„Rechts oder links - geradeaus geht nicht“
Evangelischer Kirchengemeinderat wirbt für den Bau eines neuen Gemeindezentrums – Brenz-Haus wird verkauft
TROSSINGEN - Weil der Oberkirchenrat will, dass die evangelische Kirchengemeinde Trossingen Immobilien aufgibt, empfiehlt er, das Bonhoeffer-Haus, das Brenz-Haus und das Pfarrhaus Süd zu verkaufen, um den Bau eines Gemeindezentrums zu finanzieren. Der Kirchengemeinderat hat die Pläne nun vorgestellt und sieht darin eine echte Chance.
„Wir sind seit 2010 mit dem Thema beschäftigt“, sagte Pfarrer Torsten Kramer zu Beginn der Gemeindeversammlung im Johannes-BrenzHaus am Freitagabend. „Rechts oder links - geradeaus geht nicht mehr, weil der Oberkirchenrat dafür kein Geld gibt“, stellte er gleich klar, dass es kein Verharren im jetzigen Zustand wird geben können.
Ins Rollen gekommen war alles durch die Idee der Trossinger, das Johannes-Brenz-Haus zu sanieren. Doch der Oberkirchenrat schätzte die Kosten auf 1,6 Millionen Euro und lehnte deshalb das Vorhaben nicht nur ab, sondern drängte auch auf die Verschlankung der Immobilienstruktur. Gleichzeitig empfahl der Oberkirchenrat den Bau eines Gemeindehauses zwischen MartinLuther-Kirche und Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Rund zwei Millionen Euro wird ein solcher Bau kosten.
Martin Ulrich Messner, gewählter Vorsitzender des Kirchengemeinderats, stellt klar: „Wir wollten unbedingt das Johannes-Brenz-Haus halten und haben unzählige Varianten durchgerechnet, aber keine könnten wir unserer Gemeinde mit gutem Gewissen zumuten.“Am Ende sei klar gewesen, dass der Neubau die Kirchengemeinde für „die nächsten 50 Jahre“in Sachen Gebäude auf stabile Füße stelle. Der Kirchengemeinderat wisse, dass der Verkauf der Gebäude zwar ein emotionaler Einschnitt sei, aber die „beste Sache für die Gemeinde“. Lange habe es gebraucht, bis die Trossinger Verantwortlichen „Frieden in dieser Entscheidung gefunden“hätten, so Messner weiter. „Doch lassen Sie sich ein auf den neuen Ort, von dem Segen ausgehen wird.“
Neubau ab 2019 möglich
Im Dezember könne der Synodalausschuss der Landeskirche den Beschluss fassen, der Neubau sei dann 2019 möglich. Die endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, so Messner.
Der Neubau werde etwa 2,4 Millionen Euro kosten, so die Zahlen, die Martin Ulrich Messner für das Publikum aufbereitet hatte. 750 000 Euro könnten durch den Verkauf der drei Häuser erzielt werden, blieben etwa 1,6 Millionen Euro, die aufgebracht werden müssten. „1,2 Millionen Euro können wir durch Eigenmittel aufbringen“, sagte er. 555 000 Euro sollen durch Opfer und Spenden erwirtschaftet werden, der Kirchenbezirk steuere 168 000 Euro bei und die Landeskirche 470 000 Euro.
Der Neubau solle eine Grundfläche von etwa 400 Quadratmetern haben und damit zwar „nicht mehr so groß wie das Brenz-Gemeindehaus“aber groß genug sein“, so Martin Ulrich Messner.
Die Resonanz der etwa 100 Zuhörer war in den größten Teilen positiv. Martin Ulrich Messner freute sich darüber: „Das Projekt kostet uns sehr viel Arbeit und Kraft, wir haben uns das auch nicht raus gesucht. Deshalb tut es besonders gut zu sehen, dass wir als Gemeinde gemeinsam nach vorne schauen“.
Dazu, dass der Abend durchaus positiv endete, trug auch das Moderatoren-Duo Hans-Martin Härter und Sebastian Läpple vom Projekt Integrierte Beratung der Landeskirche Württemberg bei. Der Diakon und der Architekt sind darauf spezialisiert, Kirchengemeinden bei großen Herausforderungen zu unterstützen.