„Das schreit förmlich nach einer Bombe“
Kampfmittelbeseitiger zu den Ergebnissen seiner Suche nach Blindgängern in Immendingen
IMMENDINGEN - Die Chance, dass mindestens eine, wenn nicht zwei Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg an der Donau zwischen Immendingen und Zimmern liegen, sei ziemlich groß, sagt Daniel Raabe, der Kampfmittelbeseitiger aus Giebelstadt bei Würzburg, der im Auftrag der Gemeinde das betroffene Gelände untersucht hat. Das sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung.
Nachdem Luftbilder aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erste Hinweise auf mögliche Blindgänger gegeben hätten – „große Trichter sprechen für eine explodierte Bombe, kleine für nichtexplodierte“– habe er im Auftrag der Gemeinde das Gelände mit Eisen-Sonden untersucht. Dabei werde die betroffene Fläche systematisch abgegangen, der Boden auch bis in eine größere Tiefe untersucht. Das Ergebnis stelle sich dann in einer farbigen Landkarte dar: Gelb und türkisblau heißen unverdächtig, rot und dunkelblau Gefahr. „Je tiefer die Gegenstände liegen, desto eindeutiger sind die Anzeigen. Liegen sie direkt unter der Oberfläche, werden die Werte manchmal komisch.“
Zwei verdächtige Stellen hat Raabe gefunden. Eine liegt etwa in drei Meter Tiefe. Form und Art des Gegenstandes alarmieren zusätzlich. „Das schreit förmlich nach Bombe“, sagt der Kampfmittelräumer, ohne auszuschließen, dass letztlich dann doch eine Badewanne oder ein Ölfass zutage treten. „Das wissen wir erst, wenn wir den Gegenstand ausgegraben haben.“Die zweite Stelle ist weniger eindeutig, aber sie liegt weniger als 50 Meter weit von einem Bombenkrater weg. In Baden-Württemberg gehe man davon aus, dass innerhalb dieses Radius eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen Blindgänger besteht, sagt Raabe. „Ich habe da eine etwas andere Erfahrung, aber nachschauen tun wir natürlich“
Nachschauen tut der Kampfmittelbeseitiger zunächst mit dem Bagger. „Damit räumen wir den Oberboden ab.“Dann wird mit der Sonde kontrolliert, wie nah man dem verdächtigen Objekt gekommen ist. Dann kommt wieder der Bagger, ab 30 Zentimetern die Schaufel. Liegt die Bombe – sofern es denn eine ist – frei, wird es noch mal spannend: Lässt sich der Zünder lösen oder muss gesprengt werden? In 99 Prozent der Fälle könne mit etwas Rostlöser und einer Zange der Zünder abgedreht werden. Wenn nicht, muss er
Sven Rasehorn, Einsatzleiter vom baden-württembergischen Kampfmittelräumdienst
mit Gewalt entfernt werden – „ein Transport einer Bombe mit Zünder wird wenn irgendwie möglich vermieden“. Mit Gewalt entfernen könnte in diesem Fall heißen, der Zünder wird von der Bombe weggesprengt, möglichst so, dass die Kampfstoffe in der Bombe selber nicht hochgehen. Das wäre dann Sache des Kampfmittelräumdienstes des Landes Baden-Württemberg, stellt dessen Einsatzleiter Sven Rasehorn klar. „Munition zu entschärfen, zu sprengen oder zu transportieren ist unsere Zuständigkeit.“Neben der Wegsprengung eines widerspenstigen Zünders gebe es noch eine ganze Reihe anderer Fernzündeverfahren – je nach Art, Zustand und Zünder der Bombe. Die Kampfmittelbeseitiger werden auf alles vorbereitet sein, versichert er: „Wir kommen mit einem großen Lkw.“
So oder so werde der Evakuierungsradius in diesem Falle deutlich erhöht, sagt Raabe. Aktuell geht die Gemeinde Immendingen von 500 Metern aus, wird gesprengt, werden es 1000 Meter sein. Hauptgrund ist der „unkontrollierte offene Splitterflug“, wie er von den Experten genannt wird. Der werde aber mit großen Wassertanks weitgehend eingedämmt, betont Rasehorn. Die würden wie große Lufmatratzen – nur eben gefüllt mit 20 000 Liter Wasser – über die Sprengung gelegt. Gefahr für Gebäude sehen weder Raabe noch Rasehorn. Big Packs – also große Säcke – mit Sand und Erde hielten die Druckwelle und größere Geschosse auf. Außerdem sei die Entfernung bis zu den nächsten Häusern komfortabel groß.
„Wir kommen mit einem großen Lkw.“