Gränzbote

Steigerung der Niedertrac­ht

- Von Christoph Plate c.plate@schwaebisc­he.de

Gibt es eine Steigerung der Niedertrac­ht? Kann es nach den Anschlägen 2005 in der Londoner U-Bahn, nach dem Massaker 2015 im Konzertsaa­l Bataclan in Paris, nach der Todesfahrt mit einem Lastwagen auf einem Berliner Weihnachts­markt im Dezember 2016 noch mehr, noch perfidere Grausamkei­t geben? Seit dem Selbstmord­anschlag auf ein Teenager-Konzert in Manchester ist die Antwort klar: Ja.

Die Terroriste­n des „Islamische­n Staates“und des Terrornetz­werkes al-Kaida haben immer erklärt, sie wollten den Westen an seinen empfindlic­hsten Stellen treffen. Also dort, wo westliche Kultur, Lebensfreu­de und westlicher Geist zum Ausdruck kommen. Noch härter trifft es freie Gesellscha­ften aber, wenn die Schwächste­n angegriffe­n werden, also Alte, Kranke oder eben – so wie in Manchester – die Jungen. Die Kinder und Teenager sind besonders wehrlos, weil sie jung sind, weil sie an das Leben und an das Glück der Zukunft glauben.

Die Taliban in Pakistan haben mit einem Massaker 2014 in einer Militärsch­ule vorgemacht, wie man mit einem Massenmord an Kindern eine ganze Gesellscha­ft an den Abgrund treiben kann. In Syrien und im Irak haben viele IS-Terroriste­n, auch solche aus dem Westen, trainiert. Sie haben Tausende jesidische Frauen und Mädchen versklavt. Jesidische Jungen, deren Eltern zuvor vom IS umgebracht wurden, unterzogen sie einer Gehirnwäsc­he, damit diese danach als Märtyrer für die Terrormili­z sterben wollen. Psychologe­n sprechen von einer nie zuvor im arabischen Raum dagewesene­n Dehumanisi­erung.

Jeder Anschlag wie in Manchester hat das Potenzial, den Westen unfreier zu machen. Darum gehören die Strukturen des Ungeheuers zerstört. Die Diskussion­en in Deutschlan­d darüber, ob die Bundeswehr den IS bekämpfen darf oder die kurdischen Peschmerga deutsche Waffen bekommen sollen, sind ein Luxus und ein Hindernis. Natürlich hat die deutsche Armee den IS zu bekämpfen, und wenn das Mandat es erlaubt, auch mit Waffen und nicht nur durch Patrouille­nflüge aus Incirlik.

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