Mein liebster Feind
Es gibt zahlreiche, alte wie berühmte Ortsfehden, die von ihren jeweiligen Bewohnern mit großer Energie bis in die heutige Zeit überliefert werden. Fridingen und Mühlheim machen da keine Ausnahme. Beide Städte kultivieren das Miteinander und pflegen das Nebeneinander – mit zwinkerndem Auge und nicht immer ganz ernst gemeinten Sticheleien.
Ansonsten läuft es aber rund mit dem historischen Nachbarschaftszank: ein gemeinsames Museum (Museum Oberes Donautal), ein gemeinsamer Fußballverein (SGM Fridingen/Mühlheim) sowie ein gemeinsamer Handballverein (HSG Fridingen/Mühlheim). Auch ein jüngst ausgetragenes Skirennen zwischen den Skiclubs beider Städte endete nach offiziellen Angaben ohne nennenswerte Ausschreitungen. Sogar ist zu hören, dass der eine oder andere Mühlheimer sich auf das Stadtfest in Fridingen traut, aber sicherheitshalber inkognito bleibt – will keine blutige Nase riskieren. Auch seien laut Zeugenaussagen schon des Öfteren Fridinger Visagen beim Städtlefescht zu Mühlheim und beim Kesselbachfest in Stetten gesichtet worden. Auch soll es mittlerweile zu einigen ehelichen Beziehungen zwischen Exemplaren des homo muelheimis und des homo fridingenis gekommen sein. Dunkelziffer ist nicht bekannt.
So viel Harmonie war noch nie. Und deshalb reichte jüngst der Schultheiß der Mühlheimer den Fridingern mit einer päpstlich-ökumenisch anmutenden Geste die Hand. Dem frisch gebackenen Vater einer neuen Fridinger Erdenbürgerin überreichte der Schultheiß aus Mühlheim ein Schlabberlätzchen mit dem Stadtwappen und dem Schriftzug Mühlheims. Das ist wahre Größe. Denn – wenn es einem Fridinger schon hundsmiserabel geht, dann langt der Blick auf das Lätzchen um den Hals des sabbernden Sprosses. Es gibt im Nachbarort Mühlheim noch Jecken, die viel schlimmer dran sind. Darauf ein Bäuerchen, auf dass das Mühlheimer Mühlrad angetrieben wird. Was wäre das Leben doch ohne die liebgewonnenen Feinde...?