„Ich kann das nicht bierernst machen“
Peter Brandl erklärt heute Abend bei den „Erfolgsmachern“wie man richtig miteinander redet
TUTTLINGEN - „Crash Kommunikation – Kommunikation auf maximaler Flughöhe“ist das Thema der heutigen Veranstaltung „Die Erfolgsmacher“von Schwäbisch Media. Referent in der Angerhalle in Möhringen ist Peter Brandl. Redakteurin Anja Schuster sprach im Vorfeld mit dem sogenannten „Kommunikationsprofi“.
Herr Brandl, Sie werden oft als Kommunikationsprofi bezeichnet, wie wird man das denn?
(lacht) Nun ja, zum einen fangen die Menschen irgendwann an, einen so zu nennen. Aber natürlich gebe ich seit fast 25 Jahren Kommunikationstraining. In dieser Zeit habe ich über 3000 Tage auf der Bühne oder in Seminarräumen verbracht, um den Menschen effektive Kommunikationsstrategien zu vermitteln.
Wie sind Sie denn zum Thema Kommunikation gekommen?
Im Prinzip ist es fast ein bisschen kitschig. Mein Werdegang verlief kreuz und quer, aber ich habe schon in jungen Jahren relativ schnell gemerkt, dass ich eine Sache gut kann: mit Menschen zu reden, zu ihnen zu reden, sich in sie einfühlen zu können. Damals hatte ich allerdings noch keinen Plan, dass daraus ein Beruf entstehen kann. Aber ich habe in diesem Bereich einfach am meisten zu sagen (lacht).
Was fasziniert Sie denn so sehr am Thema Kommunikation?
Das ist zum einen diese menschliche Komponente. Kommunikation ist schließlich das zentralste Thema, das es gibt, das uns letztendlich verbindet. Kommunikation kann Mauern aufbauen oder einreißen, kann verbinden oder trennen. Zum anderen liegt die Faszination sicherlich in meinem früheren Beruf als Pilot bei einer Fluglinie. In diesem Bereich ist Kommunikation enorm wichtig. Wenn ein Fehler, ein Unglück geschieht, dann in der Regel nicht aufgrund eines technischen Defekts, sondern wegen menschlichem Versagen. Das nennen wir human factor. Zu eben diesem gibt es eine umfassende Forschung. Und da habe ich mir gedacht, warum diese nicht auch auf andere Bereiche, wie Familien oder Unternehmen, anwenden.
Was sind denn die größten Fehler, die man im Bereich Kommunikation machen kann?
Ganz einfach: Wir interpretieren und wir unterstellen. Wir glauben, wir wissen, was unser Gegenüber will. Im Alltag erleichtert uns das ei- niges. Das Zusammenleben wird einfacher, weil wir nicht alles erklären müssen, weil wir so schneller funktionieren. Beispielsweise im Verkauf. Schief geht es erst dann, wenn ich mit meiner Unterstellung darüber, was der andere will, falsch liege. Im Bereich Business gibt es noch einen anderen Stolperstein. Stellen Sie sich einen Mitte-50-Piloten vor, der eine junge Co-Pilotin zur Seite gestellt bekommt. Wer hat wohl größere Hemmnisse, dem anderen gegenüber einen Fehler anzusprechen? Genau, die junge Co-Pilotin. So etwas nennen wir Macht-Distanz.
Kann man die richtige Kommunikation lernen?
Auf jeden Fall. Es gibt eine Reihe von ganz einfachen Checklisten, die man abhaken kann und die einem ab morgen das Leben leichter machen. Diese werde ich auch im Vortrag behandeln.
Kann man diese sowohl im privaten wie im geschäftlichen Bereich anwenden?
Klar. Die Werkzeuge bleiben die gleichen. Es geht immer um die Technik des Zuhörens und des Fragens.
Ist denn Zuhören eine Grundlage für gute Kommunikation?
Absolut. Wie soll ich auf den anderen eingehen, wenn ich nicht zuhöre. Heikel wird es aber, wenn wir uns die Frage beantworten müssen: Sind wir beim Zuhören beim anderen oder bei uns?
Ist Streit ein Teil von Kommunikation oder die Folge von schlechter Kommunikation?
Das kann man so nicht pauschal sagen. Es kann beides zutreffen. Es kann sein, dass ein Streit nur durch ein kommunikatives Missverständnis entsteht, wenn man aneinander vorbeiredet. Streit kann aber auch entstehen, wenn man widersprüchliche Ziele hat und dann obendrein noch Emotionen mit hineinspielen. Aber grundsätzlich gehört Streit einfach dazu. Und wenn es um etwas geht, worum es sich lohnt zu streiten, sollte man das auch tun.
Was erwartet die Besucher heute Abend?
Es wird ein aufregender Vortrag werden. Ich kann das nicht bierernst machen. Wer also einen theoretischwissenschaftlichen Vortrag erwartet, der wird sicherlich etwas enttäuscht sein. Stattdessen gestalte ich den Vortrag lebensnah und witzig, aber auch mit dem nötigen Tiefgang.