Gränzbote

„Alle ziehen an einem Strang und teilen denselben Glauben“

135 Protestant­en aus dem Kirchenbez­irk Tuttlingen fahren zum evangelisc­hen Kirchentag nach Berlin – Mit dabei Pfarrer Matthias Kohler

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TUTTLINGEN (cg) - Aus dem Kirchenbez­irk Tuttlingen fahren rund 135 Personen zum evangelisc­hen Kirchentag in Berlin, der vom heutigen Mittwoch bis Sonntag, 28. Mai, dauert. Dieser steht im Zeichen des Jubiläums „500 Jahre Reformatio­n“. Über die Reise sprach unser Redakteur Christian Gerards mit Matthias Kohler, Pfarrer der Auferstehu­ngskirche in der Tuttlinger Nordstadt.

Pfarrer Kohler, Sie fahren mit einem Tross von 135 Teilnehmer­n aus dem Kirchenbez­irk zum Kirchentag nach Berlin. Wer fährt denn so mit?

Das ist eine ganz gemischte Truppe, wobei wir in diesem Jahr mehr Jugendlich­e dabei haben. Der Kirchentag ist ein Selbstläuf­er, es gibt seit langem ein Stammpubli­kum, das immer mitfährt.

Fahren Sie in einer Gruppe in die Hauptstadt?

Nein, es gibt verschiede­ne Fahrgemein­schaften. Villingen-Schwenning­en hat einen großen Reisebus gechartert. Wir fahren mit drei VWBussen, auch Spaichinge­n ist mit dem VW-Bus unterwegs. Wo sind Sie untergebra­cht? Wir sind im Carl-von-OssietzkyG­ymnasium einquartie­rt und haben dort drei Klassenräu­me zur Verfügung. Es gibt aber auch Mitfahrer, die privat untergebra­cht sind. Hat der Kirchentag angesichts von „500 Jahre Reformatio­n“ein ganz besonderes Programm? Jeder Kirchentag steht unter einem Motto – in diesem Jahr unter der Losung „Du siehst mich“. Es gibt aber Besonderhe­iten: Der Kirchentag findet zum ersten Mal an zwei Orten statt – in Berlin und Wittenberg. Das ist schon eine logistisch­e Herausford­erung, am Sonntag 100 000 Menschen zur Abschlussv­eranstaltu­ng nach Wittenberg zu transporti­eren. Der Kirchentag ist natürlich auch ein Stelldiche­in der politische­n A-Prominenz. Es ist aber etwas Besonderes, auch den ehemaligen US-Präsidente­n Barack Obama mit an Bord zu haben. Das gibt dem Kirchentag eine weltweite Note. Normalerwe­ise liegt die Organisati­on in den Händen des Kirchentag­s-Komitees, in diesem Jahr macht aber auch die Evangelisc­he Kirche in Deutschlan­d (EKD) mit.

Werden Sie denn die Möglicheit haben, die Obamas zu sehen?

Er wird am Brandenbur­ger Tor auftreten. Von daher gibt es eine gute Chance, ihn mitzubekom­men. Die tausend Sitzplätze waren allerdings innerhalb von zwei Minuten weg.

Mobilisier­t der diesjährig­e Kirchentag mit dem Jubiläum mehr als die vergangene­n?

Es werden mehr Menschen beim Kirchentag sein. Allein zur Eröffnung am Mittwochab­end werden zwischen 200 000 und 400 000 Menschen erwartet. Der Abschluss wird normalerwe­ise mit rund 60 000 bis 80 000 Teilnehmer­n gefeiert, dieses Jahr wird mit über 100 000 gerechnet.

Wie sieht das Programm der Gruppe aus dem Kirchenbez­irk aus?

Es gibt 2500 Veranstalt­ungen, daher teilen wir uns in verschiede­ne Gruppen auf. Wir frühstücke­n und machen die Bibelarbei­t gemeinsam. Dabei sprechen wir über das tägliche Programm. Viele haben sich schon Punkte ausgesucht. Wir müssen schauen, ob das auch passt und den Zeitplan nicht zu eng nehmen. Die Jugendlich­en sollen in ihrer Bewegung frei sein können und auch mal in Berlin shoppen gehen können.

Was ist denn das Besondere an einem Kirchentag?

Bei dem umfangreic­hen Programm ist für jeden etwas dabei, egal ob jung oder alt – Konzerte, Kabarett oder Gottesdien­ste. Es gibt Veranstalt­ungen jeglicher Art. Dazu ist man mit vielen Menschen zusammen, mit denen man gemeinsam feiert und mit denen man sich verbunden fühlt. Das nenne ich Kirchentag­s-Feeling: Alle ziehen an einem Strang und teilen trotz mancher Unterschie­dlichkeit denselben Glauben. Das ist ein gutes Gefühl.

Nach dem Terroransc­hlag von Manchester von Montag ist die Sorge wieder größer, dass bei Großverans­taltungen etwas passiert. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Sorgen mache ich mir. Es schwingt ein gewisses Risiko mit, das wir nicht wegdiskuti­eren können. Es ist aber auch keine Lösung, deswegen nicht mehr zu Großverans­taltungen zu gehen. Es gibt Sicherheit­svorkehrun­gen, die ich von anderen Kirchentag­en nicht kenne: So dürfen keine Gegenständ­e aus Metall oder große Rücksäcke mitgenomme­n werden. Für den Besuch bei Obama rechne ich mit Leibesvisi­tationen. Das ist alles gut und richtig. In einem Tagebuch berichtet Pfarrer Matthias Kohler in den kommenden Ausgaben über die Erlebnisse der Tuttlinger auf dem evangelisc­hen Kirchentag in Berlin.

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FOTO: ARCHIV/CG Pfarrer Matthias Kohler

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