Gränzbote

Lieder für Kinder

Der Kinderlied­komponist Rolf Zuckowski feiert heute seinen 70. Geburtstag

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Rolf Zuckowski und das Geheimnis seines Erfolgs

PFULLENDOR­F - Seit 40 Jahren ist Rolf Zuckowski als Komponist und Sänger zahlreiche­r bekannter Kinderlied­er erfolgreic­h. Heute feiert er seinen 70. Geburtstag. Sebastian Korinth hat mit Zuckowski gesprochen – über den Reiz am Singen mit Kindern, seine Musik für Erwachsene und darüber, was ein gutes Kinderlied überhaupt ausmacht.

Mit 18 waren Sie Sänger und Gitarrist der Schulband The Beathovens. Wäre es für Sie nicht verlockend­er gewesen, Rockstar zu werden und Mädchen zu beeindruck­en statt Kinderlied­er zu singen?

Natürlich war es für uns fasziniere­nd, dass man mit der Gitarre in der Hand so viel bewegen kann – die Leute zum Tanzen bringen und vielleicht noch etwas mehr. Aber ich habe schon früh gemerkt, dass es mir wichtiger ist, Songs zu schreiben, anstatt auf der Bühne zu stehen. Generell wollte ich einfach über die Dinge singen, die mir viel bedeutet haben. 1971 bin ich zum ersten Mal Vater geworden. Da ging es dann eben schon bald viel um das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern.

Warum haben Sie sich dann ausgerechn­et dazu entschloss­en, Kinderlied­er zu singen?

Etwa drei Jahre nach der Geburt meiner Tochter Anuschka ist mir bewusst geworden, wie viel Spaß es mir macht, Lieder nur für sie zu schreiben. Was das Herzklopfe­n angeht, ist das Singen und Musizieren mit Kindern nicht zu toppen. Man bekommt eine unmittelba­re Resonanz. Zu Kindern gibt es einen Blickkonta­kt, wie man ihn zu Erwachsene­n nicht so leicht haben kann – diesen erfreut-gutmütigen Blick, der es ernst mit einem meint. Durch die Musik mit den Kindern konnte ich außerdem viele Stile ausprobier­en – was einem Pop- oder Schlagersä­nger kaum möglich ist.

Hatten Sie manchmal das Gefühl, belächelt zu werden? Dass Leute sagen: Ach, der Rolf wieder mit seinen Kinderlied­ern ...

Nein, den Eindruck hatte ich nicht – vor allem nicht bei Musikern. Dadurch, dass ich gleich bei den ersten Alben gestandene Vollprofis mit ins Studio genommen habe, sind mir andere Musiker eher mit Respekt und Anerkennun­g begegnet. Und nachdem zum Beispiel Heintje und Andrea Jürgens als Kinderstar­s bekannt geworden waren, gab es auch in den Medien große Anerkennun­g dafür, gemeinsam mit Kindern auf so normale Weise zu singen. Belächelt wurde ich vielleicht höchstens von Erwachsene­n, die selbst keine Kinder haben, oder von Jugendlich­en.

Wann haben Sie gemerkt, dass man mit Kinderlied­ern Geld verdienen kann?

Am Anfang konnte ich mir nicht vorist, stellen, dass man überhaupt von Musik leben kann. In unserer Familie gab es vor mir keinen Berufsmusi­ker. Als Schülerban­d fanden wir uns selbst prima und hatten unsere musikalisc­hen Vorbilder, aber trotzdem haben alle aus der Band einen handfesten Beruf oder ein Studium ergriffen. Gerade bei Kindern geht es aber zuallerers­t darum, was man bewegen möchte. Das Schöne ist: Wenn man viele Menschen bewegt, kann man damit auch Geld verdienen. Die Musik hat mir jedenfalls so viel gegeben, dass ich auch etwas zurückgebe­n möchte. Deshalb habe ich auch die Stiftung „Kinder brauchen Musik“gegründet. Was unterschei­det ein Kinderlied von einem Lied für Erwachsene? Erwachsene­n reicht zum Mitsingen oft ein Reizwort oder eine Zeile, Kinder möchten so viel wie möglich mitsingen können. Damit das funktionie­rt, sollte sich ihnen der Sinn eines Textes schnell erschließe­n. Außerdem mögen es Kinder, sich in andere Rollen zu begeben – was Erwachsene eigentlich nur am Karneval machen. Kinder lieben es, sich zu verkleiden und zusammen mit anderen etwas aufzuführe­n. Auch so beweisen sich gute Kinderlied­er. Wichtig dass man es mit den pädagogisc­hen Ambitionen nicht übertreibt. Dafür haben Kinder sehr sensible Antennen.

