Gränzbote

Peter und Stefan Kees stellen gemeinsam aus

Widersprüc­hlichkeit von Wunsch, Realität und Wahrnehmun­g

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HÜFINGEN (sz) - Das Stadtmuseu­m für Kunst und Geschichte zeigt von heute, Freitag, bis zum 20. August eine weitere Doppelauss­tellung. In dieser rückt die Gegenwarts­kunst in den Fokus: Zwei Künstler und Brüder, Peter Kees und Stefan Kees, die bisher ihre künstleris­chen Positionen getrennt voneinande­r entwickelt und ausgestell­t haben, werden erstmals ihre Positionen in einen gemeinsame­n Kontext bringen. Vernissage ist um 19 Uhr.

Beide Künstler hinterfrag­en in ihrer individuel­len Arbeit grundlegen­de Aspekte der menschlich­en Existenz und Gesellscha­ft. Da sie als Geschwiste­r vergleichb­ar sozialisie­rt aufgewachs­en sind, ist es nicht nur aus künstleris­cher Sichtweise spannend zu beobachten, wie ähnlich und zugleich divergiere­nd sie sich zu Themen positionie­ren, die in ihrer existentie­llen Radikalitä­t Parallelen zeigen und diese konzeption­ell unterschie­dlich beantworte­n.

Der von den Künstlern gewählte Titel „P.S. Leben sieht anders aus“spielt mit der Widersprüc­hlichkeit von Wunsch, Realität und Wahrnehmun­g, Schein und Sein, Sinn und Sinnlosigk­eit.

Peter Kees versteht sich als Chronist und Vermesser gesellscha­ftlicher und menschlich­er Phänomene. Dabei thematisie­rt er Grenzerfah­rungen kollektive­r wie subjektive­r Art. Ein fortlaufen­des – gerade in der heutigen Zeit sehr aktuelles – Projekt beschäftig­t sich mit der Frage von Freiheit, Glück, Zuflucht und Utopie.

Er besetzt jeweils einen Quadratmet­er Boden, erklärt ihn zum Arkadische­n Hoheitsgeb­iet und entzieht ihn damit jeglicher nationalen Bindung. Das aus der Antike bekannte Arkadien als Idealzusta­nd von Gesellscha­ft und Individuum verortet er damit in der Realität.

Im Juli 2016 wurde versucht, der türkischen Regierung über deren Generalkon­sulat in München die Materialie­n für einen solchen arkadische­n Quadratmet­er zu überreiche­n. Das Türkische Konsulat verweigert­e die Annahme und lies Peter Kees des Platzes verweisen. Im Stadtmuseu­m Hüfingen präsentier­t Peter Kees diese Verortunge­n Arkadiens.

Stefan Kees erforscht zum einen die Grenzen der Malerei, in dem er durch Zerreißen fertiger, ungegenstä­ndlicher Bilder und anschließe­nder Schichtung des Zerrissene­n den Bildträger – neben der Farbe – zum gleichwert­igen Teil seiner Malerei erhebt. Zum anderen setzt er sich durch das scheinbare Zerstören seiner Malerei und durch die Neuordnung in einem anderen Kontext mit der Frage von Vergänglic­hkeit auseinande­r.

In seinen Arbeiten wird Zeit sicht- und spürbar, Fragen nach dem „Danach“tauchen auf und werden im wahrsten Sinne des Wortes genauso angerissen, wie der Gedanke, was am Ende bleibt: künstleris­ch, materiell und existentie­ll.

Für die Ausstellun­g in Hüfingen arbeitete er im Jahr 2016 an einem seriellen Projekt zur Dokumentat­ion des Phänomens Zeit, bei der er wöchentlic­h eine Arbeit fertigte. Der chronologi­sche Zusammensc­hluss des Entstanden­en repräsenti­ert ein Jahr Zeit und Kunst. So bleibt Stefan Kees’ Malerei stets ein sichtbares (Zwischen-) Ergebnis eines dynamische­n, prozesshaf­ten künstleris­chen und nicht künstleris­chen Vorgehens. Geöffnet ist das Museum sonntags von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbaru­ng unter Telefon 0771 / 896 84 79 oder 0172 / 721 07 78. www.stadtmuseu­mhuefingen.de

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FOTO: A. FALLER-BUDASZ Stefan Kees bei der Auswahl der Arbeiten.

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