Gränzbote

Der Angstgegne­r macht – Angst

93:96 Overtime-Niederlage zum Auftakt - Ohlbrecht verlängert bis 2020

- Von Felix Alex

ULM - Nach vorn schauen und an den neu gestellten Aufgaben arbeiten, mehr bleibt den Ulmer Basketball­ern nach ihrer Auftaktple­ite in die Playoff-Phase nicht übrig. Im ersten Viertelfin­ale unterlag das bislang so dominante Team der Saison den Riesen Ludwigsbur­g mit 93:96 (83:83, 38:39) nach Verlängeru­ng und hat in der best-of-five-Serie damit seinen Heimvortei­l verspielt. „Bei einem so knappen Spiel ist es schwer, das so locker hinzunehme­n“, formuliert­e Thorsten Leibenath anschließe­nd. Zuvor hatten seine Spieler eigentlich alles umgesetzt, was der Coach vorher gefordert hatte: aggressiv verteidige­n, die Rebounds holen und auf die eigenen Stärken vertrauen. Doch waren es an diesem Tag vor allem die Ludwigsbur­ger, die sich nicht nur die nötigen Chancen erarbeitet­en, sondern auch bei den Dreipunktw­ürfen ungeahnte Nervenstär­ke zeigten.

„Wir brauchen auch ein bisschen Glück, aber wenn wir so, wie teilweise heute, auftreten, haben wir gegen jede Mannschaft eine Chance“, so Ludwigsbur­gs Trainer John Patrick. Was er meinte, war auch der Dreier vom überragend aufspielen­den Rocky Trice (25 Punkte, sieben Dreier bei acht Versuchen), der 0,6 Sekunden vor dem Ende der Verlängeru­ng mit seinem Wurf von der Seite für die Entscheidu­ng sorgte.

Und genau diese Würfe waren es, die Leibenath auch nach dem Spiel nicht losließen: „Wir haben die Dreipunkte­würfe zu leichtfert­ig zugelassen und unseren herausgesp­ielten Vorsprung zu leicht abgegeben.“Die übrigen Aufgaben hätten seine Spieler gut gelöst. Wenn da eben nicht diese „unglaublic­he Dreier-Quote“der Riesen gewesen wäre.

Allgemein scheinen die Ludwigsbur­ger, die als Tabellenac­hter noch gerade so in die Play-offs gerutscht waren, gerade gegen Ulm immer wieder neue eigene Stärken zu entdecken und groß aufzuspiel­en. Insgesamt vier Niederlage­n gab es in dieser Spielzeit lediglich in Liga und Pokal für die Ulmer, für drei sorgten die MHP Riesen. Leibenath will das Wort „Angstgegne­r“zwar nicht hören, doch was sonst soll so eine Mannschaft sein? „Jetzt sehen wir zu, dass wir nach Ludwigsbur­g fahren und die Serie wieder nach Hause holen“, sagte Leibenath.

Dies ist auch bitter nötig, soll der Traum von der Meistersch­aft nicht bereits an der ersten Hürde scheitern. Dass die Ulmer über die gesamte Zeit gleichwert­ig aufspielte­n, gut zurückkame­n und sich erst in der Overtime geschlagen geben mussten, lässt zudem die Hoffnung weiter gedeihen. Zumal Leibenath weiter voll auf sein Team bauen kann. Der frisch zum MVP, also zum wertvollst­en Spieler der Hauptrunde, gekürte Raymar Morgan (21 Punkte) zeigte wieder seine Qualität am Korb, war bester Werfer seines Teams. Und auch ein weiterer Bald-Wieder-Hoffnungst­räger lässt die Ulmer Zuschauer hoffen. Center Tim Ohlbrecht, wegen einer Knieverlet­zung seit Monaten außer Gefecht, hat seinen Vertrag bis 2020 verlängert. „Es ist selten im Sport, dass man sich irgendwo daheim fühlt. Aber dieses Gefühl habe ich hier in Ulm – deshalb fiel mir die Entscheidu­ng nicht schwer“, so Ohlbrecht übers Hallenmikr­ofon. Mit einer Wende im kommenden Spiel, am Mittwoch in Ludwigsbur­g, wäre dieses sicherlich noch mehr ausgeprägt.

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FOTO: DPA Auch MVP Raymar Morgan (li.), hier gegen D.J. Kennedy, konnte die Niederlage in der Overtime nicht verhindern.

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