Gränzbote

Schweiz wusste von der Spionage

Finanzmini­ster wusste von Spionage in Deutschlan­d

- Von Andreas Herholz

DÜSSELDORF/BERLIN (dpa) - Die Schweizer Regierung war nach Angaben von Finanzmini­ster Ueli Maurer über den Spionageei­nsatz gegen deutsche Steuerfahn­der informiert. „Ich habe vom Engagement von Daniel M. gewusst“, sagte Maurer dem „Tages-Anzeiger“und machte klar, dass es sich nicht um einen Alleingang des Nachrichte­ndienstes NDB gehandelt habe. Der Schweizer Geheimdien­st soll versucht haben, an Informatio­nen über den Ankauf von Steuer-CDs zu gelangen.

BERLIN - Der Skandal um die Spitzel in der Finanzverw­altung von Nordrhein-Westfalen weitet sich aus. Das Auswärtige Amt bestellte am Freitag die Schweizer Botschafte­rin ein.

Gerade erst hatte sich das Verhältnis zwischen Bern und Berlin wieder etwas entspannt – jetzt droht der Konflikt erneut zu eskalieren. Deutsche Steuerfahn­der im Fokus von Schweizer Geheimagen­ten und dies mit Wissen der Regierung in Bern? „Ich habe vom Engagement von Daniel M. gewusst“, sagte der Schweizer Finanzmini­ster Ueli Maurer dem Zürcher „Tages-Anzeiger“.

SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz und Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) forderten Konsequenz­en und „sehr ernsthafte Gespräche mit der Schweiz“. „Wenn sich herausstel­lt, dass die Schweiz deutsche Finanzverw­altungen ausspionie­rt, wäre das völlig inakzeptab­el“, erklärte Maas. Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) telefonier­te mit seinem Schweizer Amtskolleg­en Didier Burkhalter. Regierungs­sprecher Steffen Seibert betonte, der Fall müsse „bis ins Letzte“aufgeklärt werden.

Der Schweizer Geheimdien­st steht im Verdacht, Spione auf Steuerfahn­der in Deutschlan­d angesetzt zu haben. Außerdem soll er einen „Maulwurf“, einen bislang unbekannte­n Spitzel, in der nordrheinw­estfälisch­en Finanzverw­altung installier­t und abgeschöpf­t haben. Das geht offenbar aus dem Haftbefehl gegen den Verdächtig­en Daniel M. hervor. Ziel sei gewesen, interne Informatio­nen über den Ankauf von CDs mit Schweizer Bankdaten zu erhalten.

Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) warnte vor einer Vorverurte­ilung: „Die Schweiz ist ein Rechtsstaa­t. Warten wir die Ermittlung­en ab. Ich halte nichts von der öffentlich­en Beschimpfu­ng unserer Partner und Nachbarn“, sagte er am Freitag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Er kritisiert­e Justizmini­ster Maas für dessen Äußerungen während eines laufenden Verfahrens: „Der Generalbun­desanwalt hat das Verfahren übernommen und ermittelt. Es ist gute Sitte, sich als verantwort­licher Politiker zu Ermittlung­en nicht zu äußern“, erklärte er.

CDU-Innenexper­te Armin Schuster forderte ein No-Spy-Abkommen zwischen Bern und Berlin mit einem gegenseiti­gen Verzicht auf Spionage.

NRW-Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD) versichert­e, man werde sich durch die Spähaktion im Kampf gegen Steuersünd­er nicht einschücht­ern lassen. In den vergangene­n Jahren hatten NRW und andere Länder CDs mit geheimen Kontodaten von Kunden Schweizer Banken gekauft. Die Schweizer Regierung hatte immer wieder dagegen protestier­t.

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FOTO: DPA Der Schweizer Finanzmini­ster Ueli Maurer wusste von der Spionage in Deutschlan­d.

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