Rückkehrer
Es ist eine Rebellion der Basis der spanischen Sozialisten gegen die Parteibonzen. Eine Rebellion, die dem im Herbst vom Führungsapparat geschassten progressiven Generalsekretär Pedro Sánchez zu einem überraschenden Comeback verhalf. In einer von ihm durchgesetzten Mitgliederbefragung triumphierte er zur großen Überraschung seiner Gegner. Mit dem Ergebnis, dass er nun auf dem Chefsessel der Sozialistischen Arbeiterpartei zurückkehrte und schon wieder davon träumt, eine linke Parteienallianz zu schmieden, um Spaniens konservative Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Mariano Rajoy zu stürzen.
Zunächst wird der 45-Jährige den tiefen Riss kitten müssen, der sich durch seine sozialdemokratisch ausgerichtete Traditionspartei zieht und sie an den Rand des Abgrunds brachte. Etwas mehr als 50 Prozent der Mitglieder stimmten in der Urabstimmung für den weltgewandten und reformorientierten Wirtschaftswissenschaftler Sánchez, der wegen seiner Sonnyboy-Ausstrahlung auch „Pedro der Hübsche“gerufen wird.
Sánchez repräsentiert den progressiven Parteiflügel, der sich auch eine Zusammenarbeit mit der neuen linken Kraft Podemos vorstellen kann. Die Versöhnung der beiden Flügel in seiner Partei dürfte eine Herkulesaufgabe für Sánchez werden. „Wenn es Willen gibt, Illusion und Ideen, dann ist alles möglich“, rief der Rückkehrer nach dem Triumph seinen Anhängern zu. Er verspricht, „eine neue Sozialistische Partei aufzubauen“und forderte die zerstrittenen Strömungen zur Einheit auf.
Die zweite Herausforderung des wieder auferstandenen Chefs dürfte der angestrebte Schulterschluss der linken Parteien sein: Sánchez deutete an, dass er sich vorstellen kann, Spaniens konservativen Regierungschef Rajoy mit einem Misstrauensvotum zu Fall zu bringen und so Neuwahlen zu provozieren. Ralph Schulze