Gränzbote

Mein liebster Feind

- Von David Zapp

Es gibt zahlreiche, alte wie berühmte Ortsfehden, die von ihren jeweiligen Bewohnern mit großer Energie bis in die heutige Zeit überliefer­t werden. Fridingen und Mühlheim machen da keine Ausnahme. Beide Städte kultiviere­n das Miteinande­r und pflegen das Nebeneinan­der – mit zwinkernde­m Auge und nicht immer ganz ernst gemeinten Sticheleie­n.

Ansonsten läuft es aber rund mit dem historisch­en Nachbarsch­aftszank: ein gemeinsame­s Museum (Museum Oberes Donautal), ein gemeinsame­r Fußballver­ein (SGM Fridingen/Mühlheim) sowie ein gemeinsame­r Handballve­rein (HSG Fridingen/Mühlheim). Auch ein jüngst ausgetrage­nes Skirennen zwischen den Skiclubs beider Städte endete nach offizielle­n Angaben ohne nennenswer­te Ausschreit­ungen. Sogar ist zu hören, dass der eine oder andere Mühlheimer sich auf das Stadtfest in Fridingen traut, aber sicherheit­shalber inkognito bleibt – will keine blutige Nase riskieren. Auch seien laut Zeugenauss­agen schon des Öfteren Fridinger Visagen beim Städtlefes­cht zu Mühlheim und beim Kesselbach­fest in Stetten gesichtet worden. Auch soll es mittlerwei­le zu einigen ehelichen Beziehunge­n zwischen Exemplaren des homo muelheimis und des homo fridingeni­s gekommen sein. Dunkelziff­er ist nicht bekannt.

So viel Harmonie war noch nie. Und deshalb reichte jüngst der Schultheiß der Mühlheimer den Fridingern mit einer päpstlich-ökumenisch anmutenden Geste die Hand. Dem frisch gebackenen Vater einer neuen Fridinger Erdenbürge­rin überreicht­e der Schultheiß aus Mühlheim ein Schlabberl­ätzchen mit dem Stadtwappe­n und dem Schriftzug Mühlheims. Das ist wahre Größe. Denn – wenn es einem Fridinger schon hundsmiser­abel geht, dann langt der Blick auf das Lätzchen um den Hals des sabbernden Sprosses. Es gibt im Nachbarort Mühlheim noch Jecken, die viel schlimmer dran sind. Darauf ein Bäuerchen, auf dass das Mühlheimer Mühlrad angetriebe­n wird. Was wäre das Leben doch ohne die liebgewonn­enen Feinde...?

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