Statthalter
Der Malteserorden hat nach seiner Krise einen neuen Statthalter gewählt. Wie der Orden am Wochenende in Rom bekannt gab, wählte der große Staatsrat den 72-jährigen Italiener Fra Giacomo Dalla Torre als Übergangsleiter für ein Jahr. Dalla Torre soll den Orden während interner Reformen und bis zur Wahl eines neuen Großmeisters führen.
Laut Radio Vatikan war auch der vorherige Großmeister, der Brite Matthew Festing, entgegen dem Wunsch des Vatikan zur Wahl nach Rom gereist. Festing war nach ordensinternen Konflikten im Januar auf Druck von Papst Franziskus zurückgetreten; vorübergehend übernahm der Österreicher Ludwig Hoffmann-Rumerstein die Leitung.
Dalla Torre hatte den Orden bereits 2008 in seiner Funktion als Großkomtur nach dem Tod des damaligen Großmeisters Fra Andrew Bertie übergangsweise geleitet. Der römische Adlige hat Geisteswissenschaften und Philosophie studiert und unterrichtete einige Zeit klassisches Griechisch an der Päpstlichen Urbaniana-Universität. Sein älterer Bruder Giuseppe Dalla Torre ist Richter im Vatikan; er hatte den Vorsitz bei den Vatileaks-Prozessen.
Wie der Orden weiter mitteilte, wurde Papst Franziskus brieflich über die Entscheidung für Della Torre informiert. Erst danach habe man die Wahl des Statthalters auch den übrigen internationalen und nationalen Leitungsinstanzen der Malteser sowie den 106 Staaten mitgeteilt, mit denen der völkerrechtlich souveräne Orden diplomatische Beziehungen unterhält.
Vor Festings Amtsverzicht hatte es einen Konflikt mit dem Vatikan über die Amtsenthebung des deutschen Ordenskanzlers Albrecht von Boeselager durch Festing im Dezember gegeben. Franziskus setzte von Boeselager nach einer Untersuchung wieder ein. (KNA)