Gränzbote

Fällt der Energiepar­cours ins Wasser?

Gegen alle vier möglichen Wege gibt es Einwände - Solwegschu­le: Rat soll entscheide­n

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Muss die Solwegschu­le ihren geplanten Energiepar­cours in eine andere Gemeinde verlegen - oder das Projekt ganz abblasen? Die Suche nach einer Wegstrecke gestaltet sich schwierig. Die Schule legt die Entscheidu­ng jetzt in die Hände des Gemeindera­tes.

Dabei hätte alles so einfach sein können: Im Rahmen der KooBo (Kooperativ­e Berufsorie­ntierung) des Landesmini­steriums für Kultus, Jugend und Sport vermaßen und bewerteten Rektor Andreas Solleders Schüler vier Wegstrecke­n, die alle am Waldparkpl­atz Solweg enden: den Holzwiesen­weg, den Wiesenweg, den Eschbachwe­g und eine vierte Strecke, die parallel unterhalb des Eschweges verläuft. Auf einer von ihnen soll aus dem Projekt von vor zwei Jahren eine Dauereinri­chtung werden - der Spazierweg also zum beschilder­ten Lehrpfad durch die Geschichte der menschlich­en Energienut­zung. Das Problem: Für alle Strecken gibt es zustimmend­e, aber auch ablehnende Reaktionen, wie die Schüler dem Gemeindera­t am Donnerstag­abend in der Solwegschu­le erläuterte­n.

Variante eins, der Holzwiesen­weg, sei bei Niederschl­ag begehbar und die Landwirtsc­haft werde durch die Schilder auch nicht beeinträch­tigt - die Forstwirts­chaft hingegen schon. Beim Holzeinsch­lag würden die Schilder stören, so die Schüler und laut Förster werde in der kommenden Zeit viel Holz geschlagen.

Das Veto gegen den Wiesenweg kommt weder vom Förster noch von den Landwirten, sondern vom Jagdpächte­r, der durch den Lehrpfad das Wild gestört sieht. Mancher wird sich erinnern: Der Wiesenweg hatte aus genau diesem Grund bei der Diskussion um einen Premium-Wanderweg in Trossingen schon einmal für Zündstoff gesorgt. Während Susanne Reinhardt-Klotz (Offene Grüne Liste) die Ansicht vertrat, dass man die Jäger in der Sache berücksich­tigen müsse, sahen Jürgen Vosseler und Revierförs­ter Klaus Butschle (beide CDU) keine Probleme: „Rehe laufen erst weg, wenn man sich ihnen näher als 15 Meter nähert“, sagte Butschle, der außerdem darauf pochte, dass der Wiesenweg ein öffentlich­er Weg sei und es weitere Rahmenbedi­ngungen wie das Recht auf Erholung im Wald gebe, die der Jagdpächte­r akzeptiere­n müsse. Schulleite­r Solleder fügte an, dass die Untere Jagdbehörd­e im Gegensatz zum Jäger für den Wiesenweg ihr Einverstän­dnis erteilt habe.

Gegen den Lehrpfad auf dem Eschbachwe­g, dessen geteerte Oberfläche die Nutzung des Weges für jedermann bei allen Wetterlage­n möglich macht, sind die Anwohner dagegen: Viele der Schilder stünden um die dortigen Höfe herum und würden das Manövriere­n der breiten landwirtsc­haftlichen Maschinen sehr erschweren, so die Schüler. Zwar habe der vergangene Energiepar­cours auch auf diesem Weg stattgefun­den, „aber es ist ein Unterschie­d, ob die Schilder zwei Tage stehen oder dauerhaft“, meinte Solleder. „Ich kann die Landwirte da gut verstehen.“

Räte neigen zum Wiesenweg

Hermann Maiers (Freie Wähler) Vorschlag, doch einfach Schilder umzustelle­n und den kritischen Bereich des Holzschlag­s im Holzwiesen­weg oder die Höfe im Eschbachwe­g so zu umgehen („Kann man da nicht flexibler sein?“), stieß bei Solleder nicht eben auf Begeisteru­ng: „Wir möchten eine historisch­e Zeitleiste darstellen und die ist nicht korrekt, wenn wir die Schilder herumschie­ben oder welche weglassen. Der ganze Gedanke stimmt dann nicht mehr“, argumentie­rte er.

Die vierte Strecke, so die Schüler, führte zum Teil über private Wiesen, die zum einen von Mai bis Oktober nicht betreten werden dürften und zum anderen bei starkem Regen gar nicht begehbar seien.

„Wir sehen uns aus diesen Gründen außerstand­e, selbst zu entscheide­n“, sagte Solleder den Gemeinderä­ten. „Wenn auch der Gemeindera­t keine Entscheidu­ng treffen kann, müssen wir entweder bei anderen Gemeinden nachfragen, ob wir dort einen Weg nutzen können oder das Projekt absagen.“Vosseler bezeichnet­e es als „den Supergau“, wenn die Schule in anderen Gemeinden anfragen müsse: „Das sollten wir verhindern.“Die Mehrheit der anwesenden Gemeinderä­te, die sich zu dem Thema äußerten, neigte dazu, sich trotz Einwänden des Jagdpächte­rs für den Wiesenweg zu entscheide­n. Solleder bat die Räte, die Angelegenh­eit mit in die nächstmögl­iche Gemeindera­ts zu nehmen und sobald wie möglich eine Entscheidu­ng zu treffen. Vor Pfingsten müsse diese noch fallen, damit das Projekt wie vorgesehen realisiert werden könne.

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FOTO: LARISSA SCHÜTZ Die Solwegschü­ler haben alle Wegvariant­en genau unter die Lupe genommen.

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