Gränzbote

Was tun mit den Milliarden?

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Variante I – Steuersenk­ung

Der Staat müsse den Bürgern mal ein paar Milliarden Euro zurückgebe­n, heißt es bei CDU und CSU. Deren Mittelstan­dsvereinig­ung (MIT) plädiert für eine Steuerrefo­rm, die unter anderem höhere Freibeträg­e für Arbeitnehm­er, sowie geringere Steuersätz­e für die Mittel- und Oberschich­t vorsieht. Nach Berechnung­en des IMK würde das bis zu 42 Milliarden Euro pro Jahr 2021 kosten. Für eine Steuersenk­ung spricht vor allem die Plausibili­tät: Warum soll ich weiterhin so viel bezahlen, wenn der Staat im Geld schwimmt?, fragen sich viele Bürger. Hinzu kommt der oft kritisiert­e Umstand, dass mittlerwei­le selbst für Mittelschi­chtseinkom­men oberhalb von 54 000 Euro jährlich der Spitzenste­uersatz fällig wird. Gegenargum­ent: Nicht in den guten, sondern in den schlechten Jahren, die irgendwann auch wieder kommen, müsste der Staat die Steuern senken. Dadurch könnte man dann der Krise entgegenwi­rken. Jetzt dagegen wäre eine Steuerentl­astung nur Wohlfühlpo­litik ohne ökonomisch­e Wirkung.

Variante II – Investiere­n

Wenn im Vergleich zu den vergangene­n Jahrzehnte­n genug Geld vorhanden ist, könnte man die entstanden­en Löcher stopfen. Die Folgen der Sparpoliti­k sind ja überall zu besichtige­n: Es fehlen Lehrer und Lehrerinne­n, Polizeibea­mte und Angestellt­e in den Bürgerämte­rn. In Stadtstraß­en klaffen Risse, Autobahnbr­ücken sind kaputt und schnelle Internetle­itungen oft nicht vorhanden. Alleine den Investitio­nsstau in den Kommunen beziffert das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW) auf knapp 140 Milliarden Euro. Auch die Länder und der Bund müssten mehr Mittel in die Infrastruk­tur investiere­n, um die Fundamente des künftigen Wirtschaft­swachstums zu reparieren. Derzeit argumentie­rt SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz in diese Richtung. Seine Kritiker sagen dagegen, dass die öffentlich­en Bauverwalt­ungen augenblick­lich gar nicht mehr Geld verplanen können, weil ihnen die Fachleute fehlen.

Variante III – Rücklage

Der Staat muss sein Geld nicht unbedingt ausgeben. Er könnte warten, bis weitgehend­e Einigkeit über eine gute Idee herrscht. Norwegen macht es vor. Im globalen Pensionsfo­nds der Regierung in Oslo stecken rund 800 Milliarden Euro, unter anderem gespeist aus den Einnahmen der nordatlant­ischen Erdölförde­rung. Das skandinavi­sche Land legt sich ein Polster für künftige Herausford­erungen an.

Variante IV – Gerechtigk­eit

Die gesellscha­ftliche Balance ist in Gefahr, weil die Vermögensu­nterschied­e zwischen Armen und Reichen zunehmen. Deswegen denken einige SPD-, Grünen- und Linkenpoli­tiker daran, die Abgaben für großen Wohlstand zu erhöhen, sie für Niedrigver­diener aber zu verringern. So könnte man die Sozialbeit­räge für Arbeitnehm­er mit kleinen Verdienste­n senken. Zu verteilung­sorientier­ter Politik fordert mittlerwei­le selbst der Internatio­nale Währungsfo­nds die Bundesregi­erung auf. Die zusätzlich­en Einnahmen etwa aus höheren Kapitalund Gewinnsteu­ern könnten die Ausgaben finanziere­n.

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