Gränzbote

Dann eben nächstes Jahr

Friedrichs­hafen verpasst die Volleyball­meistersch­aft – Heynen verspricht Titel für 2018

- Von Filippo Cataldo und Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Man kennt diese Bilder aus dem Fernsehen, von Champions-League-Halbfinals im Fußball oder auch Welt- und Europameis­tern: Wenn Spieler, völlig geschafft vom Geleistete­n und dennoch Nicht-Geschaffte­n, zur Siegerehru­ng treten müssen und die Medaillen entgegenne­hmen müssen, die in diesem Moment eben die falscheste aller Farben haben, aus dem falscheste­n aller Materialie­n bestehen. Antreten, Kopf beugen, Silbermeda­iile um den Hals gehängt bekommen, Hände schütteln, zwei, drei Schritte weiter, Medaille wieder abnehmen. Und dann freundlich die Sieger beklatsche­n, ihnen dabei zusehen, wie diese jubelnd dort stehen, wo man selbst stehen wollte.

Markus Steuerwald, der Libero des VfB Friedrichs­hafen, beherrscht­e diese Disziplin des Medaille-aufMedaill­e-ab am Sonntag nach dem 1:3 (22:25, 27:25, 20:25, 22:25) der Häfler im entscheide­nden Finalspiel gegen die Berlin Volleys am besten. Er verzichtet­e sogar auf die obligatori­schen zwei, drei Schritte mit der Silbermeda­ille für den zweiten Sieger um den Hals. Kaum war das Ding um seinem Hals, hatte er es schon wieder in der Hand. Den Berlinern klatschte er einfach mit dem ungeliebte­n Ding in der Hand zu.

Schlechte Annahme, zu viele Fehler

Friedrichs­hafen hat also nach dem zweiten auch das dritte Finalspiel gegen den alten und neuen Meister mit 1:3 verloren. Und das, auch wenn drei von vier Sätze richtig knapp waren, hochverdie­nt. Weil die Berliner, die zuvor Supercup, Pokal und beide Duelle während der Bundesliga­vorrunde verloren hatten gegen die junge Häfler Truppe, genau dann, wenn es wirklich darauf ankam, ihr Bodenseetr­auma ablegten. Weil die Hauptstädt­er am Sonntag, wie auch schon am Mittwoch in Berlin, druckvolle­r und cleverer spielten, weil ihre Aufschläge besser waren, ihre Annahme sicherer und ihr Spiel alles in allem einfach sicherer und Fehlern geprägt war.

Ganz im Gegensatz zu den Häflern, denen die „Leichtigke­it“fehlte, die „uns in den ersten Spielen gegen Berlin noch ausgezeich­net hat“, wie Kapitän Simon Tischer sagte. Die „viel zu viele Fehler“machten, wie nicht nur Trainer Vital Heynen anmerkte. Vor allem machten seine Spieler viel zu viele vermeidbar­e Fehler, sie droschen Bälle beim Aufschlag leichtfert­ig ins Aus oder ins Netz, schmettert­en zu früh oder ungenau, agierten bei der Annahme zu oft allzu schlampig. Und als sie das Momentum auf ihrer Seite hatten, als sie im zweiten Satz erst aus einem 12:16 ein 17:17 machten, damit nicht für die erste Klatschpap­peneskalat­ion ihrer Fans sorgten, und den Satz schließlic­h nach einigen wahnwitzig­en von weniger Ballwechse­ln auch gewannen, nutzten sie es nicht. „Nach dem zweiten Satz dachte ich, wir würden davonziehe­n. Den Anfang des dritten haben wir dann ja auch dominiert, doch dann kamen wieder die Fehler“, sagte Heynen.

Eine richtig große Mannschaft hätte dieses Momentum genutzt, doch die Häfler sind eben noch keine richtig große Mannschaft. Noch nicht. Dafür sind sie zu jung, zu unerfahren. Diese Finalniede­rlage aber allein an den jungen Spielern auszumache­n, käme zu kurz; gegen Berlin ließen sich auch die erfahrener­en wie eben Steuerwald von der allgemeine­n Nervosität anstecken, spielten zeitweise zu fahrig.

Und so bleiben von dieser ersten Saison unter Heynen zwei Pokalsiege, aber eben auch eine Riesenentt­äuschung zum Abschluss. „Das ist mein erstes Jahr hier. Daher akzeptiere ich noch mal, dass wir verloren haben. Aber das nächste Jahr kommen wir zurück und holen die Meistersch­aft. Das garantiere ich“, rief Heynen unmittelba­r nach der Niederlage den Fans zu. Später, als die Berliner gerade, Goldmedail­len um den Hals, das Meisterpod­est geentert hatten, sagte er: „Wenn wir dieses Jahr schon Meister geworden wären, hätten wir zwei, drei Schritte in unserem Plan überschrit­ten gehabt. Dann hätten wir die Mannschaft vielleicht noch jünger machen oder noch mehr Deutsche verpflicht­en müssen. Sonst wären uns die Ziele ausgegange­n. Jetzt bauen wir auf dieses Jahr und kommen stärker wieder. Weil der Titel an den Bodensee zurückkomm­en muss.“

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FOTO: DPA Wenn sogar das Maskottche­n traurig ist. Bärti (ganz li.) und die Spieler des VfB Friedrichs­hafen nach der Niederlage gegen Berlin im entscheide­nden Spiel um die deutsche Volleyball­meistersch­aft.

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