Gegen Willkür und Selbstherrlichkeit
Auch in Demokratien gerät die Pressefreiheit und damit die Meinungsfreiheit immer mehr unter Druck. Ausfälle gegen Medien von gewählten Politikern sind eine neue Qualität im Ringen um bürgerliche Rechte und unabhängige Informationen. Die Journalisten-Hilfsorganisation Reporter ohne Grenzen führt in diesem Jahr nicht nur Staaten wie Syrien, Saudi-Arabien oder Nordkorea auf, in denen das Leben eines Journalisten nichts wert ist, in denen regelrecht Jagd auf sie gemacht wird. Nein, Reporter ohne Grenzen kritisiert die Führungsmacht des Westens und auch einige EU-Mitglieder: die USA, Grossbritannien oder Polen.
Eine Tatsache, die noch vor kurzer Zeit in den Bereich der politischen Fantasie verwiesen worden wäre, scheint heute fast normal. Nun sind in diesen Ländern Pressevertreter nicht mit dem Leben bedroht, aber die Verächtlichmachung von Qualitätsmedien stellt bewusst jene an den Pranger, die beobachten, einordnen, bewerten. Die BBC in Großbritannien, der US-Nachrichtensender CNN oder die „New York Times“werden vom US-Präsidenten der organisierten Lüge bezichtigt.
Nicht nur Donald Trumps Anhänger jubeln, auch hierzulande fühlen sich die bestätigt, die sich ihre „alternativen Fakten“zurechtbasteln, die sich Vorurteile und Hass aus dem Netz holen. Auf lange Sicht wird die unabhängige Presse damit klarkommen. Sie ist nicht unfehlbar, sie ist nicht perfekt, aber sie versucht täglich, besten Wissens und Gewissens die Realität abzubilden.
Womit wir nicht klarkommen, sind Willkür und Selbstherrlichkeit. Der Deutsche Deniz Yücel ist seit Monaten in der Türkei in Haft, der Blogger Raif Badawi sitzt in SaudiArabien im Kerker und wurde ausgepeitscht. Beide stehen für Hunderte Journalisten, die wegen ihres Berufes verfolgt oder sogar getötet werden. „free you, free me, free us, free them“schreibt die Künstlerin Yoko Ono auf dem von ihr gestalteten Plakat für die Deutschen Zeitungsverleger. Ein Aufruf für die Freiheit, dem sich die „Schwäbische Zeitung“am Tag der Pressefreiheit gerne anschließt.