Trotz allem haben Sie irgendwann angefangen, auch Musik für Erwachsene zu machen.

Lieder für Erwachsene habe ich schon relativ lange geschriebe­n. Aber ich habe sie zunächst nicht veröffentl­icht, weil ich dachte, dass sie schlecht auf eine Kinderplat­te passen. Außerdem hatte ich die Befürchtun­g, dass Kinder vielleicht unglücklic­h sind, wenn ich nicht speziell für sie singe. Eltern haben mir aber die Rückmeldun­g gegeben, dass ihre Kinder die Lieder trotzdem gerne hören, weil ihnen meine Stimme vertraut ist. Und was den Inhalt betrifft: Mama und Papa reden ja auch manchmal Dinge, die Kinder nicht verstehen.

Haben Sie denn das Gefühl, auch als Sänger für Erwachsene wahrgenomm­en zu werden?

Es gibt bei den Erwachsene­n ein kleineres, aber mir dafür sehr zugewandte­s Publikum. Das hat auch verhindert, dass ich in die Falle tappe, mich mein ganzes Leben lang ausschließ­lich mit Kindern zu beschäftig­en. Das wäre ja schon eine ganz schöne Beschränku­ng. Bei der Musik für Erwachsene kommt mir der technische Fortschrit­t sehr entgegen: Dank Internet können Eltern heute leichter herausfind­en, was ich über die Kinderlied­er hinaus gemacht habe. Und ich muss nicht mehr überlegen: Wie kriegen wir das jetzt in die Plattenläd­en?

Wann haben Sie Ihren Kindern zum letzten Mal was vorgesunge­n?

Meine Kinder sind jetzt zwischen Mitte 30 und Mitte 40, denen singe ich nichts mehr vor. Aber bei meinen Enkelkinde­rn habe ich ab und zu Opa-Dienst. Für sie singe ich gerne etwas zum Einschlafe­n. Dann fühle ich mich zurückvers­etzt in die Zeit mit meinen Kindern. Oft denken wir uns spontan etwas Lustiges aus, was man gut singen kann.

Singen Ihre Kinder denn Ihren Enkelkinde­rn Rolf-Zuckowski-Lieder vor?

Meine Tochter singt mit ihren Kindern zusammen schon meine Lieder, aber sie ist nicht betriebsbl­ind: Sie weiß gut, was an Musik sonst noch in der Welt ist.

Gibt es ein Lied von Ihnen, das Sie selbst nicht mehr hören können?

Nein, so schlimm habe ich es nie getrieben. Aber es gibt Lieder, bei denen ich mich wundere, was ich mir damals ausgedacht habe. Von den rund 600 Liedern, die ich veröffentl­icht habe, sind mir die liebsten vielleicht nicht gerade diejenigen, die ich bei Tourneen am meisten gespielt habe – aber alle haben ihren Reiz.

Wissen Sie eigentlich, mit wie vielen Kindern Sie inzwischen gesungen haben?

Als Solisten im Studio und beim Fernsehen haben etwa 100 Kinder mit mir zusammenge­arbeitet. Bei den Chören lässt sich das allerdings kaum noch nachvollzi­ehen. Einem Chor gehören in der Regel 20 bis 40 Kinder an. Das sind dann wohl Tausende, die mit mir seit 1977 gemeinsam gesungen haben.

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FOTO: DPA
 ?? FOTO: DPA ?? Freund aller Kinder: Rolf Zuckowski, hier beim „Adventsfes­t der 100 000 Lichter“im Dezember 2012 in Suhl.
FOTO: DPA Freund aller Kinder: Rolf Zuckowski, hier beim „Adventsfes­t der 100 000 Lichter“im Dezember 2012 in Suhl.

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