An vielen Ecken droht Lebensgefahr
Giftköder bereiten Hundebesitzern Sorgen – Fälle in der Doppelstadt häufen sich
VILLINGEN-SCHWENNINGEN Hundebesitzer und Tierliebhaber in Villingen-Schwenningen sind außer sich vor Wut, denn an immer mehr Orten werden sogenannte Giftköder gefunden. Die Verachtungen und der Hass gegenüber den unbekannten Tätern kennt im sozialen Netzwerk „Facebook“keine Grenzen.
Es ist verbitterter Hass, der aus den Zeilen der Facebook-Kommentare zu lesen ist. Doch wer kann es den Nutzern verdenken. Schließlich spricht bei einem Großteil die Angst um ihre eigenen Vierbeiner aus ihnen. Andere wiederum zeigen zwar nicht als Hundebesitzer, aber dennoch als Tierliebhaber Solidarität mit den Betroffenen.
Und tatsächlich wird bei der Recherche deutlich, dass die Fälle solcher grauenhaften Funde zunehmen. Ende April starb ein Hund, nachdem er laut Polizeiangaben im Villinger Stadtgebiet Haslach einen Köder mit Rattengift gefressen hatte. Und auch in den vergangenen Tagen wendeten sich zwei besorgte Hundebesitzerinnen an die Facebook-Gemeinde. Demnach sei am Pfadfinderhäusle in Villingen ein Giftköder gefunden worden und im Bereich Goldenbühl hat es sogar einen Hund erwischt. Wie die Besitzerin auf Anfrage der besorgten Facebook-Nutzer mitteilte, gehe es dem Tier nach ärztlicher Behandlung besser.
Die Polizei ist auf Hinweise angewiesen. Letzterer Fall war für mehr als 100 Personen Grund genug darauf zu reagieren. Hierbei reichen die Kommentare von „Gute Besserung dem Kleinen“, über „Ich habe bei meinem auch immer Angst“bis hin zu Reaktionen mit den Worten: „Wie krank und voller Hass muss diese es für Hunde gleich an mehreren Stellen in Villingen-Schwenningen. Kreatur sein?“
Die betroffene Besitzerin hatte angekündigt, Anzeige bei der Polizei zu stellen. Wie ihr aber bewusst ist, geht das eben nur „gegen unbekannt“. Die Pressestelle der Polizei konnte auf Anfrage den aktuellen Fall sowie eine eingegangene Anzeige am Sonntag noch nicht bestätigen. Das Thema sei bei der Polizei allerdings präsent, wie Pressesprecher Michael Aschenbrenner bestätigt: „Wir haben immer wieder Vorfälle, nicht nur im Raum VillingenSchwenningen.“Ohne jegliche Hinweise auf einen Täter ist die Ausgangssituation aber auch für die Polizei schwer, um etwas dagegen zu unternehmen. „In erster Linie müssen wir die Hundebesitzer zur Vorsicht aufrufen“, sagt Aschenbrenner. Helfen würden vor allem Hinweise auf Fundorte, aber auch auf auffälliges Verhalten von Personen. „Uns ist sehr geholfen, wenn uns Bürger Hinweise liefern, aus denen wir dann Ermittlungsansätze ziehen können.“
Aufgrund dieser Schwierigkeiten überlegen die Tierliebhaber, wie sie sich und ihren Tieren gegenseitig helfen können. So schlägt FacebookNutzerin Tanja Isabel Späth vor: „Ich frag mich, ob man nicht ein Netzwerk unter den Hundeleuten hier in VS bilden kann und somit Hundestrecken beobachten und Verdächtiges noch besser mitteilen kann. Es kann doch nicht sein, dass man diese Typen nicht zu fassen bekommt ... Kranke Persönlichkeiten ... welche Ausmaße dieser Wahnsinn mittlerweile annimmt. Unglaublich!“
Hundebesitzer wollen sich helfen
Die Möglichkeiten, die das soziale Netzwerk im Internet für solche Fälle bietet, sind für alle Beteiligten hilfreich. Allerdings sollte auch hier vorsichtig agiert werden. Verständlicherweise suchen verängstigte Hundebesitzer nach Erklärungen, versuchen die Gründe zu finden, weshalb Menschen zu diesen Taten in der Lage sind. So äußerte einer der Nutzer den Verdacht, dass aufgrund der Fundorte und der zunehmenden Fälle im Frühjahr Landwirte dafür verantwortlich sein könnten. Vor derartigen Äußerungen warnt jedoch auch die Polizei: „Bestimmte Gruppen unter Generalverdacht zu stellen, geht überhaupt nicht“, kritisiert Michael Aschenbrenner. Es handele sich hierbei zwar nicht um einen Straftatbestand, da keine bestimmte Person verdächtigt oder beschuldigt werde. Dennoch rät der Polizeisprecher zur Zurückhaltung. „Wenn jemand konkrete Hinweise hat und einen Verdacht fundiert begründen kann, dann sollte sich die Person an die Polizei wenden.“Diese gehe den Hinweisen selbstverständlich nach. Darüber öffentlich zu schreiben sei aus seiner Sicht aber der falsche Weg.
Die Frage nach dem „Warum?“stellt sich natürlich auch die Polizei. „Grundsätzlich ist klar, dass eine Straftat, wie die des Auslegens eines Giftköders durch gar nichts gerechtfertigt ist“, sagt Aschenbrenner. Aber natürlich gebe es Konflikte, weil sich auch nicht jeder Hundebesitzer korrekt verhalte. „Bei nicht eingesammelten Kothaufen, sei es auf Feldern, im Vorgarten oder im Wohngebiet, handelt es sich um eine Belästigung.“
Auch hier sei ein Ansatzpunkt, um die Missgunst zwischen Hundebesitzern und Geschädigten zu minimieren. „Auch wenn Hundekot sicherlich nicht der einzige Grund ist, der Menschen zu solchen Taten bewegt.“