Straße nach Dekan Ebbinghaus benennen
Dafür plädiert Pfarrer Matthias Kohler – Vorschlag wird von Zuhörern seines Vortrags begrüßt
Vortrag mit Michael Schmidt Salomon
TUTTLINGEN (pm) - Im Zusammenhang mit der Bundestagswahl hat der Rittergartenverein den Philosophen Michael Schmidt Salomon am Mittwoch, 3. Mai, ab 19 Uhr ins evangelische Gemeindehaus Tuttlingen, Gartenstraße 1, für einen Vortrag eingeladen. „Die offene Gesellschaft hat viele Feinde“, heißt es zum Thema in einer Pressemitteilung. Die einen streiten für „Allah“, die anderen für die Rettung des „christlichen Abendlandes“, letztlich aber verfolgten sie das gleiche Ziel: Sie wollen das Rad der Zeit zurückdrehen und vormoderne Dogmen an die Stelle individueller Freiheitsrechte setzen. Wie sollen wir auf diese doppelte Bedrohung reagieren? Welche Entwicklungen sollten wir begrüßen, welche mit aller Macht bekämpfen? Schmidt-Salomon erklärt, warum grenzenlose Toleranz im Kampf gegen Demagogen nicht hilft und wie wir Maßnahmen ergreifen, um unsere Freiheit zu verteidigen. TUTTLINGEN (pm) - Der evangelische Pfarrer Matthias Kohler hat während seines Vortrags am Donnerstag über den im Dritten Reich heftig geführten Kirchenkampf in Tuttlingen dafür plädiert, eine Straße in Tuttlingen nach Dekan Manfred Ebbinghaus zu benennen. Grund sei dessen entscheidendes Wirken. In den Nachgesprächen wurde der Vorschlag von Zuhörern begrüßt, auch weil es „ein Zeichen sei, das es gerade jetzt zu setzen gälte“.
Der Bezirk Tuttlingen „ist frei“von Pfarrern, die der NS-nahen Bewegung der Deutschen Christen nahe stehen. Das meldete am 2. Mai 1938 Ebbinghaus an den Evangelischen Oberkirchenrat in Stuttgart. Vorausgegangen war ein vier Jahre andauernder heftiger Streit innerhalb der Tuttlinger evangelischen Pfarrerschaft zusammen mit Teilen der Gemeinde (wir berichteten).
Ebbinghaus‘ Empörung galt, obwohl er selbst ein nationalbewusster Theologe war, der arisch, antisemitischen, nationalistischen und rassistischen Weltanschauung, die mit dem Bekenntnis zu Jesu Christus, als „dem alleinigen Herrn“unvereinbar war. Bis zu zweitausend Gemeindemitglieder schenkten in den Gottesdiensten um den Jahreswechsel 1936/ 37 mit demonstrativen Aktionen wie einem volltönenden „Ja“und Gesang dem Dekan und seiner Haltung gegenüber ihr aufrichtiges Vertrauen.