Es fährt ein Bus nach irgendwo
Tuttlingerin kritisiert unübersichtliche Fahrpläne – TUTicket gelobt Besserung.
TUTTLINGEN - Das Auto muss Barbara Dieterich seit einigen Wochen stehen lassen. Die Sehkraft lässt eine aktive Teilnahme der 75-Jährigen am Straßenverkehr nicht mehr zu. Die Tuttlingerin ist auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. Den Überblick zu behalten und sich zu orientieren, fällt ihr am Tuttlinger Busbahnhof nicht nur wegen der nachlassenden Sehkraft schwer.
„Anzeigetafeln wären gut“, sagt Dieterich, als sie den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) betritt. Mittlerweile weiß sie, wie sie ins Brunnental oder nach Mühlheim kommt. Dafür hat sie sich aber mühsam durchfragen müssen. Die Übersicht in den Schaukästen, von welchem Haltepunkt welche Linie abfährt, hat sie selbst nicht entdecken können. „Das ist viel zu klein“, bemängelt Dieterich. Auch sei die Aufteilung in den Schaukästen nicht wirklich nutzerfreundlich. Während die Tarifübersicht oben links auf Augenhöhe steht, muss der Fahrgast sich schon hinknien, um den Fahrplan zu studieren. Der Hinweis über dem Kasten, in welche Richtung die Linien vom Haltepunkt losfahren, ist für kleinere Personen gar nicht zu sehen.
Wenn man nicht wüsste, wie man fahren müsste, sei es schon schwierig, sagt die Tuttlingerin. Arthur Zaiser, der auf seinen Bus wartet, erzählt: „Ich bin alles mit meiner Abo-Karte abgefahren. So sehe ich, wo ich hin muss.“Die Orientierung auf dem Busbahnhof ist dennoch schwierig. Zwar sind auf den Pfeilern die Buchstaben A bis F angebracht. Es wird aber nicht deutlich, wo der Haltepunkt ist. Deshalb, sagt Dieterich aus eigener Erfahrung, sei es schwierig, kurzfristig noch den Bus zu erreichen, wenn man sich erst erkundigen und dann noch suchen muss. „Das ist schon ein großer Bahnhof. Sehen Sie, wie schwierig es ist, einen Bus zu erreichen“, meint die 75-Jährige.
Echtzeitinformation kommt bis zum Herbst
Kritik, wie von Barbara Dieterich geäußert, ist für Jens Keucher kein Einzelfall. Nach Hinweisen aus der Bevölkerung und eigenen Beobachtungen weiß der Geschäftsführer von TUTicket, dass am ZOB nachgebessert werden muss. „Es ist nicht optimal“, sagt Keucher, in Personalunion auch Amtsleiter Nahverkehr beim Landkreis. Bis zum Herbst werde es eine Echtzeitinformation über die abfahrenden Busse geben. „Wir planen mit September bis Oktober. Alles, was früher umgesetzt wird, ist schön.“
Zuvor soll schon deutlicher kenntlich gemacht werden, an welchem Haltepunkt sich der Fahrgast befindet. Verbesserungen sind allerdings schwerer umzusetzen. TUTicket ist nur Nutzer der Infrastruktur. „Wir müssen damit vorlieb nehmen, was wir vorfinden. Wir sind nicht mit allen Bereichen glücklich“, sagt Keucher. Weil die Pfeiler im Bahnhof rund sind, könne durch das Bekleben der Schilder A bis F nicht eindeutig angezeigt werden, ob der Haltepunkt rechts oder links ist. Gleiches gilt für die Schaukästen. „Wir können die Aushänge bestücken und haben da schon nachjustiert. Vor zwei Jahren war das noch konfuser.“
Damit sich Barbara Dieterich orientieren kann, hat sie immer gedruckte Fahrpläne dabei. Um in der Gesamtauflistung der Verbindungen fündig zu werden, benötigt sie aber eine Lupe. „Das ist sehr klein“, bestätigt Keucher. Geplant ist, dass eine App die Übersicht ablöst. Alternativ überlegt der TUTicket-Geschäftsführer, ob nicht weitere Verbindungen als Auszug gedruckt werden. „Die Darstellung der Verbindungen ist um zwei Schriftgrößen größer. Wir haben das bereits mit einem Fahrplan für den Stadtverkehr gemacht. Das ist gut angekommen.“