Dann eben nächstes Jahr
Friedrichshafen verpasst die Volleyballmeisterschaft – Heynen verspricht Titel für 2018
FRIEDRICHSHAFEN - Man kennt diese Bilder aus dem Fernsehen, von Champions-League-Halbfinals im Fußball oder auch Welt- und Europameistern: Wenn Spieler, völlig geschafft vom Geleisteten und dennoch Nicht-Geschafften, zur Siegerehrung treten müssen und die Medaillen entgegennehmen müssen, die in diesem Moment eben die falscheste aller Farben haben, aus dem falschesten aller Materialien bestehen. Antreten, Kopf beugen, Silbermedaiile um den Hals gehängt bekommen, Hände schütteln, zwei, drei Schritte weiter, Medaille wieder abnehmen. Und dann freundlich die Sieger beklatschen, ihnen dabei zusehen, wie diese jubelnd dort stehen, wo man selbst stehen wollte.
Markus Steuerwald, der Libero des VfB Friedrichshafen, beherrschte diese Disziplin des Medaille-aufMedaille-ab am Sonntag nach dem 1:3 (22:25, 27:25, 20:25, 22:25) der Häfler im entscheidenden Finalspiel gegen die Berlin Volleys am besten. Er verzichtete sogar auf die obligatorischen zwei, drei Schritte mit der Silbermedaille für den zweiten Sieger um den Hals. Kaum war das Ding um seinem Hals, hatte er es schon wieder in der Hand. Den Berlinern klatschte er einfach mit dem ungeliebten Ding in der Hand zu.
Schlechte Annahme, zu viele Fehler
Friedrichshafen hat also nach dem zweiten auch das dritte Finalspiel gegen den alten und neuen Meister mit 1:3 verloren. Und das, auch wenn drei von vier Sätze richtig knapp waren, hochverdient. Weil die Berliner, die zuvor Supercup, Pokal und beide Duelle während der Bundesligavorrunde verloren hatten gegen die junge Häfler Truppe, genau dann, wenn es wirklich darauf ankam, ihr Bodenseetrauma ablegten. Weil die Hauptstädter am Sonntag, wie auch schon am Mittwoch in Berlin, druckvoller und cleverer spielten, weil ihre Aufschläge besser waren, ihre Annahme sicherer und ihr Spiel alles in allem einfach sicherer und Fehlern geprägt war.
Ganz im Gegensatz zu den Häflern, denen die „Leichtigkeit“fehlte, die „uns in den ersten Spielen gegen Berlin noch ausgezeichnet hat“, wie Kapitän Simon Tischer sagte. Die „viel zu viele Fehler“machten, wie nicht nur Trainer Vital Heynen anmerkte. Vor allem machten seine Spieler viel zu viele vermeidbare Fehler, sie droschen Bälle beim Aufschlag leichtfertig ins Aus oder ins Netz, schmetterten zu früh oder ungenau, agierten bei der Annahme zu oft allzu schlampig. Und als sie das Momentum auf ihrer Seite hatten, als sie im zweiten Satz erst aus einem 12:16 ein 17:17 machten, damit nicht für die erste Klatschpappeneskalation ihrer Fans sorgten, und den Satz schließlich nach einigen wahnwitzigen von weniger Ballwechseln auch gewannen, nutzten sie es nicht. „Nach dem zweiten Satz dachte ich, wir würden davonziehen. Den Anfang des dritten haben wir dann ja auch dominiert, doch dann kamen wieder die Fehler“, sagte Heynen.
Eine richtig große Mannschaft hätte dieses Momentum genutzt, doch die Häfler sind eben noch keine richtig große Mannschaft. Noch nicht. Dafür sind sie zu jung, zu unerfahren. Diese Finalniederlage aber allein an den jungen Spielern auszumachen, käme zu kurz; gegen Berlin ließen sich auch die erfahreneren wie eben Steuerwald von der allgemeinen Nervosität anstecken, spielten zeitweise zu fahrig.
Und so bleiben von dieser ersten Saison unter Heynen zwei Pokalsiege, aber eben auch eine Riesenenttäuschung zum Abschluss. „Das ist mein erstes Jahr hier. Daher akzeptiere ich noch mal, dass wir verloren haben. Aber das nächste Jahr kommen wir zurück und holen die Meisterschaft. Das garantiere ich“, rief Heynen unmittelbar nach der Niederlage den Fans zu. Später, als die Berliner gerade, Goldmedaillen um den Hals, das Meisterpodest geentert hatten, sagte er: „Wenn wir dieses Jahr schon Meister geworden wären, hätten wir zwei, drei Schritte in unserem Plan überschritten gehabt. Dann hätten wir die Mannschaft vielleicht noch jünger machen oder noch mehr Deutsche verpflichten müssen. Sonst wären uns die Ziele ausgegangen. Jetzt bauen wir auf dieses Jahr und kommen stärker wieder. Weil der Titel an den Bodensee zurückkommen muss.“