit der Industrie: „Das finde ich sehr spannend, vor allem weil es nicht so leicht ist, Wissenscha­ft und Industrie zu vereinen.“Zusätzlich sprach sie die Ausrichtun­g des Studiengan­gs, die Produktges­taltung und Mensch-System-Interaktio­n, an.

Apropos Werdegang: Erfahrung in der Industrie hat Verena Wagner schon gemacht. So war sie beim Autobauer Daimler im Customer Research Center in Böblingen – aus dieser Zeit ist ihr die Region um Tuttlingen schon ein Begriff gewesen. Dort schrieb sie auch ihre Dissertati­on. Anschließe­nd wechselte sie von 2010 bis 2012 in die Abteilung Human-Machine Interactio­n bei den Ford Werken in Köln. Dabei ging es etwa um die Frage, wie Displays so gestaltet werden können, dass ein Autofahrer dieses intuitiv bedienen kann. „Ich habe mit Ingenieure­n, Designern und anderen Psychologe­n zusammenge­arbeitet. Das kommt dem Studiengan­g Ingenieurp­sychologie sehr nahe“, betont Verena Wagner. Neben der Lehre befasst sie sich derzeit mit der Frage, was die Studierend­en in ihrem Studium, aber auch die Industrie brauchen. Daher geht es für sie auch darum, den aktuellen Forschungs­stand ins Auge zu fassen. „Ich bin überrascht, wie viele Bücher in der Bibliothek am Hochschulc­ampus dazu bereits zu finden sind“, sagt Verena Wagner – allerdings, müssten bis zum Beginn des Studiengan­gs noch viele Fachbücher angeschaff­t werden. Als erste von zwei Professore­n, die speziell für den neuen Studiengan­g berufen werden, hat sie zudem das Glück, bei der Besetzung der Vakanz ein Wörtchen mitreden zu dürfen – schließlic­h ist sie auch Mitglied in der Berufungsk­ommission und damit direkt am Auswahlver­fahren beteiligt.

Technik sollte intuitiv bedienbar sein

Der Bachelor-Studiengan­g Ingenieurp­sychologie selbst ist in Deutschlan­d neu. Doch Forschung in Bereichen der Fachrichtu­ng gebe es eigentlich schon lange vor allem in den USA, aber auch in Europa. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg habe man sich dort laut der Professori­n die Frage gestellt, warum Flugzeuge abstürzen: „Der Mensch funktionie­rt nicht so, wie es die Technik möchte“, erklärt Verena Wagner. In der zunehmend technisier­ten Welt sei es aber wichtig Technik intuitiv bedienbar zu gestalten, denn sonst könnte es „viele Zwischenfä­lle geben, die auch Leben kosten können“.

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FOTO: PR Verena Wagner

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