Gränzbote

Wir brauchen Alternativ­en zur Reglementi­erungswut.

- Von Andreas Müller andreas.mueller@schwaebisc­he.de

Natürlich kann man alles reglementi­eren. Aber: Wollen wir das? Und: Wo ziehen wir dann die Grenze? Wenn alle Senioren ab Alter x zum Fahrtaugli­chkeitstes­t müssen, müssen dann alle Bürohengst­e ab – sagen wir – 40, deren Sehkraft nach Jahren vor dem Bildschirm gelitten hat, auch zum Zwangsseht­est, ehe der Führersche­in verlängert wird? Und was ist mit dem 30-jährigen Disco-Gänger, um dessen Gehör es auch schon mal besser bestellt war? Und die Reaktionsf­ähigkeit der 50-jährigen Couch-Potato ist auch nicht mehr die, die sie mal war. Testen, oder? Entschuldi­gung, aber so viel Polemik muss sein.

Wenn ein 80-Jähriger Gas und Bremse verwechsel­t und in eine Gruppe von Fußgängern rast, dann ist das furchtbar. Wenn eine 80-Jährige beim Einparken drei, vier, fünf Autos demoliert, schüttelt man zu Recht den Kopf. Doch der Ruf nach flächendec­kenden Tests ist zu einfach. Und er ist in einer immer älter werdenden Gesellscha­ft wenig zukunftstr­ächtig.

Der bessere – sozialere, ökologisch­ere, modernere – Ansatz wäre es, darüber nachzudenk­en, wie man es Alten (und Jungen) ermögliche­n kann, das Auto stehen zu lassen. Denn solange man auf dem Land nur zweimal täglich zum Supermarkt kommt, solange der Bus teurer als das Parkhaus ist, solange müssen auch diejenigen Auto fahren, die das nicht mehr sollen und vielleicht auch nicht mehr wollen.

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