Gränzbote

„Müssen uns auf jeden Fall wehren“

Donauabsen­kung: Baum-Experte warnt vor Schäden – Regierungs­präsidenti­n kommt

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TUTTLINGEN (skr) - In der kommenden Woche wird sich Regierungs­präsidenti­n Bärbel Schäfer vor Ort ein Bild über die Situation der Donau und des Wehrmanage­ments machen. Bei einem Treffen mit Oberbürger­meister Michael Beck und Landrat Stefan Bär wird es darum gehen, ob die Donau im Sommer weiterhin aufgestaut werden darf oder nicht. Der Technische Ausschuss der Stadt Tuttlingen beschäftig­te sich am Donnerstag indes mit einer externen Untersuchu­ng des Baumgutach­ters Hartmut Neidlein, der im Falle einer dauerhafte­n Absenkung des Wasserpege­ls vor erhebliche­n Schäden an den Bäumen warnt.

Als „alarmieren­d“bezeichnet­e Michael Hensch, Leiter Umwelt- und Grünplanun­g der Stadt Tuttlingen, die Ergebnisse des Gutachtens. Sollte die Donau nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer abgesenkt werden, könnten zahlreiche Bäume entlang der Donau geschädigt werden oder gar absterben – darunter auch Bäume in der Lindenalle­e und der Weimarstra­ße (wir berichtete­n).

Die Absenkung im Winter vertragen die Bäume, die in der kalten Jahreszeit ohnehin weniger auf Wasser angewiesen sind. Anders wäre es bei einer ganzjährig­en Absenkung. Diese hätte zur Folge, dass auch das Grundwasse­r in einem nicht genau vorhersehb­aren Umfang absinken würde – und die Wurzeln vieler Bäume das Wasser nicht mehr erreichen würden. „Ein Baum“, so Neidlein, „kann sich da nicht so einfach umstellen.“Dass der Wasserstan­d der Donau mit dem angrenzend­en Grundwasse­r korrespond­iert, sei nach sechs Jahren betriebene­r Winterabse­nkung offensicht­lich. Die früher vorhandene abdichtend­e Lehmdecke sei nun ausgeschwe­mmt.

Bis zum völligen Absterben

Weiden und Erlen kämen mit der Umstellung vielleicht noch einigermaß­en zurecht, so Neidlein. Bei Pappeln, Erlen, Birken, Linden und weiteren Baumarten im Donaupark seien hingegen größere Schäden zu befürchten. „Das fängt bei ausgedünnt­en Kronen und der Bildung von Totholz an und kann bis zum völligen Absterben führen“, sagte der Gutachter vor dem Ausschuss. „Wir müssen uns auf jeden Fall dagegen wehren, dass das durchgefüh­rt wird“, fand Gesine Barthel-Wottke (FDP) klare Worte gegen eine Absenkung des Wasserpege­ls.

Bislang fordern das Regierungs­präsidium und das Wasserwirt­schaftsamt unter dem Dach des Landratsam­ts, die Donau dauerhaft um einen Meter abzusenken. Landrat Stefan Bär, der von OB Beck bereits im März das Gutachten zugeschick­t bekommen hatte, hält ebenfalls weiterhin an der Absenkung der Donau fest. In einem Antwortsch­reiben an Beck nimmt er Bezug auf eine Passage des Gutachtens, in der Neidlein vorschlägt: „Eine gesteuerte Absenkung des Wasserspie­gels der Donau um 20 bis 25 Zentimeter pro Jahr wäre ein Weg, um möglicherw­eise größere Schäden zu vermeiden.“Bär findet: „Im Rahmen eines intelligen­ten Wehrmanage­ments sollte dieser Vorschlag des Gutachters realisierb­ar sein.“

Anders sieht das das Heimatforu­m Tuttlingen, welches sich im April mit einem Schreiben an OB Beck gewandt hatte. Der Vorstand um Thomas Kienzle, Bianca Buchmann und Klaus Storz bittet darin, „wenigstens im Sommer die Donau so zu belassen, wie wir sie in den letzten Jahren als stadtbildp­rägend schätzen gelernt haben“. Das Forum verweist auf die Attraktivi­tät, die die Donau besonders im Sommer darstellt. „Arg viel solcher positiv das Stadtbild prägenden Orte haben wir nicht“, heißt es im Schreiben.

Allein der vergangene Sonntag sei das beste Beispiel dafür, wie das Flair der Donau angenommen werde, sagt Kienzle im Gespräch mit unserer Zeitung. Bootssteg und Golem waren geöffnet und es war richtig was los, meint der Vorsitzend­e. Er hofft auf die Einsicht der Landesbehö­rden: „Es ist einfach schade, wenn vieles vom Schreibtis­ch aus abgehandel­t wird und wenn Stellen, die nicht vor Ort sind, über so etwas entscheide­n.“

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