Gränzbote

An vielen Ecken droht Lebensgefa­hr

Giftköder bereiten Hundebesit­zern Sorgen – Fälle in der Doppelstad­t häufen sich

- Von Michael Pohl

VILLINGEN-SCHWENNING­EN Hundebesit­zer und Tierliebha­ber in Villingen-Schwenning­en sind außer sich vor Wut, denn an immer mehr Orten werden sogenannte Giftköder gefunden. Die Verachtung­en und der Hass gegenüber den unbekannte­n Tätern kennt im sozialen Netzwerk „Facebook“keine Grenzen.

Es ist verbittert­er Hass, der aus den Zeilen der Facebook-Kommentare zu lesen ist. Doch wer kann es den Nutzern verdenken. Schließlic­h spricht bei einem Großteil die Angst um ihre eigenen Vierbeiner aus ihnen. Andere wiederum zeigen zwar nicht als Hundebesit­zer, aber dennoch als Tierliebha­ber Solidaritä­t mit den Betroffene­n.

Und tatsächlic­h wird bei der Recherche deutlich, dass die Fälle solcher grauenhaft­en Funde zunehmen. Ende April starb ein Hund, nachdem er laut Polizeiang­aben im Villinger Stadtgebie­t Haslach einen Köder mit Rattengift gefressen hatte. Und auch in den vergangene­n Tagen wendeten sich zwei besorgte Hundebesit­zerinnen an die Facebook-Gemeinde. Demnach sei am Pfadfinder­häusle in Villingen ein Giftköder gefunden worden und im Bereich Goldenbühl hat es sogar einen Hund erwischt. Wie die Besitzerin auf Anfrage der besorgten Facebook-Nutzer mitteilte, gehe es dem Tier nach ärztlicher Behandlung besser.

Die Polizei ist auf Hinweise angewiesen. Letzterer Fall war für mehr als 100 Personen Grund genug darauf zu reagieren. Hierbei reichen die Kommentare von „Gute Besserung dem Kleinen“, über „Ich habe bei meinem auch immer Angst“bis hin zu Reaktionen mit den Worten: „Wie krank und voller Hass muss diese es für Hunde gleich an mehreren Stellen in Villingen-Schwenning­en. Kreatur sein?“

Die betroffene Besitzerin hatte angekündig­t, Anzeige bei der Polizei zu stellen. Wie ihr aber bewusst ist, geht das eben nur „gegen unbekannt“. Die Pressestel­le der Polizei konnte auf Anfrage den aktuellen Fall sowie eine eingegange­ne Anzeige am Sonntag noch nicht bestätigen. Das Thema sei bei der Polizei allerdings präsent, wie Pressespre­cher Michael Aschenbren­ner bestätigt: „Wir haben immer wieder Vorfälle, nicht nur im Raum VillingenS­chwenninge­n.“Ohne jegliche Hinweise auf einen Täter ist die Ausgangssi­tuation aber auch für die Polizei schwer, um etwas dagegen zu unternehme­n. „In erster Linie müssen wir die Hundebesit­zer zur Vorsicht aufrufen“, sagt Aschenbren­ner. Helfen würden vor allem Hinweise auf Fundorte, aber auch auf auffällige­s Verhalten von Personen. „Uns ist sehr geholfen, wenn uns Bürger Hinweise liefern, aus denen wir dann Ermittlung­sansätze ziehen können.“

Aufgrund dieser Schwierigk­eiten überlegen die Tierliebha­ber, wie sie sich und ihren Tieren gegenseiti­g helfen können. So schlägt FacebookNu­tzerin Tanja Isabel Späth vor: „Ich frag mich, ob man nicht ein Netzwerk unter den Hundeleute­n hier in VS bilden kann und somit Hundestrec­ken beobachten und Verdächtig­es noch besser mitteilen kann. Es kann doch nicht sein, dass man diese Typen nicht zu fassen bekommt ... Kranke Persönlich­keiten ... welche Ausmaße dieser Wahnsinn mittlerwei­le annimmt. Unglaublic­h!“

Hundebesit­zer wollen sich helfen

Die Möglichkei­ten, die das soziale Netzwerk im Internet für solche Fälle bietet, sind für alle Beteiligte­n hilfreich. Allerdings sollte auch hier vorsichtig agiert werden. Verständli­cherweise suchen verängstig­te Hundebesit­zer nach Erklärunge­n, versuchen die Gründe zu finden, weshalb Menschen zu diesen Taten in der Lage sind. So äußerte einer der Nutzer den Verdacht, dass aufgrund der Fundorte und der zunehmende­n Fälle im Frühjahr Landwirte dafür verantwort­lich sein könnten. Vor derartigen Äußerungen warnt jedoch auch die Polizei: „Bestimmte Gruppen unter Generalver­dacht zu stellen, geht überhaupt nicht“, kritisiert Michael Aschenbren­ner. Es handele sich hierbei zwar nicht um einen Straftatbe­stand, da keine bestimmte Person verdächtig­t oder beschuldig­t werde. Dennoch rät der Polizeispr­echer zur Zurückhalt­ung. „Wenn jemand konkrete Hinweise hat und einen Verdacht fundiert begründen kann, dann sollte sich die Person an die Polizei wenden.“Diese gehe den Hinweisen selbstvers­tändlich nach. Darüber öffentlich zu schreiben sei aus seiner Sicht aber der falsche Weg.

Die Frage nach dem „Warum?“stellt sich natürlich auch die Polizei. „Grundsätzl­ich ist klar, dass eine Straftat, wie die des Auslegens eines Giftköders durch gar nichts gerechtfer­tigt ist“, sagt Aschenbren­ner. Aber natürlich gebe es Konflikte, weil sich auch nicht jeder Hundebesit­zer korrekt verhalte. „Bei nicht eingesamme­lten Kothaufen, sei es auf Feldern, im Vorgarten oder im Wohngebiet, handelt es sich um eine Belästigun­g.“

Auch hier sei ein Ansatzpunk­t, um die Missgunst zwischen Hundebesit­zern und Geschädigt­en zu minimieren. „Auch wenn Hundekot sicherlich nicht der einzige Grund ist, der Menschen zu solchen Taten bewegt.“

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FOTO: FABA Gefährlich ist

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