Gränzbote

Es fährt ein Bus nach irgendwo

Tuttlinger­in kritisiert unübersich­tliche Fahrpläne – TUTicket gelobt Besserung.

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Das Auto muss Barbara Dieterich seit einigen Wochen stehen lassen. Die Sehkraft lässt eine aktive Teilnahme der 75-Jährigen am Straßenver­kehr nicht mehr zu. Die Tuttlinger­in ist auf die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel angewiesen. Den Überblick zu behalten und sich zu orientiere­n, fällt ihr am Tuttlinger Busbahnhof nicht nur wegen der nachlassen­den Sehkraft schwer.

„Anzeigetaf­eln wären gut“, sagt Dieterich, als sie den Zentralen Omnibusbah­nhof (ZOB) betritt. Mittlerwei­le weiß sie, wie sie ins Brunnental oder nach Mühlheim kommt. Dafür hat sie sich aber mühsam durchfrage­n müssen. Die Übersicht in den Schaukäste­n, von welchem Haltepunkt welche Linie abfährt, hat sie selbst nicht entdecken können. „Das ist viel zu klein“, bemängelt Dieterich. Auch sei die Aufteilung in den Schaukäste­n nicht wirklich nutzerfreu­ndlich. Während die Tarifübers­icht oben links auf Augenhöhe steht, muss der Fahrgast sich schon hinknien, um den Fahrplan zu studieren. Der Hinweis über dem Kasten, in welche Richtung die Linien vom Haltepunkt losfahren, ist für kleinere Personen gar nicht zu sehen.

Wenn man nicht wüsste, wie man fahren müsste, sei es schon schwierig, sagt die Tuttlinger­in. Arthur Zaiser, der auf seinen Bus wartet, erzählt: „Ich bin alles mit meiner Abo-Karte abgefahren. So sehe ich, wo ich hin muss.“Die Orientieru­ng auf dem Busbahnhof ist dennoch schwierig. Zwar sind auf den Pfeilern die Buchstaben A bis F angebracht. Es wird aber nicht deutlich, wo der Haltepunkt ist. Deshalb, sagt Dieterich aus eigener Erfahrung, sei es schwierig, kurzfristi­g noch den Bus zu erreichen, wenn man sich erst erkundigen und dann noch suchen muss. „Das ist schon ein großer Bahnhof. Sehen Sie, wie schwierig es ist, einen Bus zu erreichen“, meint die 75-Jährige.

Echtzeitin­formation kommt bis zum Herbst

Kritik, wie von Barbara Dieterich geäußert, ist für Jens Keucher kein Einzelfall. Nach Hinweisen aus der Bevölkerun­g und eigenen Beobachtun­gen weiß der Geschäftsf­ührer von TUTicket, dass am ZOB nachgebess­ert werden muss. „Es ist nicht optimal“, sagt Keucher, in Personalun­ion auch Amtsleiter Nahverkehr beim Landkreis. Bis zum Herbst werde es eine Echtzeitin­formation über die abfahrende­n Busse geben. „Wir planen mit September bis Oktober. Alles, was früher umgesetzt wird, ist schön.“

Zuvor soll schon deutlicher kenntlich gemacht werden, an welchem Haltepunkt sich der Fahrgast befindet. Verbesseru­ngen sind allerdings schwerer umzusetzen. TUTicket ist nur Nutzer der Infrastruk­tur. „Wir müssen damit vorlieb nehmen, was wir vorfinden. Wir sind nicht mit allen Bereichen glücklich“, sagt Keucher. Weil die Pfeiler im Bahnhof rund sind, könne durch das Bekleben der Schilder A bis F nicht eindeutig angezeigt werden, ob der Haltepunkt rechts oder links ist. Gleiches gilt für die Schaukäste­n. „Wir können die Aushänge bestücken und haben da schon nachjustie­rt. Vor zwei Jahren war das noch konfuser.“

Damit sich Barbara Dieterich orientiere­n kann, hat sie immer gedruckte Fahrpläne dabei. Um in der Gesamtaufl­istung der Verbindung­en fündig zu werden, benötigt sie aber eine Lupe. „Das ist sehr klein“, bestätigt Keucher. Geplant ist, dass eine App die Übersicht ablöst. Alternativ überlegt der TUTicket-Geschäftsf­ührer, ob nicht weitere Verbindung­en als Auszug gedruckt werden. „Die Darstellun­g der Verbindung­en ist um zwei Schriftgrö­ßen größer. Wir haben das bereits mit einem Fahrplan für den Stadtverke­hr gemacht. Das ist gut angekommen.“

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FOTO: MATTHIAS JANSEN
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FOTOS: MATTHIAS JANSEN Der Bahnsteig am ZOB ist lang, die Beschilder­ung ungenügend. Für Senioren ist es schwer, kurzfristi­g einen Bus zu erreichen. Barbara Dieterich kritisiert, dass eine Fahrplanan­zeige fehlt und die Aushänge zu klein sind. Den gedruckten Plan kann sie nur...
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