„Natürlich bin ich enttäuscht“
BERLIN - Die Regierungsbildung nach der Wahl in Schleswig-Holstein könne langwierig und kompliziert werden – die SPD könnte dabei in die Opposition gehen. Das sagt Ralf Stegner (Foto: dpa), stellvertretender Vorsitzender der SPD und SPD-Chef in Schleswig-Holstein, im Gespräch mit Andreas Herholz.
Erst die Enttäuschung im Saarland, jetzt die Wahlschlappe in Schleswig-Holstein – war es das schon mit dem Aufschwung und der Euphorie um SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz?
Nein. Als SPD-Landesvorsitzender bin ich natürlich enttäuscht. Wir haben unser Wahlziel nicht erreicht. Aber das ist das Ergebnis einer Landtagswahl in SchleswigHolstein und lag nicht am Bundestrend. Als die SPD Martin Schulz nominiert hat, lagen wir im Bund bei 20, jetzt sind es um die 30 Prozent. Wir haben in SchleswigHolstein in den letzten 14 Tagen einen Stimmungsumschwung erlebt. Jetzt werden wir genau analysieren müssen, woran das gelegen hat. Ich glaube, der Gerechtigkeitskurs war richtig. Erfreulich ist immerhin, dass die Linkspartei nicht in den Landtag gekommen ist. Leider ist es nicht gelungen, auch die AfD rauszuhalten. Ich kann nicht erkennen, dass das Kieler Ergebnis etwas mit Martin Schulz zu tun hat. Er hat eine große Begeisterung in der Partei ausgelöst. Wir haben über 16 000 neue Mitglieder. Die Bundes-SPD wird jetzt mit voller Energie in NRW kämpfen, damit Hannelore Kraft ihre hervorragende Arbeit als Ministerpräsidentin fortsetzen kann.
SPD-Generalsekretärin Katarina Barley sieht auch in den Interviewäußerungen von Noch-Ministerpräsident und SPD-Spitzenkandidat Torsten Albig über sein Privatleben eine Ursache für das schlechte Ergebnis.
Ich werde jetzt keine öffentlichen Benotungen verteilen. Wir werden jetzt in Ruhe über die Ursachen unseres Ergebnisses reden.
Geht die SPD in Kiel jetzt in die Opposition?
Es kann sein, dass wir in die Opposition gehen. Es kann aber auch anders kommen. Am Ende wird nur die Person Ministerpräsident, die eine Mehrheit im Landtag erhält. Das wird kompliziert und eine Weile dauern. Die SPD hat verloren, deswegen stellen wir keine Ansprüche. Wir werden aber an Gesprächen mit allen demokratischen Parteien teilnehmen. Am Ende wird man sehen, wer eine Regierung bilden kann. Es ist nicht ausgemacht, dass dies der Oppositionsführer sein wird.