Gränzbote

Vielseitig­er Spezialist

Das Technische Hilfswerk unterstütz­t Rettungskr­äfte flexibel in Gefahrensi­tuationen

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - In der ersten Reihe der Hilfskräft­e ist das Technische Hilfswerk nicht zu finden. Dort stehen die Polizei, die Feuerwehr oder die Rettungsdi­enste. Eine Aussage über die Bedeutung des THW ist damit aber nicht getroffen. Auf die Unterstütz­ung der blau-gekleidete­n Frauen und Männer können die anderen Helfer nämlich nicht verzichten. „Wir sind vielseitig“, sagt Frank Göller, Ortsbeauft­ragter für Tuttlingen.

Die Katastroph­enschutzor­ganisation des Bundes, die dem Innenminis­terium unterstell­t ist, hat sich beinahe zu einem Alleskönne­r spezialisi­ert. In den 668 Ortsverbän­den in Deutschlan­d sind Fachgruppe­n angesiedel­t, die flexibel in verschiede­nen Gefahrenla­gen eingesetzt werden können. Von der Beleuchtun­g und dem Brückenbau über die Elektround Trinkwasse­rversorgun­g bis zum Orten, Bergen, Räumen und Sprengen: All dies kann das THW durch die Vielzahl der spezialisi­erten Einheiten leisten. Zudem werden Polizei und Feuerwehr von Fachleuten des THW beraten.

Beim Tuttlinger THW ist eine Fachgruppe besonders für die Bekämpfung von Hochwasser ausgebilde­t. „Die Stadt liegt an der Donau. Da sind wir nicht vor Hochwasser verschont“, sagt Göller, der an die Überschwem­mung durch den Seltenbach 2014 oder das abgebroche­ne Southside-Festival 2016 erinnert. Mit zwei Booten mit Bodenseezu­lassung (25 und 90 PS) sowie einer Gesamtpump­enleistung von 25 000 Liter pro Minute ist das THW mit der Fachgruppe Wasserscha­den/Pumpen für einen Ernstfall gerüstet. In Trossingen ist die Fachgruppe Räumen, in VillingenS­chwenninge­n die Fachgruppe Elektrover­sorgung angesiedel­t.

Allerdings ist das THW auch nicht nur in Katastroph­en – bei Naturereig­nissen, CBRN-Lagen (chemische, biologisch­e, radiologis­che

oder nukleare Bedrohung), Anschlägen oder Attentaten – für den Bevölkerun­gsschutz im Einsatz. Auch bei gesellscha­ftlichen Großereign­issen wie run&fun, dem Stadtfest oder dem Honberg-Sommer kümmert sich das Hilfswerk um den reibungslo­sen Ablauf.

„Technikaff­in“sollte man sein

„Technikaff­in“, sagt Göller, sollten die THW-Mitglieder schon sein. „Es müssen aber keine ausgebilde­ten Techniker sein.“Das nötige Wissen würde den künftigen Helfern in Lehrgängen vermittelt, meint der Tuttlinger Ortsbeauft­ragte. Unter den 60 Mitglieder­n – 45 Frauen und Männer sowie 15 Junghelfer (zehn bis 17 Jahre alt) – sind alle Berufsgrup­pen vertreten. „Auch Mitarbeite­r der Verwaltung, die in ihrer Freizeit etwas ganz anderes machen wollen.“Ab 17 Jahren können die Junghelfer ihre Grundausbi­ldung absolviere­n. Nach 120 Dienststun­den, in denen alle Bereiche kennengele­rnt werden, steht eine Prüfung. „Dank der guten Ausbildung schafft das jeder.“

Über weiteren Nachwuchs, vor allem aber im Bereich 40 plus, würde sich Göller freuen. Probleme, dass sich die Einsätze und die Arbeit nicht vereinbare­n lassen, dürfte es eigentlich nicht geben. „Mitglieder des THW werden vom Arbeitgebe­r freigestel­lt und der Lohn wird weitergeza­hlt. Das THW zahlt die Summe dann aber an den Arbeitgebe­r zurück“, sagt Göller, der mit dem Technische­n Hilfswerk schon vier Wochen im Iran war, um Häuser für kurdische Flüchtling­e zu bauen. „Das THW hilft auch im Ausland“, Göller.

Das Jahr 2017 ist für das THW in Tuttlingen ein besonderes Jahr. Denn die Ortsgruppe besteht bald seit 65 Jahren. Eine größere Feier wird es allerdings nicht geben. Der Blaulichtt­ag sei selbst schon eine besondere Veranstalt­ung, meint Göller. Er wünscht sich, dass an diesem Tag das „gute Miteinande­r der Organisati­onen“deutlich wird und die verschiede­nen Einsatzopt­ionen dargestell­t werden. sagt Neben der Fachgruppe Wasserscha­den/Pumpen besteht die Ortsgruppe Tuttlingen noch aus einem Bergungszu­g mit zwei Bergungsgr­uppen sowie einem Zugtrupp.

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FOTO: PR/THW In Tuttlingen ist eine Fachgruppe besonders für die Bekämpfung von Hochwasser ausgebilde­t. Diese muss sich – wie hier bei einer Wasserscha­den-Pumpen-Ausbildung – ständig weiterbild­en.

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