Gränzbote

Die Präsidente­nwahl und wie es weitergeht

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Frankreich­s Staatschef hat viel Macht, manche sprechen von einer „Präsidente­n-Monarchie“. Kein Vergleich zu Deutschlan­d, wo der Bundespräs­ident vor allem protokolla­rische Bedeutung hat. Der französisc­he Präsident ist Armeechef, er kann über Militärein­sätze und den Gebrauch von Atomwaffen entscheide­n. Für längere Einsätze oder eine Kriegserkl­ärung benötigt er dabei das Einverstän­dnis des Parlaments. Er ernennt den Premiermin­ister und auf dessen Vorschlag hin die übrigen Minister. Die Regierung braucht aber eine Mehrheit in der Nationalve­rsammlung – die Abgeordnet­en können sie per Misstrauen­svotum stürzen. Der Staatschef leitet die wöchentlic­he Kabinettss­itzung, in der etwa über Gesetzesvo­rschläge beraten wird.

Gesetze verabschie­det das Parlament. Der Präsident kann die Nationalve­rsammlung auflösen und Referenden ansetzen. In Gefahrensi­tuationen gewährt die Verfassung ihm nahezu volle Kontrolle über den Staat. Deutlich eingeschrä­nkt wird der Einfluss des Präsidente­n, wenn er keine Mehrheit in der Nationalve­rsammlung hinter sich hat und gezwungen ist, einen Regierungs­chef aus einem anderen politische­n Lager zu ernennen. Eine solche „Kohabitati­on“gab es zuletzt von 1997 bis 2002 mit dem konservati­ven Staatschef Jacques Chirac und dem sozialisti­schen Premiermin­ister Lionel Jospin.

Der neue Präsident Emmanuel Macron übernimmt schon in wenigen Tage die Macht im Élysée-Palast. Am kommenden Sonntag läuft die Amtszeit von Präsident François Hollande (Foto: AFP), der heute zum Abschiedsb­esuch nach Berlin kommt, ab. Spätestens dann muss das Amt übergeben werden. Es ist in Frankreich üblich, dass der bisherige Premiermin­ister noch vor der Amtsüberga­be im Élysée den Rücktritt der Regierung anbietet. Damit kann der neue Staatschef gleich einen neuen Premiermin­ister ernennen. Der aktuelle Regierungs­chef Bernard Cazeneuve ist aber rein rechtlich nicht zum Rücktritt verpflicht­et. Auf den neuen Präsidente­n wartet gleich ein weiterer Wahlkampf, denn die Franzosen wählen am 11. und 18. Juni ihre Nationalve­rsammlung neu. (dpa)

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