Marathon-Laborversuch scheitert um 26 Sekunden
Kipchoge läuft 42,195 Kilometer in 2:00:25 Stunden – Millionen-Projekt von Nike wird auch kritisiert
MONZA (dpa/SID) - Eliud Kipchoge holte sicher alles aus seinem bestimmt perfekt präparierten Körper heraus. Doch letztlich fehlten 26 Sekunden: Der Kenianer ist beim spektakulären, aber auch umstrittenen Vorhaben, als Erster einen Marathon unter zwei Stunden zu laufen, knapp gescheitert. Auf dem Formel-1-Kurs im italienischen Monza lag Kipchoge am Samstag nach 42,195 Kilometer bei 2:00:25 Stunden.
„Als Mensch bist du keine Maschine“, sagte er. Einen Eintrag in die Rekordbücher bekommt der 32-Jährige nicht. Das Projekt „Breaking2“war vom US-Sportartikelhersteller Nike drei Jahre lang geplant worden und soll etwa 30 Millionen Euro gekostet haben. Nicht alles an dem Lauf über 17,5 Runden entsprach den Regeln des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF – was Nike einkalkuliert hatte. Im Sommer kommt der von den Läufern getragene benutzte Schuh auf den Markt.
Den offiziellen Weltrekord hält mit 2:02:57 Stunden weiter der Kenianer Dennis Kimetto, aufgestellt 2014 in Berlin. Nike ging es nicht zuletzt um PR. Firmenboss Mark Parker sprach nach dem Rennen wie aus einem Science-Fiction-Film von einer „globalen Inspiration“.
Kipchoge ließ sich feiern wie ein Champion. Dabei hatte er nur einen einzigen Gegner: die Uhr. Ein Tempo von 2:50 Minuten pro Kilometer peilte Kipchoge an. Und das in einer Zeit, in der internationale Verbände darüber nachdenken, die alten Weltrekordlisten abzuschaffen, und in der Doping-Skandale die Leichtathletik weiter zerstören.
Läufer schlucken Thermometer
Läufe wie dieser – unter „Laborbedingungen“– verursachen deshalb durchaus Schmerzen. Seit Herbst wurden Kipchoge sowie seine Mitstreiter Lelisa Desisa und Zersenay Tadese von Wissenschaftlern betreut. Sie schluckten auch Thermometer in Tablettengröße, um die ideale Körpertemperatur zu ermitteln. Jegliche Störfaktoren wurden ausgeschaltet, dazu gab es viele Tempomacher. Ist das noch Sport? Oder Zirkus? Zumindest zeigt es, was passiert, wenn PRStrategen die Regie übernehmen.
Als Fazit bleibt: In einem derartigen „Wettkampf“ist die Zwei-Stunden-Barriere zu knacken. Nikes großer Konkurrent Adidas plant Ähnliches, auch hier soll die Zwei-StundenBarriere das Ziel sein.