Hochschulcampus Tuttlingen bekommt neue Professorin
Verena Wagner ist eine von zwei Hochschullehrern für den neuen Studiengang Ingenieurpsychologie
TUTTLINGEN - Der Hochschulcampus Tuttlingen der Hochschule Furtwangen hat seit Anfang des Monats eine neue Professorin. Verena Wagner ist die erste Psychologie-Hochschullehrerin im neuen Studiengang Ingenieurpsychologie der Fakultät Industrial Technologies.
Die 36-jährige Psychologin hält derzeit Vorlesungen an den Standorten in Furtwangen, VS-Schwenningen und Tuttlingen – und bastelt gemeinsam mit Professor Dr. Stephan Messner an der Konzeption für den neuen Studiengang, der ab Oktober erstmals angeboten wird. Sie ist nach Griselda Maria Guidoni die zweite Professorin am Hochschulcampus.
Während in Deutschland die Psychologie eher als Geisteswissenschaft angesehen wird, betont Verena Wagner, dass sie Naturwissenschaftlerin ist. An der Universität Graz, an der sie studiert hat, ist die Psychologie an der Naturwissenschaftlichen Fakultät verortet. Bevor sie nach Tuttlingen gekommen ist und Anfang des Monats dem Ruf der Hochschule folgte, arbeitete sie an der Universität Graz am Institut für Psychologie.
Spannungsfeld Wissenschaft und Industrie
Auf den Studiengang Ingenieurpsychologie am Hochschulcampus sei sie durch die Ausschreibung aufmerksam geworden: „Ich habe sie gefunden und mir gedacht, dass sie zu meinem Werdegang passt – und es hat geklappt“, sagt Verena Wagner. Was ihr an dem Studiengang besonders gefalle, sei die Kooperation mit der Industrie: „Das finde ich sehr spannend, vor allem weil es nicht so leicht ist, Wissenschaft und Industrie zu vereinen.“Zusätzlich sprach sie die Ausrichtung des Studiengangs, die Produktgestaltung und Mensch-System-Interaktion, an.
Apropos Werdegang: Erfahrung in der Industrie hat Verena Wagner schon gemacht. So war sie beim Autobauer Daimler im Customer Research Center in Böblingen – aus dieser Zeit ist ihr die Region um Tuttlingen schon ein Begriff gewesen. Dort schrieb sie auch ihre Dissertation. Anschließend wechselte sie von 2010 bis 2012 in die Abteilung Human-Machine Interaction bei den Ford Werken in Köln. Dabei ging es etwa um die Frage, wie Displays so gestaltet werden können, dass ein Autofahrer dieses intuitiv bedienen kann. „Ich habe mit Ingenieuren, Designern und anderen Psychologen zusammengearbeitet. Das kommt dem Studiengang Ingenieurpsychologie sehr nahe“, betont Verena Wagner. Neben der Lehre befasst sie sich derzeit mit der Frage, was die Studierenden in ihrem Studium, aber auch die Industrie brauchen. Daher geht es für sie auch darum, den aktuellen Forschungsstand ins Auge zu fassen. „Ich bin überrascht, wie viele Bücher in der Bibliothek am Hochschulcampus dazu bereits zu finden sind“, sagt Verena Wagner – allerdings, müssten bis zum Beginn des Studiengangs noch viele Fachbücher angeschafft werden. Als erste von zwei Professoren, die speziell für den neuen Studiengang berufen werden, hat sie zudem das Glück, bei der Besetzung der Vakanz ein Wörtchen mitreden zu dürfen – schließlich ist sie auch Mitglied in der Berufungskommission und damit direkt am Auswahlverfahren beteiligt.
Technik sollte intuitiv bedienbar sein
Der Bachelor-Studiengang Ingenieurpsychologie selbst ist in Deutschland neu. Doch Forschung in Bereichen der Fachrichtung gebe es eigentlich schon lange vor allem in den USA, aber auch in Europa. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg habe man sich dort laut der Professorin die Frage gestellt, warum Flugzeuge abstürzen: „Der Mensch funktioniert nicht so, wie es die Technik möchte“, erklärt Verena Wagner. In der zunehmend technisierten Welt sei es aber wichtig Technik intuitiv bedienbar zu gestalten, denn sonst könnte es „viele Zwischenfälle geben, die auch Leben kosten können“